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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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will nicht ohne dich sein, Chialla! Komm mit mir!«
    »Und warum bleibst du nicht in Orgait? Waschweiber und Schreiner braucht man auch hier.«
    Sein Blick bettelte um Verständnis. »Ich muss fort, Chialla. Ich darf nicht mehr in ihre Nähe kommen.«
    »Lisanne«, sagte sie. Er flüsterte den Namen der Schattenherzogin im Schlaf, seit er ihr zugeteilt worden war.
    Er sah zu Boden.
    Sie zog die Finger aus seinen kraftlosen Händen. »Ich will mich waschen.«
    »Komm mit mir«, sagte er schwach.
    Sie warf sich das Obergewand über, schlüpfte in die Pantoffeln und zwinkerte ihm zu, als sie aus der Tür huschte.
    Lustschreie hallten durch den Flur im ersten Stock. Henate übertrieb wieder. Aber viele Freier wollten so verzweifelt an den Zauber ihres Stabs glauben, dass sie immer gern genommen wurde. Auf der Treppe hörte Chialla das Gemurmel der Gäste, die sich verabschiedeten. Die meisten von ihnen arbeiteten für den Kult oder die Schattenherren selbst, sodass ihr Dienst nach Sonnenuntergang begänne. Die Handwerker, die das Tageslicht brauchten, würden bald kommen und die Tische wieder füllen.
    »Stell die Flasche für uns zurück«, wies ein alter Gardist den Schankjungen an. Chialla kannte seinen Namen nicht, er war einer von Henates Freiern. Sie hatte er nur einmal ausprobiert. Wahrscheinlich waren ihm ihre Brüste zu klein.
    Aber das störte Chialla jetzt nicht. Sie schmiegte sich an ihn, als wolle sie ihn verführen, stellte sich auf die Fußballen und flüsterte ihm ins Ohr: »In meinem Zimmer ist ein Abtrünniger! Ein Gardist auf der Flucht!«
    Der Mann starrte sie an. »Weißt du, was du sagst, Hure?« Sein grauer Kinnbart sah aus wie ein Dolch aus Eis.
    »Sucht man einen von Lisannes Männern?«
    Er schlug ihr ins Gesicht. »Diesen Namen sollst du nicht leichtfertig gebrauchen!«
    Sie hielt sich die schmerzende Wange, richtete sich aber wieder auf. »Wenn es wahr ist, was ich sage, will ich meine Belohnung!«
    Er schnaubte.
    Eine Handvoll anderer Gardisten näherte sich. »Gibt es ein Problem?«, fragte einer von ihnen.
    »Wir müssen uns oben etwas ansehen«, knurrte der Mann, den sie angesprochen hatte. »Zeig uns den Weg, Hure.«
    Für den Fall, dass Tasor misstrauisch geworden wäre, ließ sie einen der Gardisten die Tür öffnen. Aber Tasor lag noch immer nackt auf dem Bett. Er hatte sich ziemlich verausgabt. Er brauchte einen Augenblick, bis er die Situation erfasste, setzte an, aufzuspringen, begriff dann aber wohl, dass er damit nur seine Schuld eingestanden hätte. So verlegte er sich aufs Reden, quasselte von einem Auftrag, einem Geheimnis, einer dringlichen Angelegenheit.
    »Aber nicht zu dringlich, um es sich bei einer Hure bequem zu machen?«, fragte Eisbart.
    Tasor schwieg mit zusammengepressten Lippen.
    Jemand warf ihm seine Kleidung zu. »Gehen wir in den Königspalast. Wenn alles seine Ordnung hat, wird es nicht lange dauern.«
    Maßlose Enttäuschung lag in dem Blick, mit dem Tasor Chialla bedachte.
    »Was ist mit meiner Belohnung?«, zischte sie in Eisbarts Ohr.
    »Darüber kann ich nicht entscheiden. Vielleicht ist ja gar nichts vorgefallen.«
    Sie sah auf Tasors Reisesack. Wenn er wirklich hatte fliehen wollen, hatte er sicher auch daran gedacht, genug Goldmünzen für ein neues Leben einzustecken. »Dann komme ich mit, bis die Sache entschieden ist.«
    »Du beginnst, mir auf den Geist zu gehen!«
    »Wird man Euch nicht fragen, warum Ihr ihn anschleppt? Ich könnte berichten, was er mir erzählt hat.« Trotzig starrte sie ihn an.
    »Die Schatten mögen mich vor der Gier einer Hure bewahren! Also gut, komm mit.«
    Chialla war noch nie im Palast des S CHATTENKÖNIGS gewesen. Auf dem Weg zu dem dunkel dräuenden Gebäude mit seinen vielen Schatten werfenden Aufsätzen wurden ihre Knie weich. Sie fröstelte nicht nur, weil ihr Mantel so dünn war. Konnte sie jetzt noch umkehren? Aber dann würde sie in den Roten Pilz zurückkehren und erklären müssen, warum sie die Unruhe in das Haus gebracht hatte. Gardisten, die vor aller Augen einen Freier abführten, waren schlecht für das Geschäft.
    Sie gaben Tasor in einer Wachstube ab, wo man ihn vorsorglich ankettete, und ließen auch Chialla dort warten. »Ich habe dich geliebt«, raunte er ihr zu.
    Sie setzte sich so weit weg wie möglich. Das brachte sie neben den Kamin, sodass ihr wenigstens warm wurde. Während sie auf die Rückkehr der Gardisten wartete, überlegte sie, was wohl in dem Reisesack war, der neben Tasor stand. Vielleicht

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