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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beugten sich über Tolvar, zögerten dann und schauten zu Taim. Kurz darauf spürte Rand, wie Saidar sie erfüllte. Luftstränge hoben den leblosen Tolvar an, und die beiden trotteten mit seinem schwebenden Körper zwischen sich davon.
    Ich hätte ihn schon vor langer Zeit töten sollen, schnaubte Lews Therin. Ich hätte es tun sollen... Ich hätte... Etwas streckte sich nach der Quelle aus.
    Nein, verdammt! dachte Rand. Nein, das tust du nicht! Du bist nur eine verdammte Stimme! Lews Therin floh mit verklingendem Jammern.
    Rand atmete langsam ein. Taim sah ihn mit diesem Fast-Lächeln an. »Ihr lehrt sie zu heilen?«
    »Zunächst nur das wenige, was ich selbst weiß. Und noch bevor ich sie lehre, sich in dieser Hitze nicht zu Tode zu schwitzen. Eine Waffe verliert ihren Nutzen, wenn sie bei der ersten Verletzung abgelegt wird.
    Tatsächlich habe ich zugelassen, daß ein Mann sich selbst tötete, als er sich zu tief ausstreckte, und drei weitere brannten sich aus, aber es ist noch niemand im Schwertkampf umgekommen.« Es gelang ihm, das Wort »Schwert« sehr verächtlich klingen zu lassen.
    »Ich verstehe«, sagte Rand nur. Einer tot und drei ausgebrannt. Verloren die Aes Sedai in der Burg auch so viele? Aber andererseits gingen sie langsamer vor. Sie konnten es sich leisten, langsamer vorzugehen. »Was ist diese Schwarze Burg, von der dieser Bursche gesprochen hat? Mir gefällt der Klang dieses Namens nicht, Taim.« Lews Therin murrte und klagte erneut, sagte aber noch nichts.
    Der hakennasige Mann zuckte die Achseln und ließ seinen Blick mit Besitzerstolz über den Hof und die Schüler gleiten. »Ein Name, den die Schüler benutzen. Man konnte dies nicht einfach weiterhin nur ›das Gut‹ nennen. Sie hatten wohl das Gefühl, das sei nicht richtig. Sie wollten mehr. Die Schwarze Burg als Gegenstück zur Weißen Burg.« Er neigte den Kopf und sah Rand von der Seite an. »Ich kann dem Einhalt gebieten, wenn Ihr es wünscht. Man kann einem Mann leicht verbieten, bestimmte Worte nicht mehr zu sagen.«
    Rand zögerte. Man konnte ihnen vielleicht verbieten, diese Worte nicht mehr zu sagen, aber man konnte sie nicht aus ihren Köpfen verbannen. Die Schule mußte einen Namen haben. Er hatte nicht daran gedacht. Warum nicht Schwarze Burg? Als er jedoch das Gutshaus und die Gerüste - größer, aber nur aus Holz - betrachtete, mußte er über den Namen lächeln. »Laßt ihn bestehen.« Vielleicht hatte die Weiße Burg genauso bescheiden angefangen. Nicht daß die Schwarze Burg jemals Zeit haben würde, zu einer Konkurrenz für die Weiße Burg anzuwachsen. Rands Lächeln verblaßte, und er betrachtete die Kinder traurig. Er betrog sich genauso sehr wie sie, gab vor, es bestünde eine Chance, etwas Beständiges aufzubauen. »Versammelt die Schüler, Taim. Ich habe ihnen einiges zu sagen.«
    Er war in der Erwartung gekommen, sie um sich zu scharen, aber als er dann ihre Anzahl gesehen hatte, hatte er überlegt, von der Plattform des klapprigen Wagens aus zu sprechen, der jetzt aber anscheinend verschwunden war. Taim besaß jedoch ein Rednerpodest, ein einfacher schwarzer Steinblock, der so glatt poliert war, daß er im Sonnenlicht wie ein Spiegel schimmerte und in dessen Rückseite zwei Stufen geschnitten waren. Er stand auf freiem Gelände jenseits des Gutshauses. Der den Block umgebende Boden war flach und festgetreten. Die Frauen und Kinder versammelten sich auf einer Seite, um ihn zu sehen und ihm zuzuhören.
    Von dem Block aus konnte Rand erkennen, wie weit Taims Erhebungsreise ihn geführt haben mußte. Jahar Narishma, den Taim besonders erwähnt hatte, der junge Mann mit dem Talent, hatte mädchenhaft große dunkle Augen, ein blasses vertrauensvolles Gesicht und trug das Haar in zwei langen Zöpfen mit Silberglocken an den Enden. Taim hatte gesagt, er stamme aus Arafel. Rand erkannte bei einem anderen Mann den rasierten Kopf und das Haarbüschel eines Shienarers. Zwei Männer trugen durchscheinende Schleier, die in Tarabon häufig von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wurden. Er sah die schrägstehenden Augen aus Saldaea und hellhäutige, kleine Burschen aus Cairhien. Ein alter Mann trug einen geölten und fast in der für einen tairenischen Lord typischen Art geschnittenen Bart, und nicht weniger als drei Männer trugen Barte, bei denen die Oberlippe freiblieb. Er hoffte, daß Taim nicht Sammaels Interesse erweckt hatte, indem er Illianer eingezogen hatte. Er hatte hauptsächlich jüngere Männer erwartet,

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