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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zündete er sich seine Pfeife an und begann zu rauchen.
    Nachdem er sich ausgeruht hatte, stand er wieder auf und sah sich das Tor an.
    Seine Hand legte sich auf die Drucktastplatte und bewegte sich langsam durch eine Reihe von Griffen. Als die Hand die Platte verließ, kam ein melodischer Ton aus dem Innern der Tür.
    Er ergriff daraufhin den Messingring und zog ihn nach außen. Seine Schultermuskeln spannten sich. Und die Tür bewegte sich, langsam zuerst, dann immer schneller. Er trat zur Seite, und sie schwang über den Rand der Felsbank hinaus.
    Ein zweites Läutzeichen, dem ersten genau gleich, kam von der inneren Türfläche. Er faßte das Portal, als es an ihm vorbeischwang, und stemmte sich mit den Hacken gegen das Gestein, um zu verhindern, daß sich die Tür über seine Reichweite hinaus auftat.
    Aus der Öffnung, der er jetzt den Rücken zukehrte, wehte stürmisch warme Luft.
    Nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, hielt er kurz inne, um eine der vielen Fackeln anzuzünden, die er bei sich trug. Dann schritt er durch einen Gang, der breiter wurde, je tiefer er in den Berg führte.
    Der Boden fiel nun steil nach vorn ab, und nach etwa hundert Schritten war die Decke so hoch, daß er sie schon nicht mehr sehen konnte.
    Nach zweihundert Schritten stand er am Rande des Schachts.
    Von allen Seiten umgab ihn jetzt tiefe Dunkelheit, und nur die Flammen seiner Fackel warfen ein loderndes Licht. Die Wände waren zurückgewichen. Allein die Wand hinter ihm und die zur Rechten waren noch zu erkennen. Eine kleine Strecke vor ihm endete der feste Boden. Jenseits der Kante - ein scheinbar bodenloses Loch. Er konnte den Rand auf der anderen Seite des Schachts nicht sehen, wußte aber, daß die Öffnung mehr oder weniger kreisförmig war; und er wußte, daß sich der Schachtdurchmesser mit zunehmender Tiefe noch erweiterte.
    Er fand den Pfad, der sich die Wand des Schachts hinunterschlängelte, folgte ihm und fühlte, wie die warme Luft aus den Tiefen herauf quoll. Dieser Pfad war künstlich angelegt und obwohl er steil abwärts führte, hatte man ein deutliches Empfinden davon. Der Pfad war gefährlich unsicher, und er war sehr schmal; an vielen Stellen wies er Risse auf, an einigen Stellen war er mit Schotter bedeckt. Aber sein gleichmäßig sich windender Lauf verriet, daß er seine Entstehung Zweck und Plan verdankte.
    Vorsichtig tastete er sich über diesen Pfad abwärts. Linker Hand strebte die Wand empor. Rechts von ihm - nur Leere.
    Es schien eine Ewigkeit und noch eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, dann sichtete er ein winziges Lichtflackern tief unter ihm. Das Licht schien mitten in der Luft zu hängen.
    Bald jedoch - je näher er herankam - rückte es etwas nach rechts. Es war die Krümmung der Schachtwand, an der er sich entlangbewegte, die dem Licht einen neuen Platz zugewiesen hatte.
    Eine weitere Drehung des Pfads, und er stand direkt davor.
    Als er die Wandnische passierte, in der die Flamme versteckt war, hörte er in seinem Innern eine Stimme, die rief:
    »Laßt mich frei, Meister, und ich werde Euch die Welt zu Füßen legen!«
    Aber er eilte weiter, warf nicht einmal einen Blick auf das Fast-Gesicht in der Felsöffnung.
    In dem Ozean der Schwärze, der sich unter ihm erstreckte, waren nun auch andere Lichter zu erkennen.
    Immer weiter öffnete sich der Schacht. Er war voll vom Leuchten der Glimmer, von Flammen, die keine Flammen waren; voll von Formen, Gesichtern, halb-erinnerten Bildern. Und von allem und jedem, an dem er vorbeiging, kam der Schrei: »Laßt mich frei, Herr! Laßt mich frei!«
    Aber er blieb nicht stehen.
    Er gelangte auf den Grund des Schachts und wanderte dort zwischen Bruchsteinen und über Risse im Felsboden. Schließlich erreichte er die gegenüberliegende Wand, wo ein großes orangerotes Feuer tanzte.
    Als er näher kam, wurde es kirschrot, und als er dicht davorstand, war es so blau wie das Innere eines Saphirs.
    Pulsierend und wirbelnd schlug die Flamme zu doppelter Mannshöhe empor. Flämmchen leckten nach ihm, schnellten dann aber zurück, als ob sie gegen eine unsichtbare Schranke gestoßen wären.
    Während seines Abstiegs war er an so vielen Flammen vorbeigekommen, daß er ihre Zahl nicht mehr abschätzen konnte.
    Und er wußte, daß noch mehr von ihnen in den Höhlen verborgen waren, die sich vom Grund des Schachts zu den Seiten hin öffneten.
    Jede einzelne dieser Flammen, an der er auf seinem Weg in die Tiefe vorbeigekommen war, hatte ihn in der

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