Herr der Welt
der Sie gar nicht verwundern kann bei einem Neugierigen…
– Wie Sie einer sind, Strock!… Ja ja, das stimmt! Ich kann Ihnen auch nur wiederholen: halten Sie sich bereit, auf den ersten Anruf abzureisen!«
Ich verließ das Polizeiamt mit dem Eindrucke, daß man mich bald zur Klärung der vorliegenden Angelegenheit rufen würde. Dann wäre ich mit meinen zwei Gehilfen binnen einer Stunde aufgebrochen, darauf konnte Herr Ward sich verlassen.
Die Erregung der Geister war nur mehr und mehr gestiegen, seitdem der Kapitän der »Epouvante« das Angebot der amerikanischen Regierung kurzweg abgelehnt hatte. Man empfand es im Weißen Hause wie im Ministerium, daß die Volksstimme jetzt verlangte zu handeln. Ja gewiß, doch in welcher Weise? Wie sollte man den »Herrn der Welt« finden, und wenn er irgendwo auftauchte, wie sich seiner bemächtigen? Bei ihm hatte man jederzeit mit ganz unerklärlichen Dingen zu rechnen. Daß seine Maschine eine ans Wunderbare grenzende Geschwindigkeit entwickelte, darüber bestand ja kein Zweifel. Doch wie hatte er in den, jeder Verbindung mit der Außenwelt entbehrenden Kirdallsee eindringen, wie aus diesem wieder herauskommen können?… Ferner hatte man ihn in der letzten Zeit einmal vom Oberen See gemeldet, ohne daß er, ich wiederhole es, auf der achthundert Meilen langen Strecke, die beide Seen voneinander trennt, irgendwo gesehen worden wäre. Wahrlich, eine Angelegenheit ohnegleichen… lauter unerklärliche Dinge! Doch das war nur eine weitere Mahnung, der Sache auf den Grund zu gehen. Da die Millionen von Dollars nichts erreicht hatten, hieß es nun Gewalt zu gebrauchen. Der Erfinder und seine Erfindung waren für Geld nicht feil, und wir wissen ja, in welch hochmütige und drohende Ausdrücke er seine Ablehnung gekleidet hatte. Nun gut, so wurde er eben als ein Verbrecher betrachtet, dem gegenüber alle Mittel erlaubt waren, die ihn verhinderten, Unheil anzurichten. Das verlangte die Sorge für die Sicherheit nicht nur in Amerika, sondern auch in der ganzen Welt. Die Vermutung, daß er bei einem Unfalle umgekommen wäre, konnte seit seinem berühmten Briefe vom 15. Juli nicht mehr aufrecht erhalten werden. Er lebte, lebte wie früher, und sein Leben bildete eine öffentliche, eine jeden Augenblick drohende Gefahr.
Von dieser Erwägung geleitet, erließ die Regierung folgende Bekanntmachung;
»Da der Kommandant der ›Epouvante‹ sich weigert, wegen der Überlassung seines Geheimnisses an die Bundesregierung selbst um den Preis der ihm dafür angebotenen Millionen in Verhandlungen einzutreten, da ferner der Gebrauch, den er von seiner Maschine macht, eine Gefahr bildet, gegen die sich zu schützen unmöglich ist, wird der genannte Kommandant hiermit für vogelfrei erklärt. Alle Maßregeln, die dazu führen können, seinen Apparat und ihn selbst unschädlich zu machen, werden hiermit im voraus gebilligt.«
Das war der Krieg, der Krieg bis aufs Messer gegen diesen »Herrn der Welt«, der die Macht zu haben glaubte, einer ganzen Nation, der amerikanischen Nation Trotz zu bieten.
Von diesem Tage an wurden auch ansehnliche Belohnungen für jeden ausgesetzt, der den Aufenthaltsort des gefährlichen Mannes entdecken würde, für jeden, der sich seiner bemächtigen, und für jeden, der das Land von ihm befreien würde.
So war die Sachlage in der zweiten Hälfte des Juli. Bei genauer Überlegung konnte man freilich zu keinem anderen Schlusse kommen, als daß darin nur durch einen glücklichen Zufall eine Änderung eintreten könnte. Zunächst gehörte dazu doch, daß der »außer dem Gesetze Stehende« irgendwo wieder erschien, daß er bemerkt und gemeldet wurde, und daß die Umstände seine Verhaftung ermöglichten. Als Automobil auf dem Lande, als Schiff auf dem Wasser oder gar als Unterseebot konnte der Apparat unmöglich angehalten werden. Nein, man mußte ihn überraschen können, ehe er, dank seiner unerreichten Geschwindigkeit, Gelegenheit fand zu entweichen.
In Erwartung des von Ward kommenden Befehls hielt ich mich stets zum Aufbruche fertig. Dieser Befehl kam aber nicht, und zwar aus dem guten Grunde, daß der, auf den er sich bezog, jetzt unsichtbar blieb.
So kam das Ende des Monats heran. Die Zeitungen hörten nicht auf, ihre Leser mit der Angelegenheit in Atem zu halten. Zuweilen trafen neue Nachrichten ein, die die Neugier der Volksmenge noch mehr anstachelten, auch auf mancherlei Fährten wurde von verschiedenen Seiten hingewiesen… alles erwies sich als
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