Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
Vom Netzwerk:
genügend. Es ist ja beinahe so, als wäre sie nicht mehr auf der Erde. Vielleicht haben sie ja die Leute von der Enterprise verschleppt? Ha! Aber im Ernst, du müsstest sie doch spüren?! Nimmst du denn gar nichts wahr? Nicht einmal ihre Aura? Haben dich etwa deine Fähigkeiten verlassen? Soll ich dir deshalb helfen? Unsinn! Ich habe es ja selbst schon versucht. –Keine Aufregung bitte. Nur für dich, versteht sich doch. Aber alles Negativ.“
    Eugeñio beobachtete den Franzosen eine Weile. Dann sagte er:
    „Weißt du, was wäre, wenn sie wirklich nicht auf der Erde ist?“
    Gaston riss erstaunt die Augen auf.
    „Wieso? Also doch die Enterprise? – Jetzt scheinst du aber wirklich begonnen zu haben, deinen brillanten Geist zu verlieren!“
    Eugeñio schüttelte Schweigen gebietend den Kopf.
    „Ich meine es ernst. Wir hätten sie doch schon längst aufgespürt, wenn … oder etwa nicht?“
    Der Franzose sah ihn skeptisch an. Vermutlich erwartete er, dass Eugeñio ihm zeigte, dass es nur ein Scherz gewesen war. Doch Eugeñios Gesichtsausdruck blieb todernst. Tief in sich gekehrt saß er da und überlegte. Beinahe hätte er dem Franzosen etwas von seinem Traum erzählt. Doch er konnte sich noch rechtzeitig besinnen. Das hätte Gaston ihm niemals geglaubt! Vermutlich hätte er ihn dann ganz und gar für verrückt gehalten. Ihm selbst wäre es ja auch nicht anders ergangen.
    „Du glaubst also wirklich, dass es andere Welten gibt?“ nahm Gaston das Gespräch wieder auf. „Noch dazu welche, die nahe genug sind, dass sogar Sterbliche sie erreichen können? Oder sprichst du sogar von anderen Dimensionen?- Mach dich doch nicht lächerlich!“
    Seine Stimme hatte einen beschwörenden Klang angenommen. Seltsam, aber sie hatte jeden Sarkasmus verloren.
    „Ich weiß es nicht.“ Eugeñios Stimme klang beinahe hilflos. „Aber ich weiß, dass es Wesen gibt, die wirklich anders sind.“
    „Ja, uns!“ prustete Gaston los. „Das ist nichts Neues.“
    Doch der Spanier sah ihn nur ernst an.
    „Nicht uns. Wir waren Menschen, wie sie. – Eigentlich sind wir auch jetzt nichts anderes als Menschen.- Nur dass wir, sozusagen, zwischen den Stadien stehen. Zwischen Leben und Tod. Ich meine, wir leben nicht, aber wir sind auch nicht tot. Dennoch sind wir noch immer Menschen. Verstehst du, was ich sagen will?“
    Eugeñio hatte seinen Blick tief in Gastons Seele gesenkt. Tief in sich selbst hatte er diesmal den Kontakt zu dem anderen aufgenommen. Doch der Franzose hielt stand. Auch seine Kräfte waren gewachsen, seit sie sich das letzte Mal solch ein Duell geliefert hatten. Der Franzose hielt ihn so langsam für schwachsinnig. Eugeñio konnte das an dem Ausdruck seiner Augen sehen. Um dies festzustellen, musste er nicht in ihn dringen.
    „Du meinst also, dass es Wesen gibt, die nicht so sind? Wesen, die nicht zur guten alten Mutter Erde gehören?“ fragte er jetzt. „Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass, falls es so ist, wir es schon längst hätten wissen müssen? Eugeñio, wir leben viel zu lange, als dass uns so etwas hätte entgehen können.“
    Wieder erhielt er nur ein Nicken zur Antwort. Eugeñio beobachtete den Mann, der noch immer, ganz dem Alter entsprechend, in dem er damals gewesen war, als er zum Vampir gemacht wurde, auf dem Tisch saß. Gaston starrte ihn an, als wäre er selbst solch ein Wesen. Ein Ding aus einer anderen Welt. Auch damit hatte er gerechnet. Er selbst hätte mit Sicherheit auch nicht anders reagiert, würde ihm jemand so etwas erzählen. Sicher überlegte Gaston jetzt, wie gefährlich es für ihn werden könnte, wenn er wirklich den Verstand verloren hatte. Eugeñio wusste von anderen Vampiren, ein oder zwei hatte er auch persönlich gekannt die im Laufe der vielen Jahrhunderte wirklich den Verstand verloren hatten. Diese Vampire waren gefährlich; für sich selbst und für andere ihrer Art. Doch er wusste auch, dass er selbst noch nicht so weit war. Er hoffte nur, dass es ihm gelang auch Gaston davon zu überzeugen. Das war wichtig, denn Eugeñio brauchte seine Hilfe! Nur deshalb behielt er die Ruhe bei.
    „Ja, es gibt solche Wesen. Ich selbst hatte einmal solch ein Wesen gesehen. Es hat mit mir kommuniziert. Rein mental. Ich war damals noch sehr jung. Als Vampir meine ich. Erst zwanzig Jahre war meine Zeit als Sterblicher vergangen. Es, nein, sie kam mir eines Nachts entgegen. Ich war damals noch in Portugal. Du weißt, ich hielt mich die ersten Jahre wegen der artverwandten Sprache

Weitere Kostenlose Bücher