Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
heraus.
    „Henry hat dies Donald Chappell, dem Chef der ‚Unity for a Better Tomorrow‘, vorgespielt. Wie Henry daran gekommen ist – nun, er hat eben seinen Job gemacht.“
    Tom drückte auf „Play“ .
    „… machen wir bis November mit der Strategie weiter, die die positiven Unterschiede unterstreicht. Soll der andere Typ uns doch attackieren, so viel er will. Dadurch wirkt er nur verzweifelt.“
    Jeder im Raum erkannte Paul Ridgelys Stimme. Paul griff erneut nach seinem Brandyglas. Vielleicht wusste er, was als Nächstes kam.
    „Aber was ist mit der anderen Sache?“ Eine schneidende Frauenstimme mit Bostoner Akzent.
    „Kathryn Hightower“, erklärte Bob. „Sie ist meine Pressesprecherin.“ Er schien verblüfft und nachdenklich.
    Esmes Mund klappte auf vor Verwunderung. Himmel, die Antwort war die ganze Zeit da gewesen! Sie sah Tom an. Er nickte.
    „Aber wenn sie richtig tief graben, Paul? Dann müssen wir eine Antwort parat haben.“
    „Wenn wir uns eine Antwort ausdenken, dann garantiere ich dir, dass diese Antwort noch vor der tatsächlichen Story durchsickert. Und dann sind wir im Arsch, Kathryn, du und ich und Bob und die ganze Wahlkampfkampagne, weil die amerikanische Öffentlichkeit mit ihrer puritanischen Einstellung unbedingt will, dass ihr Präsident gläubig ist. Jetzt lieben sie ihn – er ist ein Held für sie, er ist ein verdammter John Kennedy für sie. Aber das Land wird niemals einen Atheisten ins Oval Office wählen.“
    Rafe schob den Kopf vor. „Moment mal, was?“
    Tom stellte das Aufnahmegerät ab.
    „Das war ein Privatgespräch“, murmelte Paul. „Die Aufnahme ist illegal und hat somit überhaupt keine Beweiskraft.“
    Der Gouverneur seufzte. „Paul, halten Sie die Klappe!“
    Paul hockte sich auf die nächste Armlehne und hielt die Klappe.
    „Also weiß Donald Chappell Bescheid?“, fragte Bob. „Und trotzdem unterstützt er meine Kandidatur?“
    „Er versucht, Ihre Seele zu retten“, antwortete Tom.
    „Sozusagen“, fügte Esme hinzu.
    Bob nickte langsam.
    Es war Rafe, der das Schweigen brach. „Dieser Galileo oder Henry Booth oder wie immer er auch heißt, warum tötet er all diese Menschen? Wenn er sauer auf Kellerman ist, weil der nicht an Gott glaubt, warum bringt er dann nicht ihn um?“
    „Das ist es ja“, klärte Esme auf. „Er ist überhaupt nicht sauer auf Kellerman.“
    „Nein“, stimmte Tom ihr zu. „Ist er nicht.“
    „Sie sagten, er hätte Kontakt zu mir aufgenommen?“, fragte der Gouverneur.
    „Ja, Sir. Wir denken, dass die erste Nachricht vermutlich Ende letzten Jahres kam, lange vor Atlanta. Henry hatte seinen Glauben verloren, und da waren plötzlich Sie, ein Ungläubiger wie er, und Sie waren beliebt und auf dem besten Weg, Präsident zu werden. Seine ersten Nachrichten waren vermutlich freundlich. Aber als Sie nicht antworteten, als Sie weitermachten und religiöse Organisationen wir die ‚Unity for a Better Tomorrow‘ Ihren Wahlkampf unterstützen ließen, da hat er Ihnen vermutlich seine Forderung geschickt: Geben Sie öffentlich und voller Stolz zu, dass Sie Atheist sind, sonst …“
    „Aber ich habe nie so eine …“
    Alle Augen richteten sich auf Paul, dessen Brandyglas leer war.
    „Ich habe Sie beschützt!“, rief er aus. „Die Hälfte aller Briefe, die wir bekommen, sind von Irren mit ihren Hirngespinsten. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass es diesmal ernst war?“
    „Sie wussten es nach Atlanta“, traf Tom ins Schwarze. „Und ich bin sicher, dass Henry sich sehr deutlich ausgedrückt hat. Sobald Sie hörten, was in Atlanta geschehen ist, wussten Sie, dass er es war.“
    „Und Sie haben nichts unternommen“, fügte Esme hinzu.
    „Wenn es in meiner Macht läge, diese Menschen wieder lebendig zu machen, würde ich es tun, aber …“
    „Paul“, unterbrach Bob ihn auf einmal. „Ich glaube, Sie plappern wieder. Ich dachte, ich hätte Sie gebeten, das nicht zu tun.“
    Der Wahlkampfleiter sank in den Sessel und sah aus wie ein tief verletztes Kind.
    Bob holte tief Luft. Die Last, die mit einem Mal auf seinen Schultern lag, schien den ganzen Raum auszufüllen. „All diese Menschen … Und ich hätte das Ganze mit nur einem Wort beenden können.“
    „Sie wussten es nicht“, sagte Tom.
    Bob zuckte die Achseln. Seinetwegen waren Menschen gestorben. Kinder.
    „Was kann ich tun?“ Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. „Wie kann ich das wieder hinbiegen?“
    „Zu diesem Zeitpunkt, Sir, weiß ich

Weitere Kostenlose Bücher