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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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verheerende Waffe und zugleich eine undurchdringliche Rüstung war. Sie nickte, als sie weitergingen. Trotzdem wäre sie gern um ihrer selbst willen geachtet worden.
    »Dieses Land interessiert Euch nicht, oder?«
    »Es interessiert mich so sehr, wie nötig ist, um die Wünsche meines Herrn zu erfüllen.«
    »Habt Ihr bei ihm gelegen, als ich fort war?«
    »Einmal erwies er mir die Gnade, mich zu benutzen.«
    Sie sagte das so einfach, als ob es ohne jede Bedeutung gewesen wäre! Sollte Kiretta ihr dafür die Augen auskratzen? Das wäre eine gute Gelegenheit, um auszuprobieren, ob ihr Haken auch fest saß.
    »Mich benutzt er nicht!« Sie seufzte. »Aber letzte Nacht war es ganz anders als früher. Ich meine, als wir beisammen lagen. Letzte Nacht war es, als ob er mir damit einen Gefallen getan hätte. Als ob es ihm keine Freude bereitet hätte. Seine Liebkosungen trieben mich beinahe in den Wahnsinn, aber seine Augen waren so entrückt dabei.«
    »Er ist nun ein Unsterblicher. Das ändert alles.«
    »Er liebt mich noch!«
    Quinnés Blick war lang und undeutbar.
    »Was?«, schnappte Kiretta.
    »Liebe ist schon unter Menschen eine Illusion. Unter Osadroi existiert sie nicht. Die Unsterblichen sind zu sehr von der Macht der Finsternis erfüllt, um einer solchen Schwäche zu erliegen.«
    »Aber er sagt, dass er mich liebt! Immer wieder! Hundertmal, seit er mich befreit hat!«
    Quinné hob das Kinn an. »Er ist noch zu jung, um zu verstehen, welchen Preis die Schatten für seine Unsterblichkeit gefordert haben.« Ihr überlegenes Lächeln zeugte von den Jahren, in denen sie die Finsternis studiert hatte.

    Es tat Bren gut, das Gewicht des Kampfschilds an seinem Arm und den Griff des Morgensterns in seiner Hand zu spüren, als er auf das hinabsah, was von Velons Körper übrig war. Der Schattenfürst hatte nie Rüstungen getragen. Vielleicht hätte ihm das geholfen, aber Bren bezweifelte es. Schwerthiebe hatten ihn so gründlich zerhackt, dass Kleidung, Haut, Fleisch und Knochen nur schwer voneinander zu unterscheiden waren. Ein Bein lag vier Schritt entfernt an einem Karren, auf dem Silberrüstungen transportiert wurden. Das davorgespannte Maultier kaute unbeteiligt vor sich hin.
    Dies war das Werk von Silberschwertern. Die Wunden waren so schwarz, als seien sie ausgebrannt worden. Silberstaub lag auf Velon und um ihn herum, einiges davon schwebte sogar noch in der Luft, der Schwerkraft spottend. Er brannte wie Funken, wenn er Brens Haut traf.
    Bren beachtete ihn nicht. Er sah sich auf dem Friedhof um, dessen Schändung Lisanne befohlen hatte, um die Heiligkeit des Ortes zu vertreiben. Velon hatte die Arbeiten beaufsichtigt. Eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, welche der Honoratioren Akenes sich genügend mit der neuen Herrschaft abgefunden hatten, um ihnen auch in Zukunft die Verwaltung der Stadt anzuvertrauen. Man hatte sie aufgefordert, der Finsternis höchstselbst Tieropfer darzubringen und mit dem unreinen Blut den Boden zu sprengen. Zwei von ihnen hatten sogar aufsässigen Gefangenen die Kehlen durchgeschnitten. Sicher waren sie nicht so dumm, zu glauben, die Ondrier würden ihre Tat geheim halten. Hass und Furcht, wie der Kult sie schätzte, ließen sich besser entfachen, wenn solche Handlungen bekannt wurden. Für die Zögerlichen war die Aufgabe geblieben, die Grabsteine umzuwerfen und die Ruhestätten aufzubrechen, um auf die Gebeine der Verstorbenen zu urinieren.
    Jetzt standen die Honoratioren alle beieinander vor der Krypta der Paladine, zusammengetrieben von nervösen ondrischen Kriegern. Zwei Dutzend Kameraden lagen tot auf der Erde. Sie hatten vergeblich versucht, Velon zu schützen.
    »Sie sind alle entkommen? Einfach so?«, fragte Bren den einzigen Gardisten, der es überlebt hatte, Velon in dieser Nacht zu begleiten.
    »Sie waren unglaublich schnell, Herr! Sie kamen über uns wie Adler, die vom Himmel herabstoßen!«
    »Vielleicht stehen sie unter einer besonderen Gnade der Götter«, murmelte Bren. »Der Mondmutter mag mehr an diesem Ort gelegen sein, als wir angenommen haben.«
    Velon war ein verstörender Anblick. Nicht so sehr wegen der Wunden, solcherlei hatte Bren oft genug gesehen. Aber seine reglosen Überreste waren der Beweis dafür, dass ein halbes Jahrtausend Unsterblichkeit durch wenige Augenblicke mangelnder Vorsicht enden konnte. So schnell … Ein einziger Fehler …
    Als er Lisannes Charisma spürte und sah, wie die Sterblichen auf die Knie fielen, wandte er sich dem Karren zu.

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