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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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gerade damit beschäftigt Beeren für den Abendbrottisch zu sammeln, während Kai sich, still vor sich hinbrütend, zurückgezogen hatte. Er hatte die Höhle vor zwei Stunden verlassen, noch ehe die Frauen zum Beerensammeln aufgebrochen waren, war ein Stück gegangen und hatte sich, inmitten von hohen Pflanzen, auf einen Stein gesetzt. In ihm brodelte es! Julie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie keinen Sex mehr wünschte. Wollte er sich nun nicht ganz blamieren, musste er sich einfach ein wenig abkühlen, ehe er wieder zu den Anderen ging.
    „Hey, kann ich mich setzen?“ hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Bernhard war so schnell aus dem Dickicht getreten, dass Kai erschrocken zusammenfuhr.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich einfach neben ihn. Genau wie Kai ließ er seinen Blick eine ganze Weile stumm in der Gegend schweifen. Erst nach einer Weile, in der Kai sich fast allein wähnte, sagte Bernhard:
    „Was ist mit dir? Du wirkst betrübt.“ Seine Stimme klang freundlich und warm. Kai sah den Älteren an. Bernhards Gesichtszüge wirkten, trotz seines Alters, noch frisch und jugendlich. Er hatte ein sympathisches Wesen und Kai hatte schon längst gelernt, ihm zu vertrauen. Er schnippte einen kleinen Stein einige Meter von sich, sah zu, wie er sich ein paar Mal überschlug, und sagte dann:
    „Julie hat mit mir Schluss gemacht. – Na ja, sozusagen jedenfalls.“ Er versuchte seine Stimme so teilnahmslos wie möglich klingen zu lassen. Bernhard antwortete nicht gleich, sondern ließ eine Weile vergehen, ehe er fragte:
    „Liebst du dieses Mädchen? Oder ist es nur der Sex, den du vermissen wirst?“
    Obwohl Kai meinte, dass das eine sehr persönliche Frage war, beschloss er doch darüber mit Bernhard zu reden.
    „Ich weiß es nicht.“ gab er zu. „Aber schließlich steht diese Frage auch gar nicht zur Debatte. Julie ist die einzige richtige Frau hier. Es sei denn, ich wollte es mit meiner Stiefmutter treiben, was ich allerdings bestimmt nicht vorhabe!“ Kai stieß ein trockenes Lachen hervor, was vermutlich von seiner inneren Stimmung etwas ablenken sollte.
    „Warum versuchst du es nicht einfach mal mit einem der Blauen Mädchen?“
    Kai fuhr überrascht auf. „Ich sagte doch bereits, Julie ist die einzige richtige Frau hier! Die Blauen? Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen!“
    „Warum nicht? Sie haben alles, was man von einer Frau erwarten kann.“
    Kai schüttelte den Kopf. „Sie sind viel zu klein.“
    „Aber doch nur wenn du neben ihnen stehst. Soweit ich unterrichtet bin, macht man Sex nicht unbedingt im Stehen!“
    Kai schüttelte wieder den Kopf.
    „Nein, trotzdem! Das wäre nichts für mich. – Hast du es denn schon mal versucht? Ich meine, mit einer von ihnen?“
    Nun senkte Bernhard den Kopf. Sein Gesichtsausdruck wurde schlagartig ernst und zeigte so etwas wie Melancholie.
    „Ich dachte, das wüsstest du. – Ich stehe nicht auf Frauen.“
    Kai blickte ihn von der Seite her an. Natürlich hatte er das bereits geahnt. Ihm waren die vielen Blicke, die Bernhard ihm zugeworfen hatte, auch keineswegs entgangen. Aber irgendetwas in ihm hatte sich bisher gesträubt, Bernhard als Schwulen zu betrachten. Im Gegenteil: Bernhard hatte ihm von Anfang an gefallen. Nicht, dass er selbst auf Männer stand, nein, ganz und gar nicht! Aber Bernhard hatte so eine Art an sich, die Geborgenheit versprach. Da Kai nichts erwiderte, blickte Bernhard wieder auf. Ihre Blicke trafen sich.
    Mein Gott , dachte Bernhard, ja, ich bin verliebt! Er liebte diesen Jungen, der nicht einmal halb so alt war wie er. Seine blauen Augen und sein blondes, lockiges Haar, das er sehr kurz geschnitten trug, waren genau das, was ihn schon immer angezogen hatte. Dazu besaß der Junge eine Ausstrahlung, die ihn selbst vergessen ließ, dass er schon über fünfzig war. Obwohl Bernhard dem Jungen die ganze Zeit in die Augen sah, hatte dieser seinen Blick noch nicht gewendet. Bernhard spürte, wie ein wohliger Schauer über seinen Rücken kroch. Langsam, er konnte selbst nichts dagegen tun, streckte er seine Hand aus und berührte die von Kai. Als Kai auch hier nichts dagegen einzuwenden hatte, zog er ihn an sich heran. Bernhards Bartstoppeln kratzen Kais Gesicht, als dieser den Kuss erwiderte. Kai wusste nicht wie ihm geschah. Plötzlich begannen seine Lenden zu brennen. Seine Hand krallte sich fordernd in Bernhards Rücken. Und als dieser, mit zittrigen Bewegungen, seine Hose öffnete, war das, was er

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