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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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mittelalten Mannes auf dem Bett klafften.
    »Gütige Monde, steht uns bei!«, rief Nalaji und eilte zu dem Verletzten. Seine weit aufgerissenen Augen starrten gegen die Balken, die die Decke stützten. An der rechten Seite hatte er wohl nur die halbe Hand verloren, vom Mittelfinger auswärts, aber links hatte es ihn übel erwischt. Der Brustkorb war tief eingedrückt, sodass sich die Rippen vorschoben – als steckte ein Schiff in ihm, dessen Bug aus ihm herausbrach. Der Arm hatte knapp unter der Schulter einen Hieb mit einer scharfen Waffe erhalten, der mit so großer Kraft geführt worden war, dass er den Knochen zersplittert hatte. Das Glied hing nur noch an etwas Fleisch. Der linke Oberschenkel war an mehreren Stellen aufgerissen, der Muskel verletzt. Zwar nicht besonders tief, aber allein diese Wunden hätten ausgereicht, um einen Mann für zwei oder drei Wochen aufs Krankenlager zu werfen.
    »Sein Name ist Ferron«, erklärte Herst. »Wir kennen ihn seit Jahren. Er hat einige in Ungnade Gefallene aus Ondrien hinausgeschmuggelt.«
    Dann kennt er auch für uns einen Weg, dachte Nalaji und schämte sich sofort dafür, zuerst an sich selbst zu denken und nicht an jemanden, der ihrer Hilfe bedurfte.
    Sie nahm der Frau die Binden ab. »Mach uns etwas zu essen. Ich kümmere mich um ihn. Ich bin Heilerin.«
    Als die Frau sie skeptisch musterte, fügte Ungrann hinzu: »Meine Großmutter ist eine Priesterin der Mondmutter.«
    Unwillkürlich schüttelte Nalaji den Kopf. Hoffentlich würden sie lange genug leben, damit Ungrann lernen konnte, welche Informationen man besser für sich behielt.
    Immerhin tat die Frau nun, worum Nalaji sie gebeten hatte.
    »Kannst du mich verstehen?« Nalaji legte Ferron die Hand auf die Stirn. Sie fühlte kein Fieber. Hatte sein Körper etwa schon aufgegeben?
    »Schmerzen.« Er stöhnte nicht, seine Worte kamen ganz klar. »Nehmt mir die Schmerzen.«
    Nalaji netzte ihre rissigen Lippen. »Das kann ich tun, aber erst musst du mir sagen, wo es schmerzt. Wenn ich dich betäube, kannst du mir nicht mehr helfen, alle Stellen zu finden, an denen die Kraft der Monde gebraucht wird.«
    »Überall. Mein Körper ist eine einzige Wunde!«
    Nalaji zählte die Stellen auf, die sie erkannte. »Noch mehr?«
    »Bitte! Macht, dass der Schmerz weggeht!«
    Sie seufzte. Einem Tier in diesem Zustand hätte man den Gnadenstoß gegeben. Einem Gardisten der Schattenherren wohl auch. Es war schon verwunderlich, dass dieser Mann noch bei Verstand war.
    »Wie heißt du?«, fragte sie die Frau.
    »Jeeta, Herrin.«
    »Ich brauche ein paar Dinge, Jeeta. Wenn du kochst, benutzt du doch sicher Kräuter? Und um Fleisch haltbar zu machen? Gut. Bring mir, was du hast. Und ein rundes, festes Holz, auf das er beißen kann. Herst, mach eine Klinge heiß. Sie soll möglichst scharf sein. Wir müssen den Arm abnehmen.«
    Ferron wimmerte.
    »Es geht nicht anders«, erklärte sie. »Er würde dich vergiften. Danke der Göttin, dass du den rechten behalten wirst.« Mit einem Zeigefinger und einem Daumen.
    Eine Weile schwiegen sie. Nalaji suchte aus den Kräutern das, was sie brauchen konnte, und streute es in die Wunden, während sie stumm die Gnade der Mondmutter erflehte. Jeeta wärmte eine Suppe auf. Kiretta war ausreichend bei Bewusstsein, damit man sie nicht füttern musste.
    »Drei von ihnen habe ich selbst ins Nebelland geschickt«, sagte Ferron. »Fünf die anderen. Haben nicht damit gerechnet, dass wir uns so teuer verkaufen würden.«
    »Was war deine Mission?«
    »Ein Dorf in den Wetterbergen zu evakuieren. Aber wir sind auf einen Trupp Ondrier gestoßen.«
    »Weshalb wolltet ihr dieses Dorf evakuieren?«
    »Wir bringen alle Menschen von der Küste fort. Ich habe mich freiwillig gemeldet, um das Dorf in den Bergen aufzusuchen.«
    »Fürchtet ihr, die Menschen könnten von den Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen werden, die Ondrier und Fayé sich liefern werden?« Er zeigte keine Reaktion, als sie die Wunden austupfte. Das Wunder, das sie erfleht hatte, um seine Schmerzen einzuschläfern, wirkte gut.
    »Die Fayé kommen von Süden herauf, und sie werden uns an ihrer Seite dulden. Wir müssen sie verstärken!«
    Herst gab ihr das glühende Messer.
    »Aber dann solltet ihr zu ihnen eilen, nicht von ihnen fort.«
    »Einen Moment noch!«, rief Ferron und stützte sich auf. »Ihr seid eine Priesterin, nicht wahr?«
    Sie zögerte, bevor sie antwortete. »Ich diene der Mondmutter.«
    »Dann geht nach Osten, ich flehe Euch an!

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