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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich von
    Prairie-du-Chien, einer Stadt an der Westgrenze, über Ma-
    dison bis etwas jenseits Milwaukees am Ufer des Michigan-
    sees. Nur von einer Straße in Japan, der zwischen Nikko
    und Namode, die überdies von riesigen Zypressen einge-
    rahmt ist, wird jene als Rennstrecke insofern übertroffen,
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    als die japanische Straße 122 Kilometer weit in schnurgera-
    der Richtung verläuft.
    Zur Beteiligung an diesem Match wurden in sehr gro-
    ßer Anzahl Maschinen aus allen Fabriken, und natürlich
    die besten Marken, angemeldet. Nach der Ausschreibung
    sollten überhaupt Motoren jeder Art zugelassen sein. Vo-
    raussichtlich sah man bei diesem Wettbewerb Motorräder
    der Firma Hurter und Dietrich neben den leichten Kraftwa-
    gen von Gobron-Brillé, Gebrüder Renault, Richard Brasier,
    Decauville, Darracq, Ader, Bayard, Clément, Chenard &
    Walcker, ferner die Wagen von Gillet-Forest, Harward &
    Watson, Pipe, Wolseley, die schweren Mars-Wagen, neben
    denen von Fiat, Mercedes, Charrow-Girardot-Voigt, Hotch-
    kisz, Panhard-Levassor, Dion-Bouton, Gardner-Serpol-
    let, Turcat-Méry, Hirscher & Lobano und andere mehr . . .
    kurz, die Erzeugnisse aus allen Ländern. Die ausgesetzten
    Preise waren sehr hoch, denn sie betrugen nicht weniger
    als 50.000 Dollar. Es unterlag also keinem Zweifel, daß das
    Wettrennen sehr lebhaft bestritten werden würde. Eifrig
    hatten die Automobilfabrikanten dem Aufruf des Automo-
    bilklubs entsprochen und ihre vollendetsten »Typen« her-
    geschickt. Einander zu messen, standen etwa 40 verschie-
    den konstruierte Fahrzeuge bereit, darunter solche für den
    Betrieb mit Wasserdampf, Petroleum, Spiritus und Elektri-
    zität, doch lauter Modelle, die schon Proben auf hervorra-
    gende Leistungsfähigkeit bestanden hatten.
    Nach der Berechnung, die sich auf die höchste über-
    haupt erreichbare Geschwindigkeit – zu jener Zeit betrug
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    sie 160 Stundenkilometer – gründete, konnte das bevorste-
    hende internationale Wettrennen über die Strecke von 200
    Kilometern keine 3 Stunden in Anspruch nehmen. Um jede
    Gefahr auszuschließen, hatten die Behörden von Wiscon-
    sin vorsorglicherweise jeden Verkehr zwischen Prairie-du-
    Chien und Milwaukee für den 30. Mai vollständig unter-
    sagt.Unfälle waren also nicht zu befürchten, höchstens sol-
    che, die die Teilnehmer bei ihrem überhasteten Dahinrollen
    treffen konnten. Das ging diese aber nur allein an, wie man
    gern sagt. Für andere Wagen und für Fußgänger war dage-
    gen, dank der getroffenen Vorsichtsmaßnahmen, nichts zu
    befürchten.
    Natürlich strömten am Tag der Entscheidung ungeheure
    Menschenmengen, und das nicht aus Wisconsin allein, an
    verschiedenen Stellen zusammen. Tausende kamen noch
    aus den angrenzenden Staaten, aus Illinois wie aus Michi-
    gan, aus Iowa, Indiana und selbst aus dem Staat New York
    herbei.
    Natürlich befanden sich unter den Sportliebhabern viele
    Ausländer, Franzosen, Deutsche, Engländer, Österreicher,
    Belgier und andere, und erklärlicherweise wünschten alle
    den Chauffeuren gerade ihrer Heimat den besten Erfolg.
    Da dieses Match in den Vereinigten Staaten, dem wun-
    derbaren Land der tollsten Wettlustigen, ausgefochten
    wurde, versteht es sich wohl von selbst, daß es darüber zum
    Abschluß zahlreicher – oft höchst sonderbarer – und be-
    trächtlicher Wetten kam, die bei besonderen Wettagenturen
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    angemeldet waren. In der letzten Woche des Mai waren die
    Wettbeträge in der Neuen Welt so unmäßig angeschwollen,
    daß sie sich schon auf Hunderttausende Dollar beliefen.
    Das Zeichen zur Abfahrt sollte um 8 Uhr morgens durch
    ein Chronometer gegeben werden. Zur Vermeidung etwai-
    gen Zusammendrängens und der damit leicht verknüpften
    Unfälle, sollten sich die Automobile auf der am Rand von
    zahllosen Zuschauern besetzten Straße in Abständen von je
    3 Minuten folgen und der erste Preis dem Wagen zufallen,
    der für die Strecke zwischen Prairie-du-Chien und Milwau-
    kee die kürzeste Zeit brauchen würde.
    Die durch Auslosung bestimmten ersten zehn Wagen
    waren zwischen 8 und halb 9 abgefahren. Erlitten sie keinen
    Unfall, dann mußten sie gegen 11 Uhr am Ziel eingetroffen
    sein. Die übrigen hatten ihnen je nach der für sie gezogenen
    Nummer zu folgen. In Abständen von je einer halben Meile
    (804 Meter) wachten Polizeimannschaften über die Sicher-
    heit der Landstraße. Umsäumten diese schon überall zahl-
    reiche Neugierige, so standen noch weit mehr an

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