Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
Reichtum einzuschränken, beleidigt die Beschaffenheit unserer Identität. Weder bin ich der gleiche Mensch wie Sie, noch sollte ich das sein. Wollen Sie einen Präsidenten, der mit allem einverstanden ist, was Sie sagen und denken? Und was, wenn Sie sich irren? Was, wenn er sich irrt? Wie Mr Jefferson bin ich Skeptiker. Wie Mr Lincoln glaube ich nicht an einen unsterblichen Gott, aber an die grenzenlosen Möglichkeiten der Menschheit.“
    Bob holte Atem. Es war Zeit für die Schlussworte.
    „Einige von Ihnen werden meine Worte als eine Beleidigung ihres persönlichen Glaubens auffassen. Das ist entschieden falsch. Unsere Kirchen und Synagogen sind unschätzbar wichtig, und ich hege den größten Respekt für unsere großen Religionen. Wie Sie wissen, ist meine Frau katholisch. Sind wir manchmal unterschiedlicher Meinung? Ja, das sind wir. Aber Meinungsverschiedenheiten sind gesund. In einer Demokratie ist es unsere feierliche Pflicht, unterschiedlicher Meinung zu sein. Ich weiß, dass ich damit eine Debatte lostrete, und das ist gut so. Vergessen Sie aber bitte nicht diese Schmutzfinken und ihre Taktik, einen Kandidaten auf ein einziges Etikett zu reduzieren – als ob man irgendeinen Menschen auf der Welt auf ein einziges Wort reduzieren könnte. Oder irgendein Land. Ich bin ein Mann mit leidenschaftlichem Wissensdurst. Was wir gemeinsam erreichen können, kennt keine Grenzen.“
    Er stieß die Luft aus. Seine Hände zitterten, was niemand außer ihm sehen konnte. Er wartete.
    Stille.
    Stille.
    Dann brach auf einmal ein Sturm los. Ohrenbetäubender Applaus. Die Zuhörer, die gesessen hatten, sprangen auf. Die, die standen, hoben die Hände, als wollten sie die Sterne vom Himmel holen.
    Bob lächelte in die Menge, winkte, dann stieg er die Verandastufen hinab, um seine Leute zu begrüßen.
    Aber nicht alle waren im Garten. Viele waren im Haus geblieben, saßen in bequemen Sesseln und hatten die Rede auf Monitoren verfolgt. Rafe, Esme und Tom hatten im Arbeitszimmer zugesehen. Paul Ridgely hatte sich aus dem Staub gemacht, doch die drei hatten wie angewurzelt der Rede gelauscht, die Augen auf den Bildschirm geheftet. Als der Applaus aufbrandete, schien der Raum zu beben, und das brach endlich den Bann.
    Rafe setzte sich in einen Sessel.
    „Tja …“, sagte Tom.
    „Nun …“, stimmte Esme ein. Dann: „Glaubst du, er hat es gesehen?“
    Tom blickte sie an. „Ich weiß nicht.“
    „Er hat bekommen, was er wollte. Von der Kleinigkeit abgesehen, dass Kellerman die Religionen nicht als Wurzel allen Übels beschimpft hat.“
    „Ja, das ärgert ihn wahrscheinlich. Kann ich mal dein Handy haben? Meines … nun, funktioniert gerade nicht.“
    Sie fischte ihr Handy aus der Tasche. Tom verließ das Zimmer.
    Esme setzte sich auf die Armlehne von Rafes Sessel.
    „Geht es dir gut?“, fragte sie.
    „So etwas habe ich nie zuvor gesehen.“
    „Ich weiß.“
    „Hat das mit dem zu tun, was ich zu ihm gesagt habe?“ Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Ist das alles nur deswegen passiert?“
    Sie grinste. Er war wie ein kleiner Junge. „Nur weil du das ganz und gar Falsche gesagt hast, heißt das nicht, dass ich dich nicht liebe.“
    „Das sind eine Menge doppelte Verneinungen in dem Satz.“
    „Ich geb dir eine doppelte Verneinung!“
    Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen. Die Tür ging auf. Es war Tom.
    „Galileo hat die Rede nicht gehört.“
    „Woher wissen Sie das?“, fragte Rafe.
    „Weil wir ihn verhaftet haben. Wir haben ihn vor dreißig Minuten auf einem Baseballplatz geschnappt. Wir haben ihn.“

25. KAPITEL
    Bei dem Baseballplatz handelte es sich um das Kauffman Stadion, in dem die Kansas City Royals zu Hause waren. Am 12. April sollten die Royals gegen ihre Erzrivalen Oakland Athletics spielen. Blau gegen Grün (die Royals-Spieler in Blau und die Athletics-Spieler in Grün). Um 19:30 Uhr Central Standard Time.
    Das Stadion war vor Kurzem umfassend renoviert worden – neue HD-Anzeigetafel, wunderschöne Tribünen und so weiter –, aber der große Springbrunnen war unberührt geblieben. Direkt am Spielfeld stieß er Tausende Liter Wasser pro Spiel über neunzig Meter in die Luft und bildete so einen hübschen, schaumigen Hintergrund. Ein kleiner Freizeitpark war dahinter aufgebaut, wo Kinder um das weiße Wasser herumrannten (äußerst selten allerdings hinein). Einige der teuersten Logen befanden sich rechts des Feldes mit gutem Blick auf diese menschengemachte Attraktion. Eine dieser Logen

Weitere Kostenlose Bücher