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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schlacht auf dieser Welt geschlagen. Das aber ist etwas, das du nicht wünschen und nicht zulassen kannst.«
    »Du bist ein Dummkopf, von letzten großen Schlachten zu sprechen, Sam, denn die letzte große Schlacht ist immer die nächste. Soll ich in einer anmutigeren Gestalt zu dir kommen, um dich zu überzeugen, daß ich die Wahrheit spreche? Soll ich dich mit einem Körper umarmen, der noch das Siegel der Jungfräulichkeit trägt? Wirst du dann meinen Worten Glauben schenken?«
    »Zweifel, Göttin, ist die Keuschheit des Geistes, und dieses Siegel trage ich selber.«
    »Dann sollst du wissen, daß ich dich nur deshalb hierher gebracht habe, um dich zu quälen, und daß du recht hast - ich spucke auf deinen Akzelerationismus, und deine Tage sind schon gezählt, denn ich habe sie gezählt. Ich wollte dir falsche Hoffnung einflößen, damit ich dich aus einer um so größeren Höhe hinabstürzen könnte. Nur deiner Dummheit und deiner Schwäche verdankst du es, daß es nicht gelungen ist.«
    »Es tut mir leid, Kali...«
    »Ich will deine Entschuldigung nicht! Aber ich hätte deine Liebe genossen, um sie am Ende deiner Tage gegen dich zu wenden und um dir diese letzten Tage noch zu verbittern. Aber es ist, wie du sagst, wir haben uns zu sehr verändert - und du bist die Mühe nicht länger wert. Glaub allerdings nicht, daß ich dich nicht dazu hätte bringen können, mich wieder zu lieben - mit Lächeln und Zärtlichkeiten wie früher. Denn ich spüre die Wärme in deinem Innern, und es ist leicht für mich, sie in einem Mann zum offenen Feuer zu entfachen. Du bist jedoch keinen großen Tod wert, bist es nicht wert, aus den Höhen der Leidenschaft in die Tiefen der Verzweiflung zu stürzen. Ich verachte dich, aber das ist auch alles, was ich an Gefühlen für dich verschwenden will.«
    Um sie herum drehten sich lautlos die Sterne, und ihre Hand lag nicht mehr in der seinen. Sie goß zwei weitere Becher Soma ein, um sie gegen die Kälte der Nacht zu wärmen.
    »Kali?«
    »Ja?«
    »Falls es dir doch eine Genugtuung bereitet, du bist mir nicht gleichgültig geworden. Entweder gibt es so etwas wie die Liebe nicht, oder das Wort bedeutet nicht das, was es bei so vielen verschiedenen Gelegenheiten für mich zu bedeuten schien. Es ist ein Gefühl ohne Namen, wirklich - besser, es dabei zu belassen. Du hast es gehört, nun laß mich allein und hab deinen Spaß daran. Du weißt, daß wir uns eines Tages, sobald unsere gemeinsamen Feinde nicht mehr da wären, gegenseitig an die Kehle gehen würden. Wir haben viele großartige Versöhnungen hinter uns, aber waren sie je die Qualen wert, die ihnen vorausgingen? Du sollst wissen, daß du gesiegt hast und daß du die Göttin bist, die ich verehre - denn sind Verehrung und religiöse Scheu nicht eine Kreuzung von Liebe und Haß, Sehnsucht und Furcht?«
    Sie tranken ihr Soma in dem Raum, der Herzeleid heißt, und der Zauber Kuberas lag über ihnen.
    Kali sprach:
    »Soll ich jetzt vor dich hinfallen und dich küssen und sagen, daß ich gelogen habe, als ich sagte, daß ich gelogen habe - damit du lachen und sagen kannst, daß du gelogen hast, um so eine letzte Rache an mir zu nehmen? Ach, Siddhartha! Es wäre besser gewesen, einer von uns beiden wäre für immer im Höllenschacht geblieben, denn der Stolz der Ersten ist groß. Wir hätten nicht hierher kommen sollen - hierher in diesen Pavillon.«
    »Nein.«
    »Sollen wir gehen?«
    »Nein.«
    »Du hast recht. Wir wollen hier sitzen bleiben und jeder den anderen eine Weile verehren.«
    Ihre Hand fiel auf die seine und streichelte sie. »Sam?«
    »Ja?«
    »Würdest du mich jetzt in deine Arme schließen?«
    »Und mein Verhängnis so besiegeln? Natürlich.«
    »Dann wollen wir in den Raum hinübergehen, der Verzweiflung heißt, wo die Winde schweigen und wo ein Ruhebett steht.«
    Er folgte ihr von Herzeleid nach Verzweiflung, und in seiner Kehle pochte der Puls schneller. Als er sie nackt auf das Ruhebett gelegt hatte und seine Hand über das sanfte Weiß ihres Leibes fuhr, wurde ihm bewußt, daß Kubera eigentlich der Mächtigste unter den Lokapalas war - denn die Stimmung, die dieser Raum ausstrahlte, erfüllte ihn, erfüllte ihn noch, als seine Begierden ihn überwältigten und er ihren Leib unter sich fühlte - ein öffnen, ein Straffen, ein Seufzen, und jene Tränen, die niemals vergossen werden, brannten in seinen Augen.
    »Was möchtest du, Maja?«
    »Erzählt mir etwas über den Akzelerationismus, Tak von den Archiven.«
    Tak

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