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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
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duftete es süßlich nach Granpa Lesters Pfannkuchen. Sophie hüpfte aus dem Bett die Treppe hinunter. Esme folgte ihr so schnell, wie es ihr Rücken zuließ, doch als sie in die Küche kam, saß ihre Tochter bereits vor einem dampfenden Teller mit gezuckerten Pfannkuchen.
    „Braucht hier jemand Tomatensaft?“, fragte Lester, was seine ach so witzige Art war zu fragen, ob sie einen Kater hatte, doch sie schüttelte nur den Kopf und setzte sich neben ihre pfannkuchenverschlingende Tochter.
    „Vergiss nicht, zu atmen!“, empfahl Esme.
    Sophie holte tief Luft, dann stürzte sie sich auf den Rest.
    Als die gerade den zweiten Pfannkuchen verspeiste, gesellte sich Rafe fix und fertig angezogen zu ihnen. Er trug seine Brille, das Blau seiner Augen wirkte verschwommen hinter den Gläsern.
    „Wunderschönen guten Morgen, Zwerg!“ Er beugte sich vor, um seine Tochter fest zu umarmen. Dann ging er zum Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Tomatensaft ein. Lester, der noch immer Pfannkuchen buk, begann breit zu grinsen.
    Heute war Rafe an der Reihe, Sophie zur Schule zu bringen. Während Sophie in ihr Zimmer jagte, um ihre „Tageskleidung“ anzulegen, nutzte er die Zeit, den Fernseher anzuschalten. Wie zu erwarten waren die Topmeldungen in den Nachrichten die Rede von Gouverneur Kellerman und die Verhaftung von Galileo in Kansas City. Nur wenige wussten, dass die beiden miteinander in Zusammenhang standen, aber Rafe war einer von den wenigen. Er warf Esme über die Schulter einen Blick zu, die sich gerade mit Lesters Pfannkuchen voll stopfte.
    Wie hatte er nur vergessen können, wie besonders seine Frau war? Das würde ihm nie wieder passieren.
    Er trank den Rest des Tomatensafts aus, küsste seine Frau, schüttelte seinem alten Herrn die Hand (weil das Männer so machten) und ging mit seinem kleinen blauäugigen Engel hinaus zum Auto. Sie trug heute ihr gelb getupftes Kleid. Er machte ihr ein Kompliment. Er sagte, dass es einfach fantastisch aussehe. Sie machte ihm ein Kompliment über seine Krawatte. Sie sagte, dass sie toll sei.
    Esme stand am Küchenfenster und sah den beiden hinterher. Nun fühlte sie sich wieder wie eine Ehefrau und Mutter …
    „Wirst du dich heute mal anziehen?“, fragte Lester.
    … und wie eine Schwiegertochter.
    Am liebsten hätte sie den ganzen Tag den Bademantel getragen, nur um ihren Schwiegervater zu ärgern, wollte aber dann doch keinen zu schlechten Eindruck bei dem alten Mann hinterlassen. Sie stellte sich lange unter die Dusche, genoss die Massage des Wassers und schlüpfte dann in eine weiße Bluse und braune Hose. Inzwischen war es fast neun. Gedankenverloren fragte sie sich, was Tom wohl gerade machte. Wie er von der Spendenveranstaltung nach Hause gekommen war (wobei „zu Hause“ für einen FBI-Agenten ein relativer Begriff war). Sein Motorrad stand noch immer da, wo die Parkwächter es abgestellt hatten. Rafe und sie hatten es vor lauter Ungeduld, sich endlich die Kleider vom Leib zu reißen, ganz und gar vergessen. Esme nahm sich vor, Amy so bald wie möglich nach dem Motorrad zu fragen.
    Bis dahin war Sudoku-Zeit. Sie schaltete den Computer an und öffnete eine Website, die sie vor Kurzem entdeckt hatte. Dort wurden von Privatleuten kreierte Sudokus angeboten, eingeteilt in verschiedene Schwierigkeitsgrade und – das war das Beste daran – zeitlich festgelegt. Der Zeitfaktor verwandelte ein normales Rätsel in ein spannendes Rennen. Sobald sie es gelöst hatte, konnte sie ihre Zeit mit der von anderen Spielern vergleichen.
    Während sie die neuesten Angebote durchsah, lud sich der Newsticker am unteren Rand des Bildschirms. Wie im Fernsehen konzentrierten sich auch die Onlineredaktionen vor allem auf den „Serienkiller“ und den „atheistischen Kandidaten“. Außerdem schien in einer der ehemaligen Sowjetrepubliken ein Völkermord stattzufinden, doch darüber schrieb fast niemand. Esme lud The Beta Band auf ihren iPod, dann stürzte sie sich auf ein Puzzle mit dem Titel „unlösbar“. Es gab nichts Besseres, als den Tag mit einer Herausforderung zu beginnen.
    Gegen Mittag, nach einigen Kaffeepausen, einer langen Diskussion mit Lester darüber, ob Sophie im Sommer in ein Ferienlager gehen sollte oder nicht und einem therapeutischen Spaziergang die Straße hinauf und hinunter, um ihre Beinmuskeln zu stärken, war sie bei ihrem sechsten Puzzle angekommen. Ihr iPod grölte irischen Punkrock von den Stiff Little Fingers. Bisher war ihre Bestzeit bei den
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