Herr der zwei Welten
nach Hause kommen würden, brach in den Wohnhöhlen der Teufel aus. Es wurden Pflanzen geschnitten, Blätter gebunden, es wurde gekocht und gewirbelt. Die Höhlen sollten alle in prachtvollem Schmuck erstrahlen! Wieder einmal bewies Liz, dass sie sich selbst übertreffen konnte, wenn es darum ging, einen Plan in die Tat umzusetzen. Zusammen mit den beiden Mädchen und ihrer neuen Freundin Sina bastelte sie Girlanden aus allerlei Blattwerk, das in der Nähe zu finden war. Sie färbten die Blätter in alle möglichen Schattierungen. Blüten der unterschiedlichsten Formen wurden mit den Blättern zusammengebunden. Die Blauländer kannten keine Girlanden, waren aber sofort hellauf begeistert von ihnen, wie von allem, das dazu diente, ihre Lieben zu überraschen. Alles in allem hatte jeder alle Hände voll zu tun, sodass die Tage wie im Fluge vergingen. Dann aber, als nach zwei Tagen alle Vorbereitungen getroffen waren, liefen sie gemeinsam ihren Lieben entgegen.
Die Freude und der Jubel waren unbeschreiblich, als sie sich nun endlich wieder in die Arme schließen konnten. Pieter schien ein Patent auf seinen Sohn anmelden zu wollen, er hatte ihn in seine Arme gerissen und wollte ihn nun nicht mehr loslassen. Kai glaubte schon, an seines Vaters Brust ersticken zu müssen, doch da kam ihm seine kleine Schwester zu Hilfe. Kurzerhand drängte sie ihren Vater zur Seite und sagte entschlossen:
„Dad! Lass mich auch mal zu Kai. Geh weg jetzt!“
Das brachte das unwiderrufliche Ende dieser Umarmung. Kai atmete auf und nahm nun seine Schwester in die Arme. Liz hatte die ganze Zeit ruhig danebengestanden und gewartet, bis sie an der Reihe war. Kai hatte eigentlich ein paar Blumen mitbringen wollen, aber da die Pflanzen im Gelben Land dies nicht stillschweigend hingenommen hätten, hatte er darauf verzichtet. Stattdessen begrüßte er sie nun mit:
„Hey Mum!“
Er wusste, über diese Anrede freute sie sich genauso.
Thela und TsiTsi waren ebenfalls überglücklich sich nun endlich wieder zu haben. Die ganze Familie führte regelrechte Freudensprünge auf. Es sah schon lustig aus, wie die kleinen blauhäutigen Menschen auf und ab sprangen, sich in den Armen lagen und ihre Freude lautstark in die Welt hinaus schrien. Auch Simonjas Familie war gekommen und gemeinsam feierten sie nun ihre Rückkehr. Aber auch für Bernhard und Julie war genügend Wiedersehensfreude übrig, dass sie nicht lange abseitsstanden.
Als sie dann, ein paar Stunden später, endlich bei den Wohnhöhlen ankamen und sie diese so geschmückt vorfanden, war die Freude noch einmal überschwänglich. TsiTsi konnte sich an den, ihr unbekannten Girlanden gar nicht sattsehen. Man ließ sich das Essen schmecken, erzählte und feierte ihre Rückkehr. Das Fest dauerte lange, über zwei Tage, in denen kaum jemand schlief. Sie brachten sich gegenseitig Tänze ihrer Heimat bei und versuchten sogar die Musik der Gelbländer zu spielen. Zwar waren die Instrumente, die die Blauländer hatten nicht geeignet solch klare Töne hervorzubringen, doch das störte niemanden. Nach ungefähr fünfzig Stunden, in denen Julie kein Auge zugetan hatte, fühlte sie sich zerschlagen und auf eine angenehme Art müde. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viel getanzt! Ihre Füße waren wund und einige Blasen begannen nun doch ganz schön zu schmerzen. Trotzdem bereute sie nicht eine einzige Stunde. Dieses Fest hatte die Zusammengehörigkeit zwischen Blauen und Menschen wahnsinnig gestärkt!
Als sie endlich auf ihrem Nachtlager lag, fiel sie schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
*
Die beiden Vampire, Eugeñio Rosè Royo und Gaston Dubiére, hatten heute bereits zum dritten Mal die Villa in der Bergstraße, von der aus Julie in die andere Welt gelangt war, aufgesucht. Sie hatten jeden Raum, jede erdenkliche Möglichkeit, die auf eine eventuell vorhandene Tür schließen ließ, aufs Genaueste untersucht. Dennoch waren all ihre Bemühungen fruchtlos geblieben. Ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten hatte Eugeñio beide Hausbewohner in jeder Nacht in Hypnose gesetzt. Es kostete ihn keine geringe Mühe, sich selbst und vor allem Gaston das Blut der jungen Hausdame zu untersagen. Doch der Hausherr war Kommissar bei der Kripo und deshalb wäre das Risiko viel zu groß, dass, falls den beiden etwas zustoßen würde, die Villa bald von Polizeibeamten nur so wimmelte. Für ihr Vorhaben war es bedeutsam, dass alles in Ruhe ablaufen würde.
Obwohl sie bisher nichts gefunden
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