Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
haben.
    – Das wird leicht genug sein, Herr Direktor, und wenn ich nun früher oder später mit dem Manne – dem Teufelskerl, sagte ich für mich – zusammentreffe, was soll ich dann tun?
    – Zunächst ihn nicht aus den Augen verlieren, und, wenn es ratsam erscheint, sich seiner bemächtigen, denn Sie werden einen Verhaftsbefehl mitzunehmen haben…
    – Wohl eine nutzlose Vorsicht, Herr Ward. Wenn der nun auf sein Automobil spränge, und mit der Ihnen bekannten Geschwindigkeit davonsauste…, da versuche einer doch, so einen Burschen zu fangen, der in der Stunde zweihundertvierzig Kilometer hinter sich bringt!
    – Ja, die muß er nicht erst machen können, Strock, und nach der Verhaftung geben Sie uns sofort Nachricht; das übrige ist unsere Sache.
    – Rechnen Sie auf mich, Herr Direktor. Zu jeder Stunde, am Tage und in der Nacht, werde ich mit meinen Begleitern fertig sein, aufzubrechen. Ich danke Ihnen bestens, mir diese Sache zur Erledigung anvertraut zu haben. Gelingt das, so gereicht es mir ja doch zur großen Ehre…
    – Und zu großem Nutzen!« fiel mein Chef ein, der mich damit entließ.
    Nach Hause zurückgekehrt, beschäftigte ich mich mit den Vorbereitungen zu einer Reise, die längere Zeit dauern konnte. Vielleicht bildete Grad sich ein, daß es sich um eine zweite Fahrt nach dem Great-Eyry handelte, und der Leser weiß ja, wie sie über dieses Vorzimmer der Hölle dachte. Immerhin unterdrückte sie jede bezügliche Bemerkung, und ich zog es vor, sie nicht ins Vertrauen zu ziehen, so sehr ich auch auf ihre Verschwiegenheit bauen konnte.
    Was die beiden Polizisten betraf, die ich mitnehmen wollte, so war meine Wahl bald getroffen. Beide gehörten zu der Abteilung für diskrete Nachforschungen und waren der eine dreißig, der andere zweiunddreißig Jahre alt. Sie hatten schon bei mancher Gelegenheit unter meiner Leitung Proben von Mut, Scharfsinn und Tatkraft abgelegt. Der eine, John Hart, stammte aus Illinois, der andere, Nab Walker, aus Massachusetts. Ich hätte gar keine glücklichere Hand haben können.
    Wiederum vergingen einige Tage. Noch immer verlautete nichts Neues über das Automobil, das Schiff oder das Unterseeboot. Trafen auch vereinzelte Mitteilungen im Polizeiamt ein, so wurden sie doch bald als falsch erkannt, so daß es sich nicht der Mühe lohnte, ihnen irgendwie Folge zu geben. Das – ich finde kein anderes Wort – Geschwätz in den Zeitungen war erst recht ohne Wert; man weiß ja, daß auch bei den am besten bedienten Blättern vielerlei Irrtümer kaum zu vermeiden sind.
    Zweimal war es jedoch wohl nicht zweifelhaft, daß der »Löwe des Tages« sich gezeigt hatte, das eine Mal auf den Landstraßen von Arkansas in der Umgebung von Little Rock, und das zweite Mal in der südlichen Gegend des Oberen Sees.
    Ein ganz unerklärlicher Umstand hierbei lag nur darin, daß sein erstes Erscheinen auf den Nachmittag des 26. und das zweite auf den Abend desselben Tages fiel, da die Entfernung zwischen den beiden in Betracht kommenden Punkten nicht unter achthundert Meilen (1280 Kilometer) beträgt, und wenn das Automobil bei seiner unheimlichen Fahrgeschwindigkeit diese Strecke in so kurzer Zeit zurücklegen konnte, so hätte man das auf seiner Fahrt durch Arkansas, Missouri, Jowa und Wisconsin doch einmal sehen müssen. Dennoch wurde sein Vorüberkommen von keiner Seite gemeldet, obwohl der Chauffeur seine Reise nicht anders als über Land ausführen konnte.
    Jeder wird zugestehen, daß das doch kaum zu begreifen war, und in der Tat begriff es auch niemand.
    Übrigens hatte ihn nach seinem zweimaligen Auftauchen auf der Straße von Little Rock und nahe dem Ufer des Obern Sees kein Mensch sonst wo bemerkt. Meine Polizisten und ich hatten also noch keine Veranlassung abzureisen.
    Die Regierung hatte, wie wir wissen, mit der geheimnisvollen Persönlichkeit in Verbindung treten wollen. Man mußte aber jeden Gedanken, sich des Unbekannten zu bemächtigen, aufgeben, und durch andere Mittel zum Ziele zu gelangen suchen. Von besonderer Wichtigkeit war es – und das fand auch in den Äußerungen der großen Menge unverhohlen Ausdruck – daß die Union die alleinige Besitzerin eines Apparates würde, der ihr, vor allem im Kriegsfalle, eine unbestreitbare Überlegenheit über die anderen Länder sicherte. Übrigens konnte man wohl annehmen, daß der Erfinder amerikanischer Herkunft wäre, da er sich nur auf amerikanischem Gebiete zeigte, und daß er es vorziehen würde, mit Amerika zu

Weitere Kostenlose Bücher