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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die verlorenen Talente sprechen.«
    Die Wiedererlangung jener Talente erwies sich nicht als so einfach, wie Egwene gehofft hatte. Die Schwestern waren sehr gesprächsbereit, aber die Schwierigkeit bestand darin, daß Moghedien verstehen mußte, was mit einer ungenauen Beschreibung oder manchmal nur einem Namen gemeint war, und dann blieb noch zu hoffen, daß sie wirklich etwas wußte. Es war beispielsweise recht gut zu wissen, daß Metalle verstärkt wurden, wenn man die Grundmasse abglich, aber die Frau wußte weniger von Metallen als vom Heilen, und was, unter dem Licht, waren Wirbelndes Erdfeuer oder, um bei solchen Dingen zu bleiben, Milchige Tränen?
    Moghedien schien bereitwillig helfen zu wollen, verzweifelt helfen zu wollen, besonders seit Siuan den Trick verraten hatte, wie man nicht schwitzte. Sie hatte Nynaeve und Elayne diesbezüglich offenbar belogen. Überzeugt davon, daß Egwene dies für ihre eine Lüge halten würde, war die Frau auf den Knien gekrochen, hatte mit klappernden Zähnen geweint und gebettelt und ihren Rocksaum geküßt. Aber ob sie nun bereitwillig half oder nicht - es hatte die Angst größer werden lassen. Das beständige, widerwärtige Rieseln wehleidigen Schreckens war einfach zuviel. Das A'dam- Armband befand sich jetzt, trotz ihrer Absichten, in Egwenes Tasche. Sie hätte es Nynaeve gegeben - und wäre froh gewesen, es los zu sein -, aber es vor anderen hin- und herzureichen, würde früher oder später Gerede hervorrufen.
    Statt dessen sagte sie: »Nynaeve, du solltest Mat besser aus dem Weg gehen, bis er sich wieder beruhigt hat.« Sie war sich nicht sicher, daß Mat seine Drohung wirklich wahr machen würde, aber wenn jemand ihn dazu aufstacheln konnte, dann sicherlich Nynaeve, und danach wäre sie nicht mehr zu überzeugen. »Oder versichere dich wenigstens, daß du nur mit ihm sprichst, wenn viele Leute in der Nähe sind. Vielleicht auch einige Behüter.«
    Nynaeve öffnete den Mund und schloß ihn dann nach einem Moment wieder. Ihre Wangen erblaßten ein wenig, und sie schluckte. Sie verstand, was Egwene meinte. »Ja, ich glaube, das wäre das beste, Mutter.«
    Sheriam beobachtete mit leicht gerunzelter Stirn, wie sich die Tür schloß, und wandte sich dann mit demselben Gesichtsausdruck zu Egwene um. »Das waren harte Worte, Mutter.«
    »Es war nur das, was man erwarten kann, wenn alte Freunde sich nach langer Zeit wiederbegegnen. Nynaeve hat Mat noch als Lausbub in Erinnerung, aber er ist nicht mehr zehn Jahre alt und nimmt das übel.« Durch den Eid daran gebunden, nicht zu lügen, hatten die Aes Sedai die Halblüge, die Viertellüge und die Andeutung zur Kunstform erhoben. Egwenes Ansicht nach waren dies nützliche Fertigkeiten. Besonders bei Aes Sedai. Die Drei Eide nutzten niemandem, und den Aes Sedai am wenigsten.
    »Es ist manchmal schwer einzusehen, daß sich die Menschen verändern.« Sheriam setzte sich, ohne zu fragen, und richtete sorgfältig ihre blauen Seidenröcke. »Ich nehme an, daß derjenige, wer auch immer die Drachenverschworenen befehligt, Mat mit einer Botschaft von Rand al'Thor hierhergesandt hat? Ich hoffe. Ihr habt nichts gesagt, was er als Versprechen auffassen könnte, Mutter. Ein Heer von Drachenverschworenen keine zehn Meilen entfernt stellt uns vor eine heikle Situation. Es wird nicht sehr hilfreich sein, wenn ihr Befehlshaber glaubt, wir würden Versprechungen nicht einhalten.«
    Egwene betrachtete die Frau einen Moment. Nichts berührte Sheriam. Zumindest ließ sie es niemanden erkennen. Sheriam wußte viel über Mat, wie auch einige andere Schwestern in Salidar. Konnte das benutzt werden, um ihn in die gewünschte Richtung zu drängen, oder würde er sich dann davonmachen? Zu Mat kommen wir später, dachte sie entschlossen. Und jetzt zu Sheriam. »Würdet Ihr wohl jemanden bitten, Tee zu bringen, Sheriam? Ich bin ein wenig durstig.«
    Sheriams Gesichtsausdruck änderte sich nur wenig, nur eine leichte Anspannung um jene schrägstehenden Augen, die ihre anscheinende Gelassenheit kaum störte. Egwene konnte die hervordrängende Frage jedoch fast sehen. Was hatte sie zu Mat gesagt, worüber sie nicht sprechen wollte? Welche Versprechen hatte sie gegeben, vor deren Erfüllung Sheriam sie würde retten müssen, ohne Romanda und Lelaine gegenüber Boden zu verlieren?
    Sheriam sagte zu jemandem draußen nur wenige Worte, und als sie sich wieder hinsetzte, gab Egwene ihr gar nicht erst die Gelegenheit zu sprechen. Statt dessen versetzte sie ihr

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