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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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der Front, und er war vergleichsweise schwach betroffen. An anderen Stellen zermalmte das Geröll Kämpfer beider Seiten. Der Wind schwoll weiter an, sodass sein Rauschen bald die Verständigung erschwerte. Doch er brachte keine Wolken mit sich, Stygrons rotes Licht schien noch immer ungehindert auf Tötende und Sterbende.
    Die Ghoule blieben ihrem Befehl treu. Sie hatten Verluste, doch schließlich klaffte eine Wunde im Wall. Ihre zitternden Ränder lagen zunächst nur einen Schritt weit auseinander, aber wie man die Öffnung in einem Verteidigungsring erweiterte, war etwas, das man Ghoulen immer wieder einprügelte.
    Bren erkannte die ausladenden Stierhörner am Helm eines der Ritter, die mit eingelegter Lanze auf der anderen Seite des Durchbruchs warteten. »Vorrücken!«, befahl Bren.
    »Für die Schatten!«, brüllten die Offiziere, und die Krieger nahmen den Ruf auf. Augenblicklich spürte Bren die Essenz, die durch diese Hingabe von den Truppen ausging. Hätte er es gewollt, hätte er über diese Brücke sehr viel mehr rufen können, aber das hätte seine Kämpfer geschwächt. So beschränkte er sich darauf, einzuatmen, was ohnehin verweht wäre.
    Der Feind hatte Zeit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Drei dichte Pfeilschauer gingen auf die Ondrier nieder, bis die Ersten den Durchbruch passiert hatten. Söldner stellten sich ihnen Schild an Schild entgegen. Inmitten seiner Gardisten beobachtete Bren, wie die hinteren Reihen über die gefallenen Kameraden stiegen, um den Gegner zurückzuzwingen. Einige wurden in die Wunden des Walls gedrängt, klebten wie Fliegen in einem Spinnennetz und schrien ihrem zerfetzten Verstand hinterher.
    Bren spürte, wie sich im Norden eine große Macht erhob. Unwillkürlich wandte er den Blick. Auf einem Hang, mehrere Meilen entfernt, materialisierte Finsternis, die aus der kalten Leere zwischen den Sternen fiel. Sie verdichtete sich, sammelte sich in einem Punkt. Zugleich entfaltete sie sich in Brens anderer Wahrnehmung zu einem wahren Labyrinth, das um die eigene Achse wirbelte, ähnlich einem Strudel, der Galeeren in die Tiefe riss, wenn sie ihm zu nahe kamen. Bren bedeckte die Augen mit den Händen, um sich abwenden zu können. Das musste Schattenherzogin Widaja sein, die sich dort inmitten des Sturms erhoben hatte. Er war bei Weitem zu wenig geschult, um den Anblick ertragen zu können, den ihre Magie bot. Noch war die Natur, die die Götter ihm mitgegeben hatten, zu stark in ihm. Noch war er zu sehr Mensch, geboren von einer Frau. Von seiner Mutter, die jetzt in Zorwogrod auf Nachricht von seinem Sieg wartete. Er drängte den Gedanken an Ehla beiseite.
    »Was sind das für Laute, Herr?«, fragte Dengor. Er klammerte sich an sein Schwert, als wolle er sich daran festhalten, und sah mit großen Augen die Wetterberge hinauf. Es war ein bizarrer Anblick, den riesenhaften Barbaren so furchtsam zu sehen.
    Erst dachte Bren, Dengor nähme Widajas Wirken auf andere Weise wahr als er selbst. Dann hörte Bren es auch.
    Klagende Laute, länger gezogen, als der Atem eines Menschen es vermocht hätte. Nur zum kleineren Teil drangen sie an das Ohr, wesentlicher war, was im Innern des eigenen Schädels zu erklingen schien, durch den Kopf vibrierte und die Wirbelsäule hinab, das Mark in den Rippen zum Schwingen brachte. Er kannte diese Geräusche, war ihnen bereits näher gekommen, als sich ein Mensch wünschen konnte.
    »Der Seelennebel …«, murmelte er.
    Als hätte sein Erkennen selbst sie beschworen, sah er sie die Flanke der Wetterberge herabstürzen. Knochenweiß ritten sie auf dem Orkan, die Gesichter der verfluchten Fayé, die er schon bei der Fahrt hinter das Ende der Welt geschaut hatte. Es waren nur Köpfe, aber die meisten von ihnen waren so groß, dass sie vom Kinn zur Stirn mehr maßen als ein Mann, der die Arme in die Höhe streckte. Ihr Geheul übertönte den Sturm. Überall auf dem Schlachtfeld wandten sich die Menschen ihnen zu, verwirrt und angsterfüllt.
    Die Geister der Fayé stürzten sich auf sie, tranken ihre Seelen, zerrieben ihren Verstand. Bren konnte nicht genau erkennen, wie es vor sich ging, aber er sah, wie die Essenz der Opfer in alle Richtungen spritzte gleich dem Blut eines Froschs, den man unter dem Stiefel zermalmte. Die Geister machten keinen Unterschied zwischen Ondriern und Söldnern der Fayé, aber da die Schattenherren mehr menschliche Truppen in die Schlacht geschickt hatten und die dämonischen Wesenheiten der Fayé ausgespart

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