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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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war wegen eines architektonischen Problems noch geschlossen, und in dieser Loge saß Galileo und wartete.
    Zugang hatte er sich auf die übliche Weise verschafft. „Mark Kenney“ hieß die neueste Putzkraft bei den Royals. Als Unterster in der Hierarchie bekam er zwar keine Schlüssel, doch er hatte sich mit einigen der älteren Aufseher angefreundet und sie an einem Abend auf einen Drink eingeladen. Irgendwann sagte er, er müsse auf die Toilette, eilte stattdessen gegenüber zu einem Schlüsseldienst und ließ sich Zweitausfertigungen von den geklauten Schlüsseln anfertigen. Die er dann so schnell wieder in die Taschen der Besitzer steckte, dass niemand etwas davon mitbekam.
    Die Fenster der geschlossenen Loge waren mit schwarzer Plastikfolie bedeckt, was es Galileo nur noch leichter machte, unbemerkt zu bleiben. Die Zuschauer auf den Tribünen waren nicht in der Lage, ihn zu sehen, doch ein kleiner Riss in der Folie reichte, damit er sie sehen konnte.
    Es war „Sanitation Engineer Appreciation Night“ im Kauffman-Stadion, das bedeutete, dass die Baseball-Superstars sich einmal bei den hart arbeitenden Müllleuten der Stadt bedanken wollten. Jeder Müllmann bekam vergünstigte Eintrittskarten für sich und seine Familie. Wie schön das Leben manchmal sein konnte!
    „Mark Kenney“ hatte seine Schicht um siebzehn Uhr beendet und war nun als Fan hier. Er trug ein gelbes Poloshirt und dunkelbraune Stoffhosen. Die Mitarbeiter bekamen Gratistickets, und deswegen machte sich niemand Gedanken, als er durch den Gang hinter dem Spielfeld ging, an den Fressbuden und den Ständen mit den Fanartikeln vorbei. Einige seiner Kollegen winkten, und er winkte zurück. Sie waren daran gewöhnt, ihn mit diesem langen schwarzen Koffer zu sehen, den er normalerweise in seinem Spind verstaute. In ihm war seine heiß geliebte Posaune. Niemand hatte sie jemals gesehen, aber „Mark Kenney“ war eben etwas schüchtern, was sein Hobby betraf. Aber bald würde er ihnen etwas vorspielen, hatte er versprochen. Bald.
    Die Loge war voller Werkzeug und Sägespänen. Dicke Abdeckplanen lagen über Tische und Stühle gebreitet. Etwas früher am Tag hatte er bereits seinen Schuhkarton hier abgestellt, damit er später von der Polizei gefunden werden konnte. Jetzt legte er seinen Koffer auf einen Tisch und klappte den Deckel auf. Die M107 lag zerlegt in der Filzverkleidung. Er hatte sie erst letzte Nacht gereinigt.
    Innerhalb von zwanzig Sekunden hatte er sie zusammengebaut. Jedes Teil gab ein beruhigendes Klicken von sich, als es einrastete. Er nahm das Gewehr hoch und öffnete das 10-Schuss-Magazin. Noch eine letzte Kontrolle, bevor …
    Galileo runzelte die Stirn, schüttelte das Gewehr, dann griff er in eine versteckte Seitentasche des Koffers, wo er seine Munition aufbewahrte … aber die war auch leer. Was zum Henker …?
    Die Tür der Loge flog auf, und sechs FBI-Agenten mit kugelsicheren Westen stürmten in den Raum. Jeder von ihnen hatte eine Pistole in der Hand und zielte direkt auf Galileos rasch schlagendes Herz. Anders als seine M107 waren ihre Waffen geladen.
    Der siebte FBI-Agent spazierte herein. Galileo kannte den pummeligen Mann aus der Datenbank des FBIs, die er stibitzt hatte. Es handelte sich um Norm Petrosky, und er kaute auf schätzungsweise zehn Kaugummis herum.
    „Tja, wir hätten Sie schon vor ein paar Stunden schnappen können“, sagte Norm ruhig, „aber wir wollten warten, bis Sie sich in einem sicheren Raum befinden. Sie wissen schon, wo Sie nicht abhauen können.“
    Während Norm sprach, stieß einer der Agenten Galileo zu Boden, entdeckte die Beretta am Fußknöchel und nahm sie ihm ab. Galileo wehrte sich nicht, er zuckte nicht zusammen und schaute nicht einmal böse. Er starrte nur Norm an, der ein paar Schritte auf ihn zukam.
    „Wissen Sie, was euch Typen letztlich immer zum Verhängnis wird? Dass ihr Gewohnheitsmenschen seid. Was wirklich besonders dämlich ist, uns aber die Arbeit erheblich erleichtert. Wir wussten, dass Sie sich gern als Putzkraft ausgeben, und kannten Ihr nächstes Ziel. Wir waren schon hier, bevor Sie zum ersten Mal auftauchten.“
    Norm zwinkerte ihm zu, dann winkte er die anderen Agenten heran. Handschellen wurden gezückt und klickten ähnlich wie kurz zuvor das Gewehr beim Zusammenbauen. Ein Paar Handschellen für die Handgelenke, ein Paar für die Fußknöchel, dann wurden sie durch ein drittes Schloss miteinander verbunden.
    Sie warteten bis zur zweiten Spielrunde, bevor sie

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