Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
von ihm wollte. Er würde die ganz außergewöhnlichen Bedingungen kennen lernen, die man ihm für die Auslieferung seines Geheimnisses anbot.
    »Und im Grunde, schloß Herr Ward, welchen persönlichen Nutzen könnte er sich von seiner Erfindung versprechen? Wäre es nicht weit vernünftiger von ihm, sie recht hoch zu verwerten? Es liegt auch keinerlei Grund vor, anzunehmen, daß der Unbekannte etwa ein Verbrecher und ihm daran gelegen wäre, jeder Verfolgung zu spotten.«
    Nach allem, was mir mein Vorgesetzter im übrigen mitteilte, war man höhern Orts jedoch entschlossen, erst andere Maßregeln zu treffen, das erwünschte Ziel zu erreichen. Die schärfste Überwachung der Landstraßen, Flüsse, Ströme, Seen und Küstengewässer durch zahlreiche Geheimpolizisten hatte sich bisher als nutzlos erwiesen. Sah man den Erfinder nirgends mehr, so wollte er sich jedenfalls nicht weiter sehen lassen, außer wenn der immerhin mögliche Fall vorlag, daß er bei irgend einem gefährlichen Manöver samt seiner Maschine zugrunde gegangen wäre. Seit dem Unfalle der Goelette »Markel« war im GeneralPolizeiamt kein neuer Bericht eingelaufen und die ganze Sache überhaupt keinen Schritt vorwärts gekommen. Das legte mir Herr Ward dar und suchte dabei seine Enttäuschung gar nicht zu verhehlen.
    Ja, eine schmerzliche Enttäuschung, und daneben erwuchsen ja immer größere Schwierigkeiten, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Verfolge nur einer Übeltäter, die zu Lande und zu Wasser unergreifbar sind!… Und wenn die lenkbaren Luftschiffe erst zur erstrebten Vollkommenheit ausgebildet sind, dann fliege einer den Banditen einmal durch die Lüfte nach! Mehr und mehr drängte sich mir auch schon die Frage auf, ob wir, meine Kollegen und ich, eines schönen Tages nicht gänzlich zur Ohnmacht, zur Untätigkeit verurteilt sein würden und, wenn dann alle Polizisten überhaupt nutzlos wären, ob wir nicht bald endgültig verabschiedet werden würden.
    Da erinnerte ich mich des Briefes, der mir vor zehn Tagen zugegangen war, jenes vom Great-Eyry datierten Briefes, der mich mit dem Verluste der Freiheit, sogar des Lebens bedrohte, wenn ich meinen frühern Versuch zu wiederholen wagte. Ich dachte auch daran, daß man mich vor kurzer Zeit so auffallend belauert hatte. Seit diesen Tagen war aber kein weiterer Brief dieser Art angekommen, und den beiden verdächtigen Persönlichkeiten war ich niemals begegnet. Auch die stets auf der Wacht stehende Grad hatte sie in der Long-Street nicht wiedergesehen.
    Ob es wohl ratsamer war, jetzt Herrn Ward ins Vertrauen zu ziehen? Bei näherer Überlegung sagte ich mir jedoch, daß die Angelegenheit betreffs des Great-Eyry augenblicklich kein besonderes Interesse bot. »Der Andere« hatte die Erinnerung daran ausgelöscht. Höchstwahrscheinlich dachten die Landleute jener Gegend auch nicht mehr viel daran, da die merkwürdigen Erscheinungen, die Ursache ihrer Angst, sich nicht erneuert hatten, und so gingen sie jedenfalls sorglos wieder ihrer gewohnten Beschäftigung nach.
    Ich beschloß deshalb, meinem Vorgesetzten gegenüber des Briefes nicht eher zu erwähnen, als bis die Umstände es später vielleicht angezeigt erscheinen ließen. Er würde jetzt darin doch nur den Schelmenstreich eines Witzboldes erblickt haben.
    Nach einigen Minuten des Stillschweigens wurde unser unterbrochenes Gespräch wieder aufgenommen.
    »Wir werden versuchen, mit jenem Erfinder in Verbindung zu kommen, um mit ihm zu verhandeln, sagte Herr Ward. Er ist jetzt verschwunden, das steht fest, doch das berechtigt nicht zu der Annahme, daß er auch niemals wieder auftauchen und daß sein Erscheinen nicht von irgendeinem Punkte des amerikanischen Gebietes aufs neue gemeldet werden könnte. Nun ist unsere Wahl, lieber Strock, auf Sie gefallen; halten Sie sich also bereit, auf den ersten Wink aufzubrechen, ohne eine Stunde zu säumen. Gehen Sie nicht mehr aus, außer um nach dem Polizeiamt zu kommen, um unsere letzten Verhaltungsmaßregeln zu erfahren, und wenn es dann nötig erscheint…
    – Ich werde mich Ihren Vorschriften nach allen Seiten anpassen, Herr Ward, erwiderte ich, und werde bereit sein, Washington auf den ersten Wink zu verlassen, wohin es auch sei. Ich erlaube mir nur noch. eine Frage an Sie zu richten: Soll ich ganz allein handeln, oder empföhle es sich nicht, mir Begleiter zu geben?
    – Das wollte ich vorhin gerade sagen, unterbrach mich Herr Ward. Wählen Sie selbst zwei Polizisten, zu denen Sie Vertrauen

Weitere Kostenlose Bücher