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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Beim Öffnen der Grüfte entdeckte man immer wieder Grabbeigaben, sogar welche aus Silber. Meist waren es nur Ringe oder Medaillen, aber auch eine Handvoll Schwerter war dabei gewesen. Doch dies war das erste Mal, dass Bren drei komplette Rüstungen sah, auf denen Mondsilberapplikationen angebracht waren. Die Toten, denen sie gehört hatten, mussten der Priesterschaft sehr am Herzen gelegen haben. Trotzdem war es Wahnsinn, solche Waffen in einem Grab ruhen zu lassen, anstatt sie ins Feld zu führen. Noch überraschender war, dass die Angreifer sie nicht mitgenommen hatten.
    Bren und Lisanne tauschten einen besorgten Blick. Die Schattenherzogin gestattete, dass man sich erhob.
    »Waren auch Klingen auf dem Wagen? Schwerter?«, fragte Bren.
    »Ich …«, stotterte der Gardist. Der Schweiß, der aus seinen Poren brach, stank wie der salzige Dampf, der aus einem Fass mit eingelegten Heringen stieg. »Ich weiß es nicht, Herr.«
    Bren wandte sich an die Edlen. »Waren auch Silberklingen auf dem Karren?«, rief er.
    Ein Mann, dessen Robe mit Opferblut besudelt war, kniete nieder. »Ja, Herr. Ich selbst habe sie aufgeladen.«
    »Jetzt sind sie weg«, murmelte Bren, nur für Lisanne und den Gardisten hörbar. »Aber die Rüstungen sind noch da. Seltsam.«
    »Vielleicht wollten sie sich nicht damit behindern?«, schlug der Gardist vor. »Rüstungen sind schwerer als Klingen.«
    »Möglich.« Nachdenklich ging Bren zwischen den Toten umher. »Aber sie sind auch sehr wertvoll. Waren die Angreifer in Bedrängnis?«
    »Natürlich eilten unsere Krieger sofort zu unserer Hilfe.«
    »Viel genützt hat das nicht. Ihr habt keinen einzigen von ihnen zur Strecke gebracht.«
    »Sie waren so schnell und so kraftvoll.«
    »Wie waren sie ausgerüstet? Abgesehen von den Silberschwertern, meine ich?«
    »Eiserne Harnische bei den meisten. Leichte Helme, kleine Schilde.«
    »Sie waren unberitten, nehme ich an?«
    »Ja. Oder sie haben ihre Tiere jenseits der Mauer gelassen.«
    Bren blieb stehen. »Ich sehe ihre Fußspuren in der Erde. Aber nirgendwo eine Leiche, einen abgetrennten Arm, noch nicht einmal einen Finger. Habt ihr ihnen denn keinen Kratzer zufügen können?«
    »Doch, aber die Gnade der Göttin muss sie so gestärkt haben, dass …«
    Obwohl Lisannes Stimme vollkommen ruhig war, ließ sie den Mann sofort verstummen und auf die Knie fallen. »Was faselst du von Göttermacht?«
    »Keine andere Erklärung will mir einfallen. Ich rammte einem von ihnen mein Schwert ins Bein, aber er schüttelte mich ab, als wäre es ein Wespenstich gewesen.«
    »Selbst wenn das stimmt: Wie kann es sein, dass ein Schattenfürst stirbt und einer seiner Gardisten noch lebt?«
    Mit Tränen in den Augen sah der Mann zu ihr auf.
    Es war das Letzte, was er tat. Lisannes zur Klaue verformte Hand schlug ihm die Krallen unter dem Kinn in den Kopf und riss ihn mit einer einzigen Bewegung ab. Wie ein angeschossener Vogel torkelte er durch die Luft, um dann mit einem dumpfen Geräusch zwischen Akenes Edle zu fallen. Der enthauptete Körper kippte zur Seite.
    »Er hätte uns vielleicht noch Interessantes berichten können«, sagte Bren.
    »Ich war seiner überdrüssig. Unfähige Sterbliche widern mich an.«
    »Von denen da werden wir nicht viel erfahren.« Bren zeigte auf Akenes Würdenträger.
    Lisannes Elfenbeinkrone schimmerte im Sternenlicht, als sie die Menschen abschätzig musterte. Mit einem solchen Blick betrachtete man die Fliegen, die sich an einem heißen Tag um die Augen eines Pferds sammelten. »Ihr Wert ist ein anderer. Ihr Tod wird den Aufrührern zeigen, was Trotz ihnen einbringt. Oder besser noch: ihr Sterben. Der Tod an sich ist eine Gnade.« Sie wandte sich ab. »Kümmert Euch darum, Baronet.«

    Osadroi träumten selten. Wenn sie erwachten, gab es für gewöhnlich keine allmählich verblassenden Bilder, kein durchscheinendes Gespinst, von dem sich der Geist hätte befreien müssen, um gänzlich in der Wirklichkeit anzukommen.
    Bren sah den Gardisten neben seinem Bett. Ehla stand vor dem Fußende, unbewegt in gläubiger Erwartung, dass er sich erhöbe. Kiretta dagegen zitterte vor ungeduldiger Aufregung. »Das kannst du nicht zulassen!«, rief sie. »Sie häuten die Edlen! Rette die Letzten!«
    Bren setzte sich auf und betrachtete seine Geliebte schweigend.
    War sie das noch, seine Geliebte? Mit seinen unsterblichen Augen nahm er die Unvollkommenheiten ihres verfallenden Körpers deutlich wahr. Die Falten in ihrem Gesicht würden sich nicht

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