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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Meile nah an die Berg-
    kette heran und überzeugten sich dabei, daß die Flammen
    allmählich schwächer wurden und vielleicht gänzlich erlö-
    schen würden. In der Tat schien die Gegend von keinem
    Ausbruch bedroht zu sein. Kein Stein war in die Luft ge-
    schleudert worden, kein Lavastrom schlängelte sich den
    Berghang hinunter und aus der Erde war kein Donnern und
    Krachen zu vernehmen. Kurz, es zeigten sich keinerlei seis-
    mische Störungen, die sonst zuweilen in kürzester Zeit ein
    ganzes Land durcheinanderwürfeln können.
    Unzweifelhaft konnte man dagegen beobachten, daß
    sich das Feuer im Innern des Great Eyrie abschwächte. Die
    Rückstrahlung von den Wolken verblaßte allmählich, und
    das Land umher mußte in kurzer Zeit wieder in tiefer Fins-
    ternis liegen.
    Die lärmende Menge der Geflohenen war inzwischen auf
    — 17 —
    einer gegen jede Gefahr voraussichtlich geschützten Stelle
    zum Stillstand gekommen. Schließlich kehrten manche da-
    von zurück, und noch vor dem ersten Tagesgrauen hatten
    diese sich wieder in verschiedene Dörfer und Einzelgehöfte
    hineingewagt.
    Noch gegen 4 Uhr färbten sich die Ränder des Great
    Eyrie schwach mit einem fahlen Schein. Die Feuersbrunst
    erlosch, wahrscheinlich aus Mangel an weiterer Nahrung,
    und obwohl es noch immer unmöglich war, ihre Ursache zu
    erkennen, durfte man doch hoffen, daß sie nicht noch ein-
    mal aufflackern würde.
    Jedenfalls ließ sich annehmen, daß der Great Eyrie nicht
    der Schauplatz vulkanischer Vorgänge gewesen war. Es
    schien also nicht so, als ob die Bewohner der Umgebung
    durch ihn von einem verderblichen Ausbruch oder einem
    Erdbeben bedroht wären.
    Da vernahm man gegen 5 Uhr, als der Kamm des Ge-
    birges noch in nächtliches Dunkel gehüllt war, darüber ein
    seltsames Rauschen, eine Art regelmäßiges Keuchen, das
    von mächtigen Flügelschlägen begleitet war. Und wenn es
    schon Tag gewesen wäre, hätten die Bewohner der Farmen
    und Dörfer einen riesigen Raubvogel, ein Ungeheuer des
    Luftmeers, vorüberschweben sehen können, der, nachdem
    er sich über den Great Eyrie erhoben hatte, in Richtung Os-
    ten verschwand.
    — 18 —
    2. KAPITEL
    In Morganton
    Am 26. April war ich von Washington abgefahren und traf
    am nächsten Tag in Raleigh, der Hauptstadt von North Ca-
    rolina, ein.
    2 Tage vorher hatte mich der Generaldirektor der Polizei
    in sein Amtszimmer rufen lassen. Mein Vorgesetzter erwar-
    tete mich da mit sichtlicher Ungeduld. Dann hatte ich mit
    ihm folgendes Gespräch, das die Veranlassung zu meiner
    Abreise wurde.
    »John Strock«, begann er, »sind Sie noch immer der fin-
    dige und eifrige Mann, der uns bisher Beweise von diesen
    Eigenschaften geliefert hat?«
    »Mr. Ward«, antwortete ich mit einer Verbeugung, »es
    steht mir nicht zu, Ihnen zu versichern, daß ich von mei-
    ner Findigkeit, wie Sie sagen, nichts verloren habe, was aber
    meinen Eifer betrifft, darf ich wohl erklären, daß dieser
    noch genau derselbe geblieben ist . . .«
    »Ja, ja, ich glaube Ihnen«, sagte Mr. Ward, »und ich richte
    an Sie auch nur noch die eingeschränktere Frage: Sind Sie
    noch immer der alte, der begierig ist, jedes Geheimnis zu
    enthüllen, wie ich Sie von früher her kenne?«
    »Noch immer, Mr. Ward . . .«
    »Und dieser Forschungseifer hat keine Abschwächung
    erlitten dadurch, daß Sie ihn so häufig betätigt haben?«
    »Ich glaube, in keiner Weise.«
    »Gut, Strock, dann hören Sie mir zu!«
    — 19 —
    Der Polizeidirektor war zu jener Zeit 50 Jahre alt, im Be-
    sitz aller seiner geistigen Fähigkeiten und sehr gewandt in
    den wichtigen Aufgaben, die sein Amt ihm auferlegte. Wie-
    derholt hatte er mich mit schwierigen Missionen betraut, die
    ich zur Zufriedenheit ausgeführt hatte, selbst bei solchen,
    die die Politik berührten, und ich hatte mich dabei immer
    seiner vollen Anerkennung zu erfreuen. Seit einigen Mona-
    ten war jetzt keine Gelegenheit gewesen, meine Dienste in
    Anspruch zu nehmen, und diese unfreiwillige Muße wurde
    mir schon recht lästig. Ich erwartete also mit einiger Unge-
    duld, was Mr. Ward mir mitzuteilen haben würde, zweifelte
    aber nicht, daß es sich um eine ernsthafte Sache handelte,
    wenn er mich deswegen ins Feld schicken wollte.
    Und da handelte es sich denn um eine Angelegenheit,
    die zur Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit nicht allein in
    North Carolina und dessen Nachbarstaaten, sondern auch
    in ganz Amerika lebhaft beschäftigte.
    »Es kann Ihnen nicht unbekannt geblieben

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