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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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lenkte der Tod das Gefährt mitten unter sie.
    Die Sicheln des Wagens sind wie Rasiermesser, und seine Geschwindigkeit übertrifft die eines Pferdes um das Dreifache und die eines Slizzards noch um das Doppelte.
    Während er den Wagen vorwärtssteuerte, legten sich Nebelschwaden um Yama, Nebelschwaden aus dem Dampf des vergossenen Bluts. Schwere Geschosse rasten auf sie zu, rasten, sie verfehlend, rechts und links vorbei. Ultraschallschreie klangen ihnen in den Ohren, doch erreichten sie irgendwie nicht ihre volle Intensität.
    Mit ausdruckslosem Gesicht reckte Sam seinen Speer hoch über den Kopf.
    Dann huschte ein Ausdruck wie von Raserei über sein Gesicht, und Blitze sprangen aus seiner Speerspitze.
    Slizzards und Reiter wurden gebacken und geröstet.
    Der Gestank von verkohltem Fleisch stach ihnen in der Nase.
    Sam lachte, und der Tod riß den Wagen herum, um einen neuen Angriff zu fahren.
    »Seht ihr mich?« schrie Sam zum Himmel empor. »Dann seht her! Und seht euch vor! Ihr habt einen Fehler gemacht!«
    »Nicht!« sagte der Tod. »Es ist zu früh dazu! Verspotte niemals einen Gott, ehe du ihn überwältigt hast!«
    Und der Streitwagen jagte erneut durch die Reihen der Halbgötter, und niemandem gelang es, ihn auch nur anzurühren.
    Fanfarenstöße fuhren über die Ebene - und die heilige Armee stürmte vorwärts, um den halbgöttlichen Streitern beizustehen.
    Die Krieger von Keenset rückten vor, um sie in einen Kampf zu verwickeln.
    Sam stand aufrecht im Streitwagen, und ein Hagel von Geschossen prasselte auf ihn herab, doch kein einziges traf. Der Tod lenkte sie durch die Linien des Feindes, und sie waren Keil und Rapier zugleich. Sam sang auf dieser blutigen Fahrt, und seine Lanze war eine Schlangenzunge. Zuweilen knisternd, verstreute sie grelle Flammengarben. Der Talisman um seinen Leib gloste in fahlem Feuer.
    »Wir werden sie schlagen!« rief er.
    »Es sind bis jetzt nur Halbgötter und Menschen auf dem Schlachtfeld«, sagte der Tod. »Sie erproben noch immer unsere Stärke. Es sind ja nur wenige unter ihnen, die einst die ganze Macht Kalkins kennengelernt haben.«
    »Die ganze Macht Kalkins?« fragte Sam. »Diese Macht kennt niemand, o Tod, denn sie ist niemals gezeigt worden. In all den Epochen nicht. Mögen sie mich doch angreifen, und die Wolken werden über ihren Leichen weinen, der Vedra von ihrem Blut rot gefärbt sein!. Hört ihr mich? Hört ihr mich, Götter? Kommt, greift an! Ich fordere euch heraus, hier, auf diesem Feld! Kommt herunter und beweist eure Stärke!«
    »Nein!« sagte der Tod. »Noch nicht!«
    Droben am Himmel zog wiederum der Donnerwagen vorüber.
    Sam hob seinen Speer, und eine pyrotechnische Hölle brach über das davonschießende Gefährt herein.
    »Du hättest ihnen nicht zeigen sollen, daß deine Kräfte so groß sind! Jetzt noch nicht!«
    Die Stimme Tarakas drang über den Schlachtenlärm und das Lied in seinem Gehirn an sein Bewußtsein.
    »Sie kommen jetzt den Fluß herauf, o Bezwinger! Und ein zweiter Trupp steht vor den Toren der Stadt!«
    »Dann ruf Dalissa, damit sie emporsteigt und kraft ihrer Glut den Vedra zum Kochen bringt! Und ihr Rakascha - verteidigt die Tore von Keenset und vernichtet die Eindringlinge!«
    »Ich höre und gehorche, Bezwinger!« Dann war Taraka wieder verschwunden.
    Ein blendender Lichtstrahl fiel aus dem Donnerwagen und schnitt sengend durch die Linien der Krieger aus Keenset.
    »Es ist soweit«, sagte der Tod, und er schwenkte seinen Umhang zum Zeichen.
    In der hintersten Schlachtreihe stellte sich Ratri in die Steigbügel ihres Reittiers, der schwarzen Stute. Sie hob den schwarzen Schleier, den sie über ihrer Rüstung trug.
    Auf beiden Seiten klangen unter den Kriegern Schreie auf, als die Sonne ihr Gesicht verbarg und Finsternis auf das Schlachtfeld herabsank. Der Lichtbalken zwischen Donnerwagen und Erde verschwand und mit ihm der tödliche Brand.
    Übrig blieb einzig ein schwaches Phosphoreszieren, dessen Quelle nicht ersichtlich war. Als die Sonne sich verfinsterte, kam Mara-Herr in seinem düster irisierenden Regenbogenwagen auf das Feld gezogen, seine Pferde vorgespannt, die Ströme von dampfendem Blut ausspien.
    Sam wollte ihnen entgegen, aber ein großer Trupp Krieger schob sich dazwischen; und ehe sie durchstoßen konnten, hatte Mara das Schlachtfeld schon überquert und dabei jeden, der ihm in den Weg gekommen war, erschlagen.
    Sam richtete seine Lanze aus und blickte finster drein, aber sein Ziel hatte keine klaren Konturen und

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