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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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stärke!«
    Der Wunsch, die Wunde zu heilen, war so beherrschend, dass Bren keine bewusste Überlegung brauchte, um die Essenz des Kriegers einzuatmen. Sie spülte durch seinen Körper wie reinigendes Eiswasser. Er verschmierte die blutigen Tränen auf dem ins Greisenhafte gealterten Gesicht, als er die Augen zudrückte.
    Bren hielt Ausschau nach dem Ritter, von dem er den Lanzenstoß empfangen hatte. Er war leicht zu erkennen, weil sein Helm von ausladenden Stierhörnern geziert wurde, aber inzwischen war er schon wieder unerreichbar hinter den feindlichen Reihen, wo sein Knappe die gebrochene Lanze gegen eine neue tauschte.
    Bren hatte seine Wunde geschlossen, aber sie schmerzte noch. Einen solchen Treffer konnte auch ein Unsterblicher nicht auf die Schnelle vollständig ausheilen.
    Der Feind führte weitere Reihen in die Schlacht, was Bren in der Vermutung bestärkte, dass der Hügel, den er als Ziel auserkoren hatte, von Wichtigkeit war. Neben ihm brüllte Dengor. Sein Breitschwert zerteilte einen Gegner an der Hüfte, nur um kurz darauf durch die Brust eines weiteren zu stoßen. Bei seiner Kraft brauchte er nicht die übliche Vorsicht eines Fechters walten zu lassen, der vermeiden wollte, dass sich seine Klinge zwischen den Rippen verkantete. Er war ein Barbar. Immer wieder nutzte er die Linke, um mit bloßer Hand eine Gurgel zu zerquetschen oder mit dem Ellbogen ein Gesicht zu zertrümmern. Schon der Gebrauch einer Waffe schien ein Zugeständnis an die Zivilisation zu sein, das er nur widerwillig machte.
    Schließlich traf auch Boldrik bei ihnen ein. »Herr!«, rief er und machte Anstalten, aus dem Sattel zu springen.
    »Keine Zeit für Ehrbezeigungen!«, rief Bren und schlug den Morgenstern um eine Lanze, um sie ihrem Besitzer mit einem Ruck zu entreißen. »Wir müssen hier durchbrechen!«
    Boldrik stellte sich in den Steigbügeln auf, konnte die Illusion aber offensichtlich nicht durchschauen. »Wir rücken gegen die Pikeniere vor?«
    »Das sind keine Pikeniere!«
    Wie zur Bestätigung quollen schwarze, schneckenartige Leiber zwischen den reglosen Kriegerillusionen hervor. Sie wälzten sich bergab den Ondriern entgegen, wobei sie ineinanderflossen. Die Körper vereinigten sich, wuschen zusammen wie Flüssigkeit, die an den Rändern einer Schüssel herablief und immer größere Tropfen bildete, die sich weiter zu Lachen verbanden. Bald sahen sie sich Schnecken gegenüber, die so groß waren wie Scheunen und immer weiter verschmolzen, bis sie zu einem lebendigen Wall wurden, der sich zwischen die Ondrier und den Hügel legte. Aber nicht nur die Angreifer sperrte er aus, sondern auch die vorderen Reihen der eigenen Truppen. Schwarz glänzendes Fleisch pulsierte, und wo ein Mensch es berührte, klebte er daran fest, wurde hineingesogen, wie eine Statue, die in Morast versank. Wahnsinn verzerrte die Gesichter der so Gefangenen. Das ließ die Kampfmoral der Einheit zusammenbrechen. Vor sich die ondrischen Reihen, hinter sich den lebenden Wall, versuchten die Krieger an den Seiten zu entkommen. »Lasst sie nach Osten ziehen, in die Wetterberge!«, befahl Bren. Einem Gegner musste man einen Ausweg bieten, sonst kämpfte er bis zum letzten Atemzug. So aber warfen die Fliehenden Schilde und Waffen fort, um schneller laufen zu können und wenigstens das Leben zu retten.
    Dengor war mit Blut bedeckt. Das meiste musste von seinen Gegnern stammen, denn sonst hätte er nicht mehr so aufrecht stehen und wie ein Wolf grinsen können. Soweit Bren wahrnahm, hatten sich die Gezeiten der Schlacht gewendet. Hinter ihrem Wall konnten die Fayé den Kampf nicht mehr mit der gleichen Sicherheit lenken wie zuvor, die Ondrier rückten vor und drückten den Feind nach Süden. Zudem waren weitere Osadroi erwacht, die die Finsternis auf den Feind herabbeschworen.
    »Was nun, Herr?«, fragte Boldrik, als er sein Pferd zum Stehen brachte.
    Bren studierte die vom Wahn zerfressenen Gesichter der Menschen, die in dem pulsierenden Wall zu sehen waren. »Holt Ghoule heran«, befahl er. »Möglichst viele.«
    Die Leichenfresser hatten Pranken, größer als Schaufelblätter, und in ihren knochendünnen Gliedern steckte genug Kraft für einen Ochsen. Sie waren tumb, deswegen brauchte man Treiber mit dornengespickten Peitschen, um sie dazu zu bringen, Katapulte und Belagerungstürme vor feindliche Mauern zu schieben. Ihr Mangel an Empfindsamkeit konnte die gegnerischen Bogenschützen zur Verzweiflung treiben. Bren hatte einen Ghoul gesehen, dem ein

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