Herr der zwei Welten
man hier an Essbares herankommen konnte.
Sie versuchte, sich nun wieder ganz auf die Unterhaltung zu konzentrieren.
Der Kleine lachte wieder, kaum dass Kai seine Frage gestellt hatte. Es war, als wenn er überhaupt nichts mehr anderes konnte, als nur zu lachen.
„Hat man je so eine seltsame Frage gehört?!“ rief er laut aus und schlug sich vor Lachen auf die Knie. „Natürlich kann man alles essen! Alles, das nicht Mensch ist und nicht mit uns sprechen kann! Ist doch selbstverständlich!“
Julie spürte förmlich, wie sie den Mund vor Erstaunen offen stehen ließ. Waren sie wirklich alle so dumm oder verstanden sie den Zwerg nur nicht richtig? Kai blinzelte. Man sah ihm an, dass er auch nicht wusste, wie er das Gesagte auffassen sollte.
„Alles? – Wie meinst Du das? Und was ist mit Wasser? Wie kommt man hier an Getränke ran?“
Kai erinnerte sich, er hatte diese Frage ein Dutzend Mal in seine Science-Fiction Romanen gelesen; aber niemals war die Antwort so einfach wie hier! Er zog grübelnd die Augenbrauen nach oben. Doch für den Zwerg schien Kai nicht gerade viel Verstand zu zeigen, denn er lachte ihn jetzt offensichtlich aus. Diesmal schüttelte der neue Lachanfall ihn dermaßen, dass er einige Zeit brauchte, um genug Atem für eine Antwort zu haben. Doch dann schüttelte er nur den Kopf und meinte:
„Ich merke schon, ihr kennt das nicht. – Jetzt finde ich es allerdings noch merkwürdiger, dass ihr unbedingt zurück in eure Welt wollt, - obwohl ihr euch da Gedanken um euer Essen machen müsst? Ist es denn in eurem Land wirklich so schwierig, etwas zu Essen zu bekommen? – Nun gut, “ nickte er.
„Ich werde euch wohl mit mir nehmen müssen. Sonst würdet ihr es wirklich noch schaffen, zu verhungern, obwohl es um euch herum genügend gibt, das euren Hunger stillen würde.“
Dervit schüttelte wieder seine weizenfarbene Mähne, aber sein erneutes Lachen war diesmal nur kurz und blieb beinahe gänzlich ohne Ton.
„Für euch scheinen wirklich die einfachsten Dinge kompliziert zu sein. Ich verstehe wirklich nicht, wenn es bei euch so schwer ist, warum …? Nun gut, ihr werdet schon lernen. Ich stelle mich also hiermit als eurer Lehrer zur Verfügung.“
Dervit war wieder aufgestanden und warf sich jetzt stolz in die Brust. Dann deutete er den Menschen, ihm zu folgen. Für ihn war die Sache damit wohl erledigt. Sie waren nun seine Schüler und damit basta! Nachdem die Gruppe einige fragende Blicke ausgetauscht hatte, beeilten sie sich doch, Dervits Anordnung zu befolgen. Sofort war der Zwerg wieder auf seine ursprüngliche Größe geschrumpft. Doch der Kleine stapfte fest entschlossen seinen neuen Schülern, in dem, für ihn viel zu hohen Gras, voraus. Erstaunlicherweise hatte er nicht die geringsten Schwierigkeiten in diesem unwirklichen Landstrick voranzukommen. Obwohl Julie andauernd das Gefühl hatte, als würden die hohen blauen Grashalme für Dervit zur Falle werden.
Der Kleine kam schnell voran und sie mussten sich sogar beeilen, ihm zu folgen. Zwar nagten die Zweifel noch in Julie und den anderen, aber welche Chance hatten sie denn? Keine!
Sie mussten nicht allzu weit gehen als ihnen eine kleine, ebenfalls blaue Frau entgegen kam. Sie hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Dervit. Dieselbe blaue Haut und dieselben weizenfarbenen, langen Haare. Diese leuchteten ihnen schon von Weitem entgegen. Julie dachte erst, es handle sich um Dervits Schwester. Doch dann breitete sie die Arme aus und kam lächelnd auf Dervit zu. Erst wenige Schritte, ehe sie die Gruppe erreichte, blieb sie abrupt stehen. Ihre auch sonst schon großen Augen hatten sich plötzlich noch mehr geweitet und starrten die Neulinge erstaunt an. Julie hörte Kai neben sich flüstern:
„Seltsam. Sie müsste uns doch eigentlich schon viel früher gesehen haben. Bei unserer Größe!“
Doch nun standen sie vor der staunenden Zwergin. Dervit stellte erst sie vor, dann erst nannte er den Namen der Frau, die er allerdings nicht als seine Schwester, sondern als seine Frau vorstellte. Sie hieß TsiTsi. TsiTsi, die noch immer ein wenig irritiert wirkte, was ihr wohl niemand verdenken konnte, begrüßte die Fremden dennoch herzlichst.
„Dann seid mir willkommen!“ sagte sie. „Schade nur, dass keiner der anderen hier ist.- Aber in sechs Tagen werdet ihr dann auch sie kennenlernen. Dann haben wir wieder eines unsrer wunderbaren Feste.“ Bei diesen Worten blickte sie Dervit an und blinzelte ihm schalkhaft zu.
„Es wird
Weitere Kostenlose Bücher