Herr des Lichts
verschob sich ständig. Alle Blitze verfehlten Mara und schlugen seitlich hinter ihm ein.
Nun begann es in der Ferne aus dem Fluß heraus gedämpft zu leuchten. Es war ein warmes, pulsendes Licht, und einen Augenblick lang bewegte sich eine Art Tentakel schlangelnd über der Wasseroberfläche.
Aus der Richtung der Stadt kam Kampflärm. Die Luft war voll von Dämonen. Der Boden schien unter den Füßen der Heere zu wanken.
Sam hob seinen Speer.
Eine Zackenlinie aus Licht lief zum Himmel hinauf und reizte ein Dutzend andere solcher Linien, sich auf das Feld hinunterzustürzen.
Noch immer grollten, husteten und winselten die wilden Tiere, hetzten sie durch die Schlachtreihen auf beiden Seiten und rissen auf beiden Seiten Krieger.
Alles Leben tötend, marschierten die Untoten, angespornt von den dunklen Offizieren im monotonen Rhythmus der Trommeln vorwärts. Elementarfeuer hafteten an den Brüsten der Leichen, so als ob sie sich daran nährten.
»Wir haben die Halbgötter vernichtet«, sagte Sam. »Nun ist Mara an der Reihe.«
Sie suchten ihn auf dem ganzen Feld, schwebten mit ihrem Wagen über Tote und über Sterbende hinweg, und überall scholl ihnen Schreien und Stöhnen entgegen.
Als sie die Farben seines Streitwagens sichteten, nahmen sie die Verfolgung auf.
In einem Korridor der Dunkelheit stellten sie ihn schließlich. Der Schlachtenlärm klang hier dumpf und fern. Mara wendete und blickte ihnen entgegen. Auch der Tod hielt inne mit seinem Gefährt. Mit glühenden Augen sahen sie einander durch die Nacht an.
»Willst du endlich kämpfen, Mara?« rief Sam. »Oder müssen wir dich wie einen Hund zu Tode hetzen?«
»Sprichst du von deiner Verwandtschaft, von Kötern und Hündinnen, Bezwinger?« entgegnete Mara. »Du bist es doch, Kalkin, oder? Das ist dein Gürtel. Das ist deine Art von Krieg. Das waren deine Blitze, mein feuerspeiender Freund-und-Feind-zu- gleich. Du hast also irgendwie überlebt?«
»Ja, ich bin es«, rief Sam und richtete seine Lanze auf ihn.
»Und der Aasgott chauffiert dich?«
Tod hob seine linke Hand, die Handfläche Mara zugekehrt.
»Du wirst sterben, Mara, das gelobe ich«, sagte er. »Wenn nicht durch die Hand Kalkins, dann durch meine. Wenn nicht heute, dann an einem anderen Tag. Aber von nun an steht dieses Gelöbnis zwischen uns.«
Linker Hand pulsierte der Fluß in immer schnellerem Rhythmus.
Der Tod beugte sich vor, und der Wagen schoß auf Mara zu.
Die Pferde des Träumers bäumten sich auf, und Feuer schlug aus ihren Nüstern. Sie sprengten los.
Rudras Pfeile schwirrten durch die Dunkelheit heran, wurden aber genau wie die Geschosse zuvor zur Seite abgelenkt, bevor sie Yama und sein Gefährt erreichen konnten. Augenblicke lang einen zusätzlichen schwachen Schein werfend, explodierten sie zu beiden Seiten.
In der Ferne donnerten wild trompetende Elefanten über die Ebene, angestachelt von den Rakascha.
Dann - ein gewaltiges Tosen.
Mara wurde zum Riesen, sein Streitwagen war wie ein Berg. Seine Pferde durchmaßen im Galopp Ewigkeiten.
Wie die Sprühnebel einer Fontäne waren die Blitze, die aus Sams Speer sprangen. Jäh brach ein Schneesturm über ihn herein, und die Kälte des interstellaren Raums selbst kroch in seine Knochen.
Im letztmöglichen Moment stellte Mara seinen Wagen quer und sprang ab.
Sie fuhren voll auf den Wagen auf, und ihr eigenes Gefährt knirschte unter ihren Füßen, während sie langsam auf den Boden herabsanken.
Das Tosen war inzwischen ohrenbetäubend geworden, und die Pulsschläge des Lichts aus dem Fluß hatten einem gleichmäßigen Glühen Platz gemacht. Eine Woge dampfendes Wasser ergoß sich auf das Schlachtfeld, der Vedra flutete über die Ufer.
Die Schreie häuften sich, aber das Geklirr der Waffen ließ nicht nach. Irgendwo aus der Finsternis drangen schwach die Trommelschläge des Nirriti, und mit einem seltsam verzerrten Fluggeräusch jagte der Donnerwagen von hoch oben hinunter zur Erde.
»Wo ist Mara hin?« schrie Sam.
»Er hat sich versteckt«, sagte der Tod. »Aber er kann sich nicht ewig verstecken.«
»Verdammt! Sieg oder Niederlage für uns?«
»Ich weiß keine Antwort.«
Das Wasser schäumte rings um das havarierte Gefährt.
»Schaffst du es, den Wagen wieder in Gang zu bringen?«
»Nicht bei dieser Dunkelheit. Außerdem ist alles mit Wasser überschwemmt.«
»Was tun wir also jetzt?«
»Uns in Geduld üben.« Er lehnte sich zurück.
Nach einiger Zeit erschien ein Rakascha. Er schwebte über ihnen in der
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