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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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die ganze Zeit über geschwiegen. Eugeñio wusste, er hatte sich jedes Wort genau gemerkt. Jetzt überlegte er, wie er diese Geschichte aufnehmen sollte. Konnte er das überhaupt glauben? Eugeñio hatte ihn vorsichtshalber ab und an in seinen Geist eindringen lassen, und obwohl er einmal sogar seine Augen schließen musste, als er das gleißende Licht gesehen hatte, blieb er skeptisch. Er spielte die Möglichkeiten durch. War es möglich, dass diese Bilder Suggestionen waren? Hervorgerufen von Eugeñio, der seine Geschichte einfach nur selber glaubte? Er wollte sich diese Gedanken nicht anmerken lassen, aber Eugeñio erkannte sie trotzdem.
    „Also, was schlägst du nun vor? Glaubst du etwa, deine Julie geht so, mir nichts dir nichts in anderen Welten spazieren? So wie das Wesen von dem Du mir soeben erzählt hast? Vorausgesetzt, es gibt sie, deine anderen Welten. – Oder was immer du meinst!“
    Obwohl Gaston noch immer versuchte seine Gefühle zu verbergen, war die Skepsis in jedem seiner Worte. Eugeñio nahm es ihm nicht übel. Er selbst hätte wohl auch kein Wort geglaubt, wäre es umgekehrt gewesen. Doch jetzt interessierte er sich sowieso nur für eine Frage: Was konnte er tun, wenn Julie sich tatsächlich in solch einer Welt befand? In seinem Innersten ging er schon längst tatsächlich davon aus, dass Julie in einer anderen Welt oder Dimension war. Denn nur das konnte erklären, weshalb er sie bisher nicht gefunden hatte. Es würde die Ferne erklären, aus der er sie spürte, und … die Sinnlosigkeit seiner bisherigen Suche! Es war alles so unklar, so verworren. Das Einzige, das ihm klar war: Sie war nicht freiwillig gegangen!
    Doch wie nur sollte er ihr helfen? Wie sollte er sie dann finden?
    Sein scharfer Verstand schien einfach zu versagen. Er grübelte und grübelte und dennoch war alles falsch. Doch dann fiel ihm ihr Hilferuf ein. Er hatte bisher jede verfluchte Nacht diesen Ruf gehört. Nicht von ihr ausgesandt, sondern nur in seinem Hirn bestehend. Unauslöschbar. Julie!
    Plötzlich erkannte er, dass sich genau dort eine Möglichkeit auftat. Weshalb war er nur nicht früher darauf gekommen? Natürlich, wenn Julies Hilferuf ihn von dort, wo immer sie war, erreichen konnte, musste es doch auch für ihn möglich sein, eine mentale Verbindung zu ihr herzustellen! Wenn es nicht so wäre, wenn es diese Möglichkeit nicht gab, hätte ihr Ruf ihn niemals erreichen können! Noch dazu zu einer Tageszeit, in welchem er, der Vampir, in einem todesähnlichen Schlaf lag. Unerwartet begann er zu zweifeln. Hatte er diesen Ruf wirklich vernommen, oder hatte er sich das nur eingebildet? Vielleicht weil er nichts Sehnlichster wünschte, als eine Nachricht von ihr? Er grübelte noch eine Weile, in der die Angst ihn zu zerfressen drohte. Aber dann sagte er:
    „Gut Gaston, hör zu! Ich denke ich habe eine Möglichkeit entdeckt. Doch … Jetzt warne ich Dich! Lache nicht!“ In seinen dunklen Augen brannte jäh wieder das Feuer der Hölle. Gaston zuckte zurück. Er hatte die deutliche Warnung verstanden. Eugeñio sah es ihm an. Dennoch gab er sich alle Mühe, es ihn nicht spüren zu lassen. Zumindest verlieh er seiner Stimme alle Festigkeit, zu der er in der Lage war, als er antwortete.
    „Was willst du mir sagen? Sage es oder lass es! Aber drohe mir nicht. Denk daran, du willst etwas von mir. Also gib mir keinen Anlass gegen dich zu kämpfen!“
    Eugeñio blickte gelassen in die Augen des Anderen. Also doch! Der Franzose wusste genau, wer von ihnen der Stärkere war. Er würde verlieren, selbst dann, wenn Eugeñio, durch seine ungewöhnliche Liebe, etwas von seinen Fähigkeiten verloren hätte. Gastons Reaktion war nur Schau! Er versuchte damit nur seine Angst zu verbergen. Aber nicht einmal das gelang ihm. Eugeñio war viel zu stark. Jahre, die er mehr gehabt hatte, die ihn in der Magie des Vampires gestärkt und geschult hatten, waren nicht so leicht zu verlieren.
    Aber der Spanier wollte keinen Streit. Nicht jetzt. Gaston hatte recht, er war es, der die Hilfe des anderen benötigte. Er brauchte für sein Vorhaben einen anderen, starken Geist. Kein Sterblicher wäre je dazu in der Lage. Andere Vampire waren weit; sie waren entweder nicht so gut wie Gaston, oder aber sie hätten es nicht nötig ihm zu helfen. Eugeñio brauchte die Hilfe des französischen Vampirs. Er brauchte sie jetzt!
    Langsam, aber ohne jegliche Andeutung von Nervosität fuhr er fort:
    „Am selben Tag, an welchem Julie verschwand … hatte ich

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