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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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Augenbrauen, die durch ihre Helligkeit in solch starkem Kontrast zu seiner Hautfarbe standen, wanderten skeptisch in die Höhe. Doch dann hatte er wohl einen Entschluss gefasst.
    „Wartet!“ rief er und hastete zum Höhleneingang, der von den Blauen ordnungsgemäß als Tür bezeichnet wurde. Während er fort war, spürte Julie mehr, als dass sie es sah, dass sie alle nun von Kopf bis zu den Füßen aufmerksam begutachtet wurden. Aber sie hatte Verständnis für TsiTsis Neugier. Im Gegenteil, sie mussten alle geradezu grotesk auf diese Leute wirken!
    Es vergingen nur wenige Augenblicke, dann kam Dervit wieder. In seinen Armen hielt er die seltsamsten Früchte. Die meisten der Früchte hatten die gleiche Farbe wie die Bananen, die sie ja bereits kannten. Blau.
    Einige von den Früchten sahen aus wie Nüsse und waren voller Sand. Dervit musste sie wohl aus dem Boden gegraben haben. Nun, das würde wenigstens erklären, weshalb sie vorher nichts Essbares gesehen hatten.
    Wichtig, wie etwa ein Chemielehrer seiner Klasse ein geglücktes Experiment vorstellte, reichte Dervit nun die Früchte weiter. Julie konnte nur staunen. Die Früchte waren schwer, sehr schwer! Wie konnte nur ein Wicht, wie Dervit, eine solche Last allein tragen? Doch auch die Früchte ganz für sich sorgten für Verwirrung. Sie sahen aus wie Nüsse; aber ihre Schalen waren weich und fühlten sich eher seidig an. Julie drehte die Frucht ratlos in ihren Händen, bis TsiTsi ihr zeigte, wie man sie schälte. Das Fruchtfleisch schmeckte wie … Kalbfleisch! Nun, als man die erste Verwunderung überwunden hatte, aßen sie heißhungrig. Die Früchte schmeckten fantastisch und sie machten satt! Noch seltsamer war, dass auch der Durst beinahe gleichzeitig verschwand. Doch das merkten sie alle erst später.
    TsiTsis runde, dunkle Augen ruhten auf ihren weiblichen Gästen. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, bat sie:
    „Erzählt uns doch bitte etwas von eurem Zuhause! Ich würde gerne wissen, wie man dort lebt.“
    Julie überlegte schon, wo sie beginnen sollte, und ob sie es überhaupt sein sollte, die das Berichten übernimmt, als zwei weitere Blaue die Höhle betraten. Sie bewegten sich nicht so ruhig wie Dervit und TsiTsi, sondern stürmten lärmend herein. Sie waren noch kleiner als TsiTsi und zogen sofort Steffs Aufmerksamkeit auf sich. Das waren also die Kinder des Paares!
    Und wieder war es Dervit, der die Beiden als Karon und Thela vorstellte. Die Kinder hatten ihr Toben schnell eingestellt und bestaunten ihre Gäste jetzt mit offen stehenden Mündern. Julie musste sich das Lachen verkneifen. Die beiden wirkten aber auch zu komisch, wie sie so dastanden und sich wohl nicht mal mehr getrauten, einen Schritt in Richtung der Fremden zu machen. Julie betrachtete nun ihrerseits die beiden Winzlinge. Beide waren sie nicht größer als vielleicht vierzig Zentimeter, vielleicht auch fünfzig. Sie war noch nie gut im Schätzen von Höhen gewesen. Aber als sich die Zwei endlich doch zu ihnen setzten, wäre es nicht möglich gewesen, sie nur anhand der Größe von ihren Eltern zu unterscheiden.
    Ein seltsames Land, dachte Julie. Doch gleich darauf fiel ihr der Fehler auf. Dies war kein anderes Land! Dies war eine ganz andere Welt! Wieder kroch die Furcht in ihr auf. Wie ein kleines ekliges Tier, das langsam ihren Bauch herauf kroch und erst am Herzen stoppen würde. Aber Pieter schien so etwas nicht zu spüren. Zumindest schien er noch darauf zu hoffen, dass die vier kleinen blauen Zwerge ihnen doch helfen konnten, die Sache wenigstens zu verstehen, denn er erzählte nun abermals ihre seltsame Geschichte. TsiTsi und ihre Kinder hörten aufmerksam zu. Julie hatte das Gefühl, dass TsiTsi wenigstens etwas mehr Verständnis aufbrachte als ihr Mann. Julie betete, dass sie wenigstens etwas Licht in dieses ganze Dilemma bringen konnte.
    Doch auch sie schüttelte nur den Kopf. Doch dann sagte sie:
    „Ich weiß nicht, wie ihr hier hergekommen seid. Aber ich denke, dass es Morsena war. Sie wird mit euch züchten wollen.“
    Julie wurde blass. Züchten! Verflucht, würde sie sich an diesen Ausdruck irgendwann gewöhnen? Doch auch TsiTsi konnte sich nicht erklären, wie das passieren sollte. Gott sei Dank! Auf Einzelheiten diesbezüglich war Julie jetzt wirklich nicht scharf! Als Kai nachfragte, erfuhren sie allerdings, dass Morsena so etwas wie eine Göttin war. Die Blauen hatten es sonderlich eilig zu erklären, dass Morsena eine sehr liebevolle Göttin war. Der

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