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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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einmal in seinem Leben gehört hatte. Er hatte zwar versprochen, dass er sich zurückhalten würde, aber konnte er das? Durfte er dieses Zusammentreffen dem Zufall überlassen? Nein! Er ließ seinen Geist durch Leeren hindurchgleiten; rief nach dem Wesen überall. Seine Kraft ließ zusehends nach. Dennoch, er hatte plötzlich das Gefühl, dass sein Geist geleitet wurde, und dies war nicht Gaston! Etwas drängte ihn in eine bestimmte Richtung. Hatte dieses Wesen vielleicht sogar darauf gewartet, dass er kam? Das konnte doch nicht sein, oder etwa doch? Dieses Treffen würde anders ablaufen, als das zuvor mit Julie. Diesmal war nicht er derjenige, der die Richtung bestimmte. Und noch etwas war anders! Gaston war hier. Normalerweise spürte der Überwacher nur den Körper des Reisenden, gewahrte eine Verbindung zwischen Körper und Geist. Normalerweise konnte der Überwacher nichts sehen oder hören, was der Überwachte tat. Aber diesmal war Gaston hier! Doch noch ehe sie sich darüber wundern konnten, blickten sie in ein gleißendes Licht, das plötzlich vor ihnen im Nichts erschienen war. Aus dem Licht formte sich ein Körper. Es sah aus, als wenn weißglühende Haare einen feurigen Körper umwehten. Es wirkte beinahe noch schöner, als es der Spanier in Erinnerung hatte. Doch diesmal wartete Eugeñio vergeblich darauf, dass das Wesen zu ihm sprach. Es beobachtete sie. Sprachlos. Gedankenlos. Eugeñio versuchte es anzusprechen, aber etwas hinderte ihn daran. Doch plötzlich hatte er das Gefühl, dass die Feuerfrau ihnen zulächelte. Aber dann begann das Wesen schon zu verblassen. Nein, verlass uns nicht! Eugeñio mobilisierte alle seine Kräfte. Er spürte, dass Gaston ihn unterstützte. Doch auch ihre enormen gemeinsamen Kräfte verblassten, im Angesicht dieser Lichtfrau! Unvermittelt traf Eugeñio eine Erkenntnis: Das hier war ihre Welt! Die Feuerfrau war hier zuhause! Die Leeren der Astralebene waren die einzige Heimat, die dieses Wesen kannte. Die Erkenntnis war so direkt, dass es schmerzte. Aber sie war es gewesen, die Gaston hierher geholt hatte. Doch wozu? Sie hatte ihnen jedenfalls keine Erklärung gegeben und nun war sie fort. Ja, warum hatte sie seine Bemühungen derart unterstützt und hatte sich nicht einmal mit seiner Anwesenheit allein zufriedengegeben, wenn sie doch keine Antwort geben wollte? Eugeñio war sich sicher, dass sie hätte mit ihnen reden können, wenn sie nur gewollt hätte!
    Sie vermochten kaum noch eines ihrer Glieder zu bewegen. Sie fühlten sich so unglaublich schwach! So als hätte man sie ausbluten lassen! Seltsamerweise blieb das quälende Hungergefühl diesmal aus. Gaston spürte diese Tatsache zuerst. Verwirrt blickte er sich um und fuhr erschrocken zurück.
    „Eugeñio!“ schrie er auf.
    Der Spanier wirkte irritiert. Dann sah auch er sich um und sein Erstaunen wuchs ins Grenzenlose. Sie waren nicht mehr in dem Raum, in dem sie ihre Astralreise begonnen hatten. Aber sie waren auch nicht mehr in den Sphären des Geistes. Was sie umgab, war keine Leere, sondern feste Wände. Doch es war kein Haus, sondern eine Höhle, in der sie sich befanden. Eugeñio besah sich die kreisrunde Öffnung, die wohl den Eingang darstellte.
    „Das kann doch nicht … Was …?“Stammelte Gaston.
    Eugeñios Augen glänzten. „Sieht so aus, als hätten wir es geschafft! –Komm lass uns Julie suchen!“
    Er sah Gaston an. Der Franzose machte den Eindruck, als wenn er gleich zusammenbrechen würde. Seine Augen wollten aus den Höhlen treten.
    „Du hast es also wirklich geschafft! Ich glaub´s nicht!“ stammelte er. Dann aber straffte er sich und nickte Eugeñio lachend zu.
    „Wir sollten uns aber zuerst überzeugen, dass es Nacht ist. Ich möchte nicht unbedingt meinen Eintritt in eine fremde Welt als gegrilltes Hähnchen beginnen.“ sagte er.
    Der Spanier winkte ab.
    „Unsinn! Wenn es nicht Nacht wäre, hätten wir die Reise kaum überlebt! – Aber du hast recht, wir wissen nicht, wie lange es noch Nacht sein wird. – Also gut, dann werden wir uns noch bis morgen gedulden müssen. Bis wir wissen, wie viel Zeit uns bleibt, wenn wir unterwegs sind.“
    Gaston nickte. „Dann lass uns eine Möglichkeit auskundschaften, wie wir hier den Tag verbringen. Ich hoffe doch, dass diese Höhle dicht ist.“
    Eugeñio lachte auf. “Ja, glaubst du denn, ich will jetzt noch sterben? Ich will Julie nicht als Grillfleisch begegnen!“
    Gaston hatte den spanischen Vampir noch nie so humorvoll gesehen.
    „Dich

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