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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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resignierend die Hände und gab es auf, Rand die Witze der Aiel erklären zu wollen. Was beim Licht war lustig daran, wenn eine Frau aus einem Irrtum heraus ihren Mann erstach, gleich unter welchen Umständen, oder wenn ein Mann schließlich mit der Schwester der Frau verheiratet war, die er eigentlich hatte heiraten wollen? Han murrte und schnaubte und weigerte sich, zu glauben, daß Rand solche Witze wirklich nicht verstehe; er lachte so schallend über die Sache mit dem erstochenen Ehemann, daß er beinahe umgefallen wäre. Das einzige, worüber sie sich nicht unterhielten, war der bevorstehende Krieg gegen Illian.
    Als sie aufbrachen, blinzelte Rand zur Sonne empor, die bereits den halben Weg zum Horizont zurückgelegt hatte. Han wiederholte noch einmal die Geschichte von dem erstochenen Ehemann, und die aufbrechenden Häuptlinge schmunzelten wieder darüber. Rand klopfte die Pfeife an seiner Handkante aus und zertrat die letzte Glut mit der Ferse im Staub. Es blieb immer noch genug Zeit, um nach Caemlyn zurückzukehren und mit Bashere zu beraten, aber er ging ins Zelt zurück, setzte sich hin und beobachtete unter den geöffneten Zeltwänden durch, wie die Sonne sank. Als sie den Horizont berührte und sich blutrot verfärbte, brachten ihm Enaila und Somara einen Teller Eintopf mit Hammelfleisch, genug für zwei Männer, ein rundes Fladenbrot und eine Kanne Pfefferminztee, die sie zum Abkühlen in einen kleinen Eimer Wasser gestellt hatten.
    »Ihr eßt nicht genug«, sagte Somara und versuchte dabei, sein Haar glattzustreichen, bevor er den Kopf wegdrehen konnte.
    Enaila beäugte ihn genau. »Wenn Ihr Aviendha nicht so meiden würdet, könnte sie dafür sorgen, daß Ihr genug eßt«
    »Erst weckt er ihr Interesse, und dann rennt er vor ihr weg«, knurrte Somara. »Ihr müßt sie wieder für Euch interessieren. Warum bietet Ihr Aviendha nicht an, ihr Haar zu waschen?«
    »So offensichtlich sollte er es nicht machen«, sagte Enaila energisch. »Es reicht vollkommen aus, wenn er ihr anbietet, ihr Haar auszubürsten. Er will ja wohl nicht, daß sie ihn für dreist halt.«
    Somara schniefte. »Sie hält ihn ganz bestimmt nicht für dreist, wenn er vor ihr wegläuft. Ihr könnt auch zu zurückhaltend sein, Rand al'Thor.«
    »Ihr seid Euch doch darüber im klaren, daß keine von Euch meine Mutter ist, oder?«
    Die beiden in den Cadin'sor gekleideten Frauen blickten sich verwirrt an. »Glaubst du, das war wieder so ein Feuchtländerwitz?« fragte Enaila und Somara zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht. Er wirkt gar nicht heiter.« Sie klopfte Rand auf den Rücken. »Ich bin sicher, es war ein guter Witz, aber Ihr müßt ihn uns erklären.«
    Rand litt schweigend und biß lediglich die Zähne aufeinander. Beim Essen beobachteten sie ihn weiterhin. Sie verfolgten buchstäblich jeden einzelnen Bissen, bis er ihn im Mund hatte. Es wurde auch nicht besser, als sie mit seinem Teller gingen und statt dessen Sulin hereinkam. Sulin gab ihm einige plumpe und äußerst unzüchtige Ratschläge, wie er Aviendhas Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken könne. Unter den Aiel war das etwas, wie es beispielsweise eine Erstschwester ihrem Erstbruder raten konnte.
    »Ihr müßt in ihren Augen wohl züchtig und zurückhaltend erscheinen«, sagte ihm die weißhaarige Tochter, »aber auch wieder nicht so zurückhaltend, daß sie Euch für langweilig hält. Bittet sie doch, Euch im Dampfzelt den Rücken zu kratzen, aber ein wenig scheu und mit zu Boden gerichtetem Blick. Wenn Ihr euch zum Schlafen auszieht, tanzt noch ein wenig voller Lebensfreude herum, und dann entschuldigt Euch schnell, als wärt Ihr euch gerade erst bewußt geworden, daß sie zugegen ist. Dann schlüpft flink unter die Decken. Bringt Ihr es fertig, im richtigen Moment zu erröten?«
    Er litt schweigend, aber schwer. Die Töchter wußten ja eine Menge, aber eben doch nicht genug.
    Als sie nach Caemlyn zurückkehrten, eine ganze Weile nach Sonnenuntergang, schlich Rand mit den Stiefeln in der Hand in seine Gemächer und tastete sich im Dunklen durch den Vorraum ins Schlafzimmer. Selbst wenn er nicht gewußt hätte, daß Aviendha zugegen war und bereits auf ihren Decken am Fußboden nahe der Wand lag, hätte er ihre Gegenwart gespürt. In der Stille der Nacht hörte er ihre Atemzüge. Endlich einmal schien es ihm, er habe lange genug gewartet, so daß sie bereits eingeschlafen war. Er hatte sich bemüht, diesen Zustand zu beenden, doch Aviendha hatte gar nicht auf ihn

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