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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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plötzlich in seiner Hand.
    »Fahr dahin, Dharma. Deine Tage sind zu Ende.«
    Er zückte den Stab.
    »Im Namen unserer einstigen Freundschaft«, sagte der Gott in Rot. »Ich werde dich am Leben lassen, wenn du dich mir ergibst.«
    Der Stab zitterte.
    »Du hast Rudra getötet, um den Namen meiner Gemahlin zu verteidigen.«
    »Ich habe das getan, um die Ehre der Lokapalas zu wahren. Nun bin ich der Gott der Zerstörung und einer der Trimurti!«
    Er richtete den Feuerstab auf Yama, und der Tod warf seinen Scharlachumhang hoch und deckte sich ab.
    Dann zuckte ein so blendend heller Lichtblitz auf, daß noch in zwei Meilen Entfernung die Verteidiger auf den Wällen von Keenset es sahen und sich darüber wunderten.
    Die Angreifer waren in Keenset eingedrungen. Die Stadt brannte. Schreie gellten. Metall prallte auf Holz. Metall prallte auf Metall. Die Rakascha stürzten ganze Gebäude auf die Eindringlinge, an die sie nicht nah genug herankommen konnten. Es waren nicht viele Angreifer, aber auch die Zahl der Belagerten war klein. Die meisten Krieger der beiden Streitmächte hatten ihr Leben auf der Ebene lassen müssen.
    Sam stand auf dem höchsten Turm des Tempels und starrte auf die in Schutt und Asche gelegte Stadt hinunter.
    »Ich konnte dich nicht mehr retten, Keenset«, sagte er. »Ich habe es versucht, aber es war vergeblich.«
    Tief drunten auf der Straße spannte Rudra seinen Bogen.
    Sam sah ihn und hob seine Lanze.
    Der Blitz traf Rudra, und der Pfeil explodierte, als er die Sehne verließ.
    Als es sich wieder aufklarte, war dort, wo Rudra gestanden hatte, ein kleiner Krater zu sehen. Rings um den Krater war der Boden brandschwarz.
    Vayu erschien auf einem fernen Hausgiebel und rief die Winde herbei, damit sie die Feuer anfachten. Sam erhob wieder seinen Speer, aber schon standen ein Dutzend Vayus auf einem Dutzend Hausgiebeln.
    »Mara!« rief Sam. »Zeig dich, Träumer! Wenn du den Mut dazu hast!«
    Von überallher Gelächter.
    »Wenn ich soweit bin, Kalkin«, drang die Stimme Maras durch die rauchverhangene Luft, »werde ich den Mut haben. Aber ich bestimme, wenn es soweit ist. Ist dir nicht schwindlig? Was wäre, wenn du dich vom Dach stürzen würdest? Würden die Rakascha kommen und dich auffangen? Würden deine Dämonen dich retten?«
    Auf alle Gebäude im Umkreis des Tempels stießen Blitze herab, aber durch das Tosen hindurch drang Maras Gelächter. Es verklang in der Ferne, während neue Feuer aufloderten.
    Sam setzte sich und sah zu, wie die Stadt niederbrannte. Der Lärm der Gefechte erstarb nach und nach. Nur die Flammen flackerten noch.
    Ein scharfer Schmerz kam und ging durch seinen Kopf. Dann kam er erneut und ging nicht wieder. Dann marterte er seinen ganzen Körper, und Sam schrie auf.
    Brahma, Vayu, Mara und vier Halbgötter standen unten auf der Straße.
    Er versuchte seinen Speer zu heben, aber seine Hand zitterte derart, daß sein Griff sich löste und die Lanze auf das Dach fiel, über Ziegelsteine klapperte - und verschwunden war.
    Das Zepter, das ein Schädel und ein Rad war, deutete in seine Richtung.
    »Komm herunter, Sam!« rief Brahma und bewegte sein Zepter ein wenig, so daß die Schmerzen sich verschoben und noch unerträglicher brannten.
    »Du und Ratri, ihr seid als einzige noch am Leben! Es ist zu Ende! Gib auf!«
    Er hielt sich krampfhaft auf den Füßen, und seine Hände klammerten sich um seinen glühenden Gürtel.
    Schwankend preßte er durch zusammengebissene Zähne die Worte:
    »Gut! Aber ich werde über euch kommen wie eine Bombe!«
    Doch da verdunkelte, erhellte, verdunkelte sich der Himmel.
    Ein gewaltiger Schrei übertönte das Prasseln der Flammen.
    »Es ist Garuda!« sagte Mara.
    »Warum sollte Wischnu kommen - jetzt?«
    »Garuda wurde geraubt! Hast du das vergessen?«
    Der große Vogel kam im Sturzflug auf die brennende Stadt herunter - wie ein titanischer Phönix, der sein flammendes Nest sucht.
    Sam bog seinen Hals und sah, daß plötzlich die Haube über die Augen des Garuda fiel. Der Vogel flatterte und stürzte wie ein Bleigewicht auf den Platz vor dem Tempel zu, wo die Götter standen.
    »Rot!« schrie Mara. »Der Reiter! Er trägt Rot!«
    Brahma wirbelte herum und richtete das kreischende Zepter, das er mit beiden Händen hielt, auf den Kopf des VogelGeschosses.
    Mara machte eine Geste, und die Schwingen des Garuda schienen Feuer zu fangen.
    Vayu warf beide Arme hoch, und ein wahrer Hurrikan schlug auf das Roß des Wischnu ein, dessen Schnabelhieb die

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