Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
nicht an.«
»Dann beende es!«
Sachte schüttelte Bren den Kopf. »Das waren vermutlich Mondschwerter. Paladine, die ihrer Göttin so ergeben sind, dass die Mondmutter eine besondere Gnade über ihnen ausgegossen hat. Sie werden zu allem entschlossen sein. Ihr eigener Tod bedeutet ihnen nichts, damit können wir sie nicht abschrecken. Wir wollen sehen, ob der Tod ihrer Stadt sie ebenfalls ungerührt lässt.«
»Aber die Menschen, die hier sterben, können doch gar nichts dafür!«
»Wer sagt das?« Bren hörte eine Kälte in der eigenen Stimme, die ihm selbst fremd vorkam. »Sie waren zur rechten Zeit am rechten Ort. Vielleicht haben sie den Paladinen Hinweise gegeben, vielleicht den passenden Moment ausgespäht. Jedenfalls haben sie den Schattenfürsten nicht geschützt, als sie es hätten tun können.«
»Dann tötet sie schnell und schmerzlos! Siehst du nicht, dass du den Hass der Menge schürst? So wird die nächste Rebellion geboren!«
»Wer sollte rebellieren?«
Ihr Haken wischte über die Versammelten. »Die alle hier.« Es waren Hunderte.
»Nein. Heute Nacht brechen wir ihren Willen. Und mehr als das. Je qualvoller ihre Anführer sterben, desto sicherer werden sie die Macht der Schatten erkennen.«
»Das ergibt keinen Sinn!«
»Vielleicht keinen, den du verstehst«, versetzte er. »Aber ich glaube auch nicht, dass wir hier etwas erfahren. Lass uns zu Jittara gehen, die hat die interessanteren Gefangenen.«
Brens Gardisten schlugen eine Gasse durch die Menge. Auf dem Balkon des Palastes, den sie betraten, stand Königin Siérce von Ilyjia. Sie war so jung, dass sich gerade erst die zartesten Wölbungen unter dem Stoff ihres Kleids zeigten. Königshaus, Mondschwerter und Priesterschaft hatten in diesem Land immer um die Macht konkurriert. Jetzt begruben die Schatten sie alle. Ob die Königin verstand, dass ihr Reich für immer untergegangen war? Oder glaubte sie, dass nur ihre Konkurrenten in den Händen der ondrischen Folterer starben und sie danach, vielleicht als Statthalterin des S CHATTENKÖNIGS , die Macht zurückerhielte?
»Hat sie das Urteil verkündet, wie es vorgesehen war?«, fragte Bren.
»Siérce hat die Worte, die du ihr übermitteln ließt, gut auswendig gelernt«, bestätigte Kiretta. »Sie hat ihre Rede heute Mittag gehalten, bevor das Schinden begann.«
Bren nickte, als sie die Eingangshalle durchquerten. »Vielleicht ist sie nützlich genug, um sie am Leben zu lassen.« Sie stiegen in den Keller hinab.
»Ihr seid früh wach«, begrüßte ihn Jittara mit gesenktem Haupt, um dann Kiretta mit einem respektvollen Nicken zu bedenken.
»Kommst du gut voran?« Bren erinnerte sich an die Gesichter einiger der Frauen, die hier auf Stühle gefesselt saßen. Ihre Blicke waren nicht mehr so furchtsam wie in der Nacht, als das Schwarze Heer Akene gestürmt hatte. Jetzt waren sie entrückt. Die dunklen Schwaden, die aus den Amphoren vor ihnen aufstiegen, waren die Erklärung dafür. Bren erkannte sofort, dass sie Magie freisetzten, während sie in der Luft zerfaserten und von den Priesterinnen eingeatmet wurden.
»Viel scheinen sie leider nicht zu wissen«, antwortete Jittara. »Der Friedhof war ihnen bekannt und die Silberlager ebenfalls. Sie haben noch einige weitere preisgegeben. Ich habe eine Handvoll Seelenbrecher ausgeschickt, um sie zu leeren. Aber eine Wunderkraft der Mondmutter, die ihre Kämpfer auf diese Weise stärken könnte – dazu können sie nichts sagen.«
»Dann werden sie erst recht nicht wissen, wer die Angreifer waren.«
»Bren!«, rief Kiretta und fasste ihn an der Schulter.
Sie ließ los, als er sie ansah. Sie hatte sich wohl noch nicht an seine Kälte gewöhnt.
»Bren, wenn die Ilyjier solche Möglichkeiten hätten, dann hätten sie ihre Paladine doch schon viel früher damit gesegnet und sie in den Kampf geschickt!«
»Alles beginnt irgendwann. Der Geistersturm ist uns auch unmöglich erschienen, und dennoch ist er unseren Feinden gelungen, indem sich die Priester aller Länder gegen uns verschworen. Die Kraft und Schnelligkeit dieser Angreifer mag mit dem heiligen Boden zu tun haben, auf dem sie sich bewegten.«
»Dieses Problem ist inzwischen beseitigt.« Stolz schwang in Jittaras Stimme.
Der Anblick von Kirettas vorwurfsvollen Augen machte Bren wütend. Er sah wieder zu den Priesterinnen hinüber. »Versuche es weiter. Wenn du sicher bist, dass du alles aus ihnen herausgeholt hast, lass ihre Köpfe abschlagen und tauche sie in Teer, um sie für die
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