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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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im Vergleich zu ihm, wie Riesen wirkten, und zwinkerte ihnen zu. Aber es war kein Spaß in dieser Geste, eher drückte sie Unsicherheit oder vielleicht auch Zusicherung aus. Julie hätte es nicht sagen können.
    Dervit lief mit seinen trippelnden Schritten voraus und TsiTsi folgte ihm auf dem Fuß. Die Menschen blickten sich noch einmal an, dann folgten sie den Blauen. Julie hatte sich etwas beruhigt, ihr war aufgefallen, dass trotz des Vorfalles keiner der Blauen angefangen hatte, sich um ihre Kinder zu ängstigen. Vielleicht war doch alles ganz anders. Julie war gespannt auf die Erklärung. So harmlos war diese Masse doch bestimmt nicht. Julie begann sich nun doch Sorgen zu machen. Wer weiß, vielleicht hatte dieses Ding schon eines der Kinder, noch ehe sie sich auf Pieters Fersen geheftet hatte, angegriffen ? Mach dich nicht verrückt, warte erst mal ab , sagte sie sich schließlich, doch ein Blick auf Pieter und Liz genügte, um zu ahnen, dass den beiden wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen. Beide blickten sich immer wieder suchend um. Pieter sprach beruhigend auf Liz ein. Auch ohne die Worte verstehen zu können, ahnte Julie, worum es sich drehte.
    Endlich hatten sie die schützende Höhle erreicht. Julie staunte, Pieters Amoklauf gegen die tödliche Masse, hatten sie doch weiter von der Höhle entfernt, als sie für möglich gehalten hätte.
    Kai, der seit dem Vorfall ebenfalls mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, hatte sich unterwegs gefragt, für wie viele verschiedene Dinge die Blauen wohl ein und dasselbe Wort benutzten? Merkwürdig, was für Gedanken ihm jetzt durch den Kopf gingen, dachte er. Aber es war schon komisch, die Höhle war für die Blauen genauso ihr Zuhause, wie eigentlich das gesamte Land. Zumindest aber das Blaue Land, wie sie ihre Heimat nannten. Im Stillen zuckte er die Schultern. Eigentlich war ihm klar, wie froh er gewesen wäre, wenn das die einzigen Ungereimtheiten geblieben wären, die diese Welt für sie bereithielt. Aber leider, wie sich ja gerade gezeigt hatte, war dem nicht so.
    „Setzt euch!“
    Kai blinzelte verwirrt. Ohne dass er es bewusst mitbekommen hatte, waren sie bereits in der Höhle und Dervit forderte sie auf, sich hinzusetzen. Mit leichtem Widerwillen kamen Kai und auch die anderen seinem Willen nach. Nun saßen sie sich gegenüber und warteten gespannt auf Dervits Erklärung.
    Die Augen des kleinen Blauen, der nun, da sie alle saßen, sich in seiner Größe gar nicht mehr von den Menschen abhob, blinzelten geradezu vergnügt. Kai sah seinem Vater an, wie sehr es ihn nervte, dass Dervit die ganze Sache wohl als Spaß ansah. Die Größenumwandlung kam seinem Drang, Dervit eine mitten in sein, von Schalk strahlendes Gesicht zu geben wohl noch entgegen. Kai schluckte. Aber Gott sei Dank nahm sein Vater sich noch zusammen. Vermutlich wollte er erst einmal Dervits Erklärung hören, ehe er ihn windelweich schlug. Auch Kai war sich total im Klaren, dass die Geschichte, die sie nun von Dervit zu hören bekommen würden, keinesfalls eine lustige Anekdote sein würde, sondern im Gegenteil, traurige Realität dieser, nun auch gefährlichen Welt sein würde. Gespannt starrten die Fünf, auch Bernhard war gerade von einer seinen nicht seltenen einsamen Expeditionen zurückgekehrt, auf Dervits Lippen. Kai wusste zwar nicht, wer Bernhard die Geschichte erzählt hatte, aber dass er davon wusste, war ihm klar geworden, sobald er einen einzigen Blick in dessen Gesicht geworfen hatte. Doch noch immer hatten sich die Kinder noch nicht gemeldet und Kai brauchte seine Stiefmutter gar nicht anzusehen, um zu wissen, wie sehr sie doch beunruhigt war. Jetzt räusperte Dervit sich und begann endlich mit seiner Erklärung.
    „Nun, die Fulgris sind natürlich nicht ungefährlich. Das will ich ja gar nicht behaupten. Einem Menschen, der sich nicht schnell genug bewegen kann, einem Baby etwa, oder einem kranken Menschen oder eben jemandem, der sich im Grasland aufhält, aber das sagte ich ja vorhin schon, können sie mit Sicherheit auch das Leben nehmen. Sie würden diese traurigen, unglückseligen Menschen einfach in sich aufsaugen; genau wie er es mit der Pflanze getan hatte. Aber allen anderen können sie eigentlich nicht zur Gefahr werden.“
    Aufgebracht fiel ihm Pieter ins Wort:
    „Sie? Dervit, verflucht, willst du damit etwa sagen, es gibt mehrere von diesen Viechern?“
    Dervit ersparte es sich diesmal, den Beleidigten zu spielen. Beschwichtigend hob er die

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