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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und eine große Perle in seinem linken Ohr trug, ein dunkler Atha'an Miere in einem hellgrünen Umhang mit tätowierten Händen und zwei in einer Schärpe steckenden Dolche, ein Taraboner mit einem durchlässigen Schleier, der einen dichten, fast den Mund verbergenden Schnurrbart trug, sowie eine Anzahl Fremde, die von überallher gekommen sein konnten. Aber alle Männer hatten einen Stapel Münzen vor sich aufgeschichtet, obwohl sich die jeweilige Höhe unterschied. So nahe am Tarasin-Palast zog die Wanderin Gäste an, die Gold übrig hatten.
    Mat schüttelte die fünf Würfel in dem Lederbecher und ließ sie dann auf den Tisch rollen. Sie blieben mit zwei Kronen, zwei Sternen und einem Becher auf den Oberflächen liegen. Ein guter Wurf, hätte nicht besser sein können. Sein Glück verlief wellenförmig, und im Moment schien die Welle ihren Tiefpunkt erreicht zu haben, was bedeutete, daß er nur höchstens bei der Hälfte seiner Würfe gewann. Gerade hatte er bei zehn Würfen in Folge verloren, ein für ihn eigentlich ungewöhnlicher Verlauf. Mat reichte den Würfelbecher an einen blauäugigen Fremden weiter, ein Mann mit einem harten, hageren Gesicht, der trotz seines einfachen braunen Umhangs anscheinend viele Münzen zur Verfügung hatte.
    Vanin beugte sich herab, um Mat etwas ins Ohr zu flüstern. »Sie sind wieder draußen. Thom sagt, er weiß immer noch nicht, wie.« Mat schnitt dem dicken Mann eine Grimasse, woraufhin er sich schneller aufrichtete, als man es einem Mann seiner Statur zugetraut hätte.
    Mat trank seinen Silberbecher gewürzten Wein halb leer und blickte stirnrunzelnd auf den Tisch hinab. Wieder! Der blauäugige Mann ließ die Würfel auf den Tisch rollen, und sie blieben mit drei Kronen, einer Rose und einem Zepter auf der Oberfläche liegen. Der Sieg wurde rund um den Tisch murmelnd gewürdigt.
    »Blut und Asche«, murrte Mat. »Als nächstes wird die Tochter der Neun Monde hereinspazieren und mich fordern.« Der blauäugige Bursche verschluckte sich an seinem Siegestrunk. »Kennt Ihr den Namen?« fragte Mat.
    »Mir ist nur der Wein in die falsche Kehle geraten«, antwortete der Mann mit einem schleppenden Akzent, den Mat nicht kannte. »Welcher Name war es?«
    Mat machte eine beschwichtigende Geste. Er hatte Streitigkeiten schon aus weniger guten Gründen entstehen sehen. Er schob das Gold und Silber in seine Börse zurück und steckte sie in die Umhangtasche, während er aufstand. »Ich höre auf. Das Licht möge alle hier segnen.« Die Männer am Tisch erwiderten den Segen, sogar die Fremden. Die Menschen in Ebou Dar waren sehr höflich.
    Obwohl es noch früh am Tag war, war der Schankraum recht gut besetzt, und ein weiteres Würfelspiel trug zu Gelächter und Stöhnen bei. Zwei der jüngeren Söhne von Herrin Anan halfen den Schankmädchen, das Frühstück zu servieren. Die Wirtin selbst saß in der Nähe der geländerlosen weißen Steintreppe an der Rückseite des Raumes und behielt alles im Auge. Neben ihr saß eine junge, hübsche Frau, deren schwarze Augen lustig zwinkerten, als kenne sie einen Witz, den niemand sonst kannte. Ihr Gesicht war ein von glänzendem schwarzen Haar umgebenes, vollkommenes Oval, und der tiefe Ausschnitt ihres mit einem roten Gürtel versehenen, grauen Gewandes gab einen quälenden Anblick frei. Die Belustigung in ihren Augen verstärkte sich noch, als sie Mat anlächelte.
    »Bei Eurem Glück, Lord Cauthon«, sagte Herrin Anan, »sollte mein Mann Euch fragen, wohin er seine Fischerboote schicken soll.« Ihr Tonfall klang aus irgendeinem Grund sehr nüchtern.
    Mat akzeptierte den Titel ohne Verwunderung. In Ebou Dar würden außer Lords selbst nur wenige einen Lord herausfordern. Es war für ihn eine einfache Rechnung. Es gab erheblich weniger Lords als Bürgerliche, wodurch sich die Gefahr verringerte, daß jemand versuchen würde, ein Messer in ihn zu versenken. Aber er hatte dennoch während der letzten zehn Tage drei Männern den Kopf einschlagen müssen. »Ich fürchte, mein Glück erstreckt sich nicht auf solche Dinge, Herrin.«
    Olver tauchte wie aus dem Nichts neben ihm auf. »Können wir am Pferderennen teilnehmen, Mat?« fragte er eifrig.
    Frielle, Herrin Anans mittlere Tochter, kam heran und nahm den Jungen bei den Schultern. »Verzeiht, Lord Cauthon«, sagte sie besorgt. »Er ist mir gerade entwischt. Bei der Wahrheit des Lichts, das hat er getan.« Da sie bald verheiratet werden sollte - die eng anliegende Silberhalskette für ihren

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