Herr der Welt
er einen Krater einschloß und ob das westliche
Gebiet von North Carolina von einem vulkanischen Aus-
bruch bedroht war. Es galt jetzt also dringlichst den Ver-
such, den Berg zu ersteigen und die Ursache der in der letz-
ten Zeit beobachteten Erscheinungen zu ergründen.
Vor einem solchen Versuch, dessen ernste Schwierigkei-
ten sich niemand verhehlte, bot sich da zufällig noch eine
Möglichkeit, die innere Anordnung des Great Eyrie zu be-
sichtigen, ohne den trotzigen Felsen zu erklimmen.
In den ersten Tagen des September sollte nämlich in
Morganton ein Ballon mit dem Luftschiffer Wilker aufstei-
gen. Geschah das bei einer östlichen Luftströmung, dann
wurde der Ballon nach dem Great Eyrie hin getragen, und
es eröffnete sich die Aussicht, daß er über diesen hinüber-
schwebte. Befand er sich dann einige hundert Fuß über
dem Berg, dann konnte Wilker diesen mit Hilfe eines guten
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Fernrohrs leicht besichtigen, seine Verhältnisse in der Tiefe
erkennen und sich überzeugen, ob sich zwischen den hohen
Gesteinsmauern ein Vulkanschlot zeigte. Das war ja über-
haupt die wichtigste Frage. War diese gelöst, dann wußte
man auch, ob die Umgebung in näherer oder fernerer Zeit
einen Ausbruch zu befürchten hatte.
Der Aufstieg erfolgte in der angedeuteten Weise bei
mäßigem, aber stetigem Wind und klarem Himmel. Die
Dunstmassen des Morgens hatten sich unter den glänzen-
den Strahlen der Sonne verflüchtigt. War nun das Innere
des Great Eyrie nicht von Nebelwolken erfüllt, so konnte
ihn der Luftschiffer in seiner ganzen Ausdehnung über-
sehen. Stiegen aus dem Innern Dämpfe auf, mußte er sie
wahrnehmen. In diesem Fall mußte man dann zugeben,
daß an dieser Stelle der Blue Ridge Mountains ein Vulkan
mit dem Great Eyrie als Krater vorhanden war.
Der Ballon stieg anfangs etwa 1500 Fuß empor und blieb
dann eine Viertelstunde lang ziemlich unbewegt stehen.
In jener Höhe war kein Wind mehr bemerkbar, obwohl er
noch über den Erdboden unten hinwegstrich. Zur größten
Enttäuschung geriet der Ballon dann aber in eine andere
Luftströmung und schwebte nach Osten zu. Damit entfernte
er sich leider von der Bergkette, und es schwand jede Hoff-
nung, ihn dahin zurückkehren zu sehen. Den Bewohnern
des Fleckens verlor er sich bald aus den Augen, und später
hörte man, daß er in der Nähe von Raleigh, der Hauptstadt
von North Carolina, gelandet war.
Dieser Versuch war also mißglückt, und man beschloß
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deshalb, ihn unter günstigeren Bedingungen zu wiederho-
len. Zeitweilig waren auch noch andere Geräusche hörbar
geworden, während auch schwere Dämpfe aufstiegen und
der Schein von flackernden Flammen sich an den Wol-
ken spiegelte. Daß die herrschende Unruhe dabei nicht ab-
nahm, liegt wohl auf der Hand; die Gegend blieb ja nach
wie vor von seismischen oder vulkanischen Erscheinungen
bedroht.
In den ersten Apriltagen des laufenden Jahres sollten
sich die mehr oder weniger unklaren Befürchtungen gar
noch zum wirklichen Schrecken steigern. Die Tagesblätter
der Gegend hallten auch von der öffentlichen Beängstigung
wider. Das ganze Gebiet zwischen der Bergkette und dem
Flecken Morganton sah sich von nah bevorstehender Zer-
störung bedroht.
In der Nacht vom 4. zum 5. April wurden die Einwohner
von Pleasant Garden durch eine von schrecklichem Getöse
begleitete Erderschütterung aus dem Schlummer geweckt,
und der naheliegende Gedanke, daß der benachbarte Teil
des Bergzugs zusammenbrechen könnte, rief eine unbe-
schreibliche Panik hervor. Alle stürzten, zum Fliehen be-
reit, aus den Häusern, da sie jeden Augenblick fürchteten,
einen Abgrund sich auftun zu sehen, der Farmen und Dör-
fer auf einer Strecke von 10 bis 15 Meilen zu verschlingen
drohte.
Die Nacht war tiefdunkel. Eine schwere Wolkendecke
hing drückend über der Erde. Selbst bei hellem Tag wäre
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der Kamm der Blue Ridge Mountains dabei nicht sichtbar
gewesen.
Inmitten der herrschenden Finsternis war aber gar
nichts zu unterscheiden, kaum konnte man auf das Weh-
geschrei antworten, das sich auf allen Seiten erhoben hatte.
Bestürzte Gruppen, Männer, Frauen und Kinder, suchten
nur noch gangbare Wege zu finden und drängten einander
in wirrem Knäuel hier- und dorthin.
»Das ist ein Erdbeben!« tönte es von verschiedenen Sei-
ten her.
»Ein Vulkanausbruch!«
»Doch woher?«
»Vom Great Eyrie!«
Bis nach Morganton verbreitete sich die
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