Herr der zwei Welten
ist da los?“ wollte er wissen.
Sein Blick hatte sich am Waldrand festgesaugt. Julie folgte seinem Blick. Mehrere Polizeiwagen waren dort geparkt. Einige Beamte waren, in Begleitung von Hunden in den Wald gegangen. Ein anderer kam gerade in ihre Richtung gelaufen. Doch dann war er nicht mehr zu sehen, da ein anderes Zelt den Blick verstellte. Detlef stand auf, lief einige Schritte und blieb dann wieder stehen.
„Was mag da passiert sein?“ fragte er über die Schulter.
Doch weder Julie noch ihre Schwester konnten darauf antworten. Trotzdem sah Tina Julie fragend an. Was sollte das? Aber Julie konnte sich schon denken, was Tina durch den Kopf ging. Hatte es in dieser Nacht noch ein Opfer gegeben? Eine andere Frau, die vielleicht keinen unsichtbaren Helfer gehabt hatte? Falls es den überhaupt gegeben hatte. Julie schloss die Augen. Plötzlich hatte sie wieder ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Hatte sie wirklich so viel Glück gehabt? War sie so knapp einem richtigen Verbrechen entgangen? War es so? Oder war sie doch vergewaltigt worden und ihr Hirn weigerte sich, nur diese schreckliche Wahrheit zu akzeptieren? Schon wieder diese Frage! Julie spürte, wie ihre Hände plötzlich feucht wurden. Sie zitterte. Verflucht! Dann spürte sie, wie Tina ihre Hand griff und aufmunternd zudrückte.
„Der Polizist ist in das Zelt da drüben gegangen, sicher kommt er danach auch zu uns.“ Stellte Detlef fest.
Er sollte recht behalten. Eine halbe Stunde später erfuhren sie, was geschehen war.
Man hatte in der Nähe des Sees einen Toten gefunden. Sein Rückgrat war gebrochen.
Sie wurden befragt, so wie zuvor schon andere Camper und die noch nicht befragt worden waren, kamen sicher später an die Reihe. Aber Detlef erzählte dem Beamten, dass sie nichts Ungewöhnliches beobachtet hatten. Als Julie glaubte, Tina wolle etwas sagen, buffte sie sie schnell in die Seite. Der Beamte merkte nichts davon. Die Tatsache, dass Detlef gut mit Leuten umgehen konnte, brachte auch den Beamten dazu, etwas mehr zu erzählen. So erfuhren sie, dass dem Toten Blut fehlte. Ne Menge Blut, wie er sich ausdrückte.
„Ein gebrochenes Rückgrat kann unter Umständen tödlich sein, aber es blutet nicht!- Wir fragen uns, wo dieses ganze Blut geblieben ist. Um den Toten herum ist der Boden sauber, also wird er wohl woanders getötet worden sein. Jedenfalls muss der Täter ein echter Perversling sein. Vielleicht hat er das Blut aber auch mit einer Kanüle abgezapft. Vielleicht betreibt er eine Art Blutbank. Keine Ahnung.“
Erschrocken von seinem eigenen Mitteilungsbedürfnis blickte er abwechselnd in jedes Gesicht.
„Vielen Dank dass sie uns das erzählt haben, und machen sie sich keine Sorgen, es bleibt alles unter uns.“ beschwichtigte Detlef.
Der Beamte nickte ihnen zu und ging, vermutlich weiter zu anderen Campern. Als Detlef sich etwas später wieder seiner Zeitung widmete, zog Tina Julie kurz zur Seite.
„Sag mal, warum hast du ihm nichts erzählt? Ich finde, er hätte es wissen müssen!“
„Ich will nicht mehr darüber reden! Verstehst du das nicht?!“
Tina verstand es nicht.
„Julie, dieser Mann ist tot! Und er ist auf keinen Fall eines natürlichen Todes gestorben. Denk doch mal daran, was der Polizist gesagt hat: Der Mörder ist total irre! Du schützt ihn, wenn du nichts sagst!“
„Kann schon sein, aber ich weiß, was ich mache!“ gab Julie zu. „Aber denkst Du wirklich, dass sie mir die Geschichte abkaufen würden, wenn ich es erzähle? Ich denke mal eher nicht!“
Dem konnte auch Tina nichts entgegensetzten. Julie konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich wünschte, dass dem nicht so war.
Sie legte ihrer Schwester den Arm um die Schultern.
„Komm, sie werden ihn auch so kriegen.“
*
Die Nacht war angenehm warm. Der Himmel gab sich sternenübersät und glasklar. In dem kleinen Wäldchen saß man zusammen und redete, trank und grillte. Heute war der Platz wirklich beinahe überfüllt mit jungen Leuten. Man hörte ihr Lachen schon von Weitem. Alles erschien fröhlich und unbeschwert. Doch heute war der Tod mit von der Partie! Einem schwarzen Schatten gleich, stand er hinter den Bäumen und beobachtete die jungen Mädchen. Er wartete, er hatte Zeit!
Da, gerade stand eine der jungen Frauen auf und kam in seine Richtung. Wahrscheinlich brauchte sie mal ein stilles Örtchen, denn sie hatte Papiertaschentücher in der Hand. Lächelnd kam sie gelaufen. Die Begierde begann ihn zu schütteln. Er leckte sich die
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