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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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hatten, was auf eine versteckte Tür oder Ähnliches hinweisen konnte, gaben beide nicht auf. Selbst der Franzose entwickelte einen enormen Tatendrang. Je länger sie suchten, desto beharrlicher wurde er. Die Aussicht, über solch eine Pforte in eine andere Welt zu gelangen, interessierte ihn viel zu sehr, als dass er aufgeben wollte. Doch nun, nachdem sie drei Nächte gesucht hatten, ohne etwas zu finden, begann er doch unruhig zu werden. Er war enttäuscht, hatte er doch sicher mit einem verstecktem Mechanismus gerechnet. Er hatte sich schon ausgemalt, wie es sein würde in einer neuen Welt, vielleicht waren sie dort die einzigen Vampire, zu jagen. Aber nun hatten sie erkannt, dass solch ein Tor, falls es existierte, eine zeitliche Begrenzung hatte. Dennoch: Der Schlüssel zu dieser anderen Welt befand sich genau in diesem Gebäude! Also hieß es warten. Ein Zustand, den Gaston hasste! Die Tatenlosigkeit zerrte an seinen Nerven. Zumal dazu kam, dass Eugeñio immer wortkarger wurde. Der Spanier weilte mit seinen Gedanken, zu denen er Gaston keinen Zutritt gewährte, zumeist in anderen Gefilden. Gaston stand am Ehebett der Hausbewohner und gierte verlangend auf den nackten Hals der Hausbewohnerin. Begierig fuhr er mit der Zunge über seine Lippen. Er spürte schon ihren köstlichen Geschmack auf der Zunge. Langsam beugte er sich über sie, in seinen Augen die Mordgier eines Raubtieres. Starr und kalt!
    „Gaston, höre zu!“ hörte er Eugeñio rufen. „Lass uns dieses Wesen suchen.- Was tust du da? Verdammt!“
    Gaston zuckte zurück. Langsam schlossen sich seine geöffneten Lippen und seine Fänge zogen sich auf normale Größe zurück.
    „Was meinst du?“
    „Gemeinsam können wir einen Kontakt herstellen. Ich weiß es. Sie hat doch schon einmal bewiesen, dass es möglich ist, sie zu erreichen!“
    „Das Lichtwesen? Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Wie willst du das anstellen? Wenn es dieses Wesen überhaupt gibt.“
    Gaston grinste teuflisch. Er spürte die Unruhe des anderen und es machte ihn neugierig. Beinahe schaffte die Neugierde es, seinen Blutdurst zu überspielen.
    „Wir werden uns noch einmal zusammentun. Ich werde noch einmal eine Astralreise antreten und sie wird diesmal das Ziel sein. Du wirst …“
    „Nein! Nein!“ Gaston protestierte. „Ich werde nicht noch einmal für dich den Überwacher spielen. Und schon gar nicht, wenn du ein Wesen suchst, das …“
    „Das stärker ist als wir? Willst du das damit sagen? Du elender Feigling! Sie wird dir schon nichts tun.“
    Gastons Schultern strafften sich. Was dachte sich dieser spanische Hengst eigentlich? Wieso sollte er für seine Spinnereien solch ein hohes Risiko eingehen?
    Doch alle Einwände schienen Eugeñio gar nicht zu interessieren.
    „Du musst noch einmal mein Überwacher sein! Ich werde diesmal nicht so lange fortbleiben. Ich werde nicht einmal gezielt suchen. Du wirst sehen, es klappt dennoch. Sie findet mich. Falls sie uns helfen möchte.“
    „Verflucht sollst du sein!“ zischte Gaston. Er zog seine Augenbrauen zusammen, dass sie beinahe ein Dreieck bildeten, und starrte missmutig vor sich hin.
    „Ich bin nicht begeistert. Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, als du das letzte Mal von deiner Reise zurückgekommen bist. Hat nicht viel gefehlt, und wir wären verhungert. Ist es das, was du willst? Ein gemeinsamer Selbstmord?“
    Der Spanier winkte ab.
    „Diesmal wird es nicht so schlimm werden. Ich sagte doch, dass ich diesmal nicht so lange bleiben werde. Außerdem muss ich diesmal nur mich selbst in dieser Ebene halten. Also?“
    Es war eigentlich keine Frage und Gaston spürte das.
    „Ich hoffe nur, du weißt, was du tust! Teufel soll man nicht wecken!“
    Aber Eugeñio war nicht mehr zu stoppen. Er konnte nur hoffen, dass die Gefahr überschaubar blieb. Der Spanier hatte sich bereits auf den Boden gesetzt.
    „Wie? Keine Vorbereitungen? Also einfach so, ja?“ Gaston konnte sich einen letzten Kommentar nicht verkneifen, aber dann setzte auch er sich.
    Er war bereit, sich dem Unvermeidlichen zu stellen. Trotzdem dauerte es entschieden länger, ehe er sich konzentrieren konnte. Aber dann hatten sie es geschafft. Ihre inneren Kräfte waren gestärkt und sie waren bereit Eugeñios Geist in Weiten zu schicken, die außerhalb ihrer eigenen Dimension lagen.
    Völlig in sich selbst ruhend, mit Gaston als Überwacher, suchte er in Sphären, die nur rein metaphysisch existierten, nach einem Wesen, dessen Namen er nur

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