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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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Fähigkeiten schien unendlich zu sein. Dies machte Bernhard zwar sehr stolz, aber den entkräfteten, müden Mann, konnte auch ein Gewicht, das so leicht war, wie das des kleinen Blauländers, zum Straucheln bringen. Er hatte es ja bereits beim Aufstieg zu spüren bekommen. Aber dem Kind seinen Spaß verderben? Niemals! Bernhard kletterte einfach noch langsamer, noch vorsichtiger und legte öfters längere Pausen ein. Irgendwie war es ja auch schön, das Kind auf diese Weise noch eine Weile für sich zu haben, dachte er. Unbeschadet kamen sie unten an. Was nun geschah, war für Bernhard alle Mühe gleich doppelt wert! Er hatte seine Beine nicht einmal richtig auf dem Boden gesetzt, als ihn alle ansprangen und er und Karon von vielen Armen hochgehoben wurden. Die Freunde weinten vor Freude und Dervit umklammerte seine Beine so stark, dass er schon glaubte, seine Kniescheiben würden aus ihren Halterungen springen. Aber dann staunte er doch. Kai umarmte ihn lachend.
    „Ich bin so unsagbar stolz auf dich!“ sagte er laut. Bernhard sah den Jüngeren an. Er war glücklich.
    *

    Bald würde es Abend werden. Die Sonne ging bereits unter. Julie und ihre Freunde hatten ein bequemes Plätzchen für die Nacht gefunden. Sie hatten nicht vergessen, wie wichtig das diesem Land war. Standen erst einmal die beiden vollen Monde am Himmel waren sie an den Ort, an welchem sie sich dann befanden, gebunden.
    Auf der Erde war die Sonne schon längst untergegangen. Eugeñio Rosè Royo, der Vampir, stand regungslos an die Hauswand gelehnt. Wenige Meter vor ihm kam gerade ein junger Mann die Straße entlang. Er kam direkt auf den Vampir zu, aber er bemerkte nichts. Es war offensichtlich, dass der Mann getrunken hatte, denn sein Gang glich eher einer schaukelnden Kutsche und er murmelte Unverständliches vor sich hin. Dieser Mann war ein leichtes Opfer für den König der Nacht. Eigentlich mochte Eugeñio das Blut von Männern nicht sonderlich. Immer hatte er das süße Blut von Frauen vorgezogen. Er fand es einfach reizvoller, seine Zähne in einen weichen, weißen Frauenhals zu schlagen, als in einen unrasierten, noch dazu nach Alkohol stinkenden Männerhals. Angewidert verzog er die Lippen. Doch heute konnte er es sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Heute musste dieser Betrunkene reichen. Für den Vampir gab es in dieser Nacht andere Dinge zu tun, als weiterhin nach einem besseren Opfer Ausschau zu halten. Wichtigere Dinge!
    Weder der Vampir auf der Erde, noch die Menschen in der Bunten Welt ahnten etwas davon, dass sie beobachtet wurden. Da gab es ein Wesen, das jede ihrer Aktivitäten mit Spannung verfolgte. Morsena!
    Ja, das war wohl ihr Name. Jedenfalls war es der Name, den ihr die Menschen aus der Bunten Welt gegeben hatten. Doch.. war sie wirklich Morsena? War ihr Geschlecht eigentlich wirklich weiblich? Sie wusste es einfach nicht! Es gab wirklich nicht viel, dass Morsena über sich selber wusste. Nur eines wusste sie: Sie war alt. Uralt! Ewigkeiten, bevor sie diese Welt entdeckt hatte, gab es sie schon. Sie hatte sich in dieser einen Welt befunden, wo es weder oben noch unten, weder rechts noch links gab. Hier gab es nur Luft.- Eigentlich nicht einmal das.
    Ab und an waren Schwaden dicken weißen Nebels hier vorübergezogen. Aber selbst das war äußerst selten geschehen. Normalerweise gab es in ihrer Welt nur ein großes, weites … Nichts! Sie selbst, Morsena, war ein Wesen, das nur aus reinem Licht bestand. Doch selbst in dieser Sache war sie sich nicht wirklich sicher. Wie auch? Vielleicht war das, was sie als ihr Selbst kannte, nichts anderes, als ihr Geist. Vielleicht besaß auch sie einen wirklichen Körper? Irgendwo.. in einer anderen, noch viel weiter entfernten Welt. Vielleicht lag es an ihr, dass sie den Weg dorthin vergessen hatte? In Morsenas Leben gab es viele „Vielleicht“. Zu viele! Es gab Zeiten, in denen sie gehofft hatte, dass jemand käme, der ihr helfen würde Antworten auf all diese Fragen zu finden. Aber wer sollte das sein? Die Menschen, gleich, aus welcher Welt sie stammten, waren dazu jedenfalls nicht in der Lage. Das hatte sie schon vor sehr langer Zeit herausgefunden. Selbst diejenigen, die sie sehen konnten, denen sie sich verständlich machen konnte, und das waren nicht sehr viele, waren kaum in der Lage, etwas für sie zu tun. Morsena hatte gelernt, dass einige Menschen aus beiden Welten wenigstens in der Lage waren, sie zu sehen. In diesem gleißenden, grellen Licht, aus welchen ihr Körper

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