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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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„unlösbaren“ Sudokus acht Minuten und achtundvierzig Sekunden. Ihr Ziel war es, diese Zeit zu schlagen. Sie ließ die Gelenke im Genick knacken, und während das Rätsel sich lud, blickte sie halbherzig auf den Nachrichtenticker.
    „EILMELDUNG … Demokratischer Kandidat Bob Kellerman in Schießhalle erschossen …“
    Esme blinzelte. In einer Schießhalle erschossen? Das klang wie ein schlechter Scherz. Sie klickte auf den Ticker, der ganze Artikel klappte auf, und der schlechte Scherz verwandelte sich in einen entsetzlichen Albtraum.
    „… eine Kugel in den Kopf …
    … hinterlässt seine Frau Betsy und zwei Kinder …
    … bei einem Besuch eines Waffenladens namens Nassau Firearms …“
    Esme wischte sich über die Augen. Weinte sie? Ja. Sie kannte den Mann kaum, hatte in den letzten Monaten aber viel Zeit in seinen Wahlkampf gesteckt, und bei ihrem Treffen hatte sie seine Integrität beeindruckt. Und jetzt hatte ein religiöser Fanatiker, der sich von der Rede beleidigt fühlte, diesen Mann niedergeschossen. Sie schüttelte angewiderte den Kopf, dann las sie den Rest des Artikels.
    „Weitere Opfer des Anschlags sind der Ladenbesitzer Will Clay, 62; seine Frau Emily, 69; Kathryn Hightower, 40, die Pressesprecherin von Gouverneur Kellerman, und mehrere Bodyguards: Devon Smith, 32, Lisa Penny, 28 …“
    Sie übersprang die Namen.
    „Zwei Opfer schweben noch in Lebensgefahr und wurden in das nahe gelegene Glen-Cove-Krankenhaus gebracht: Paul Ridgely, 31, Wahlkampfleiter von Gouverneur Kellerman, und Tom Piper, 56, Special Agent beim FBI …“
    Esme konnte sich nicht daran erinnern, den Artikel bis zum Ende gelesen zu haben. Sie konnte sich später nicht erinnern, wie sie über Google die Adresse des Glen-Cove-Krankenhauses suchte, Schuhe anzog, sich von Lester verabschiedete und in ihren Prius stieg. In einem Moment saß sie an ihrem Computer, und im nächsten raste sie bereits mit neunzig Meilen pro Stunde über den Long Island Expressway.
    Sie wurde nicht angehalten. Alle örtlichen Polizisten waren zu einem Laden namens Nassau Firearms gerufen worden. Unbehelligt fuhr sie zum Krankenhaus. Das Radio blieb ausgeschaltet.
    Was hatte Tom hier zu suchen? Hatte er sich vom ehemals künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten mitnehmen lassen, weil er kein Motorrad mehr besaß? Wie konnte es sein, dass jemand an all den Sicherheitsleuten und Tom vorbeigekommen war? Kurz wanderten ihre Gedanken zu Galileo, aber nein, der saß ja im Mittleren Westen hinter Schloss und Riegel. Deswegen tröstete sie sich mit dem Gedanken an Tom. Er wurde sicher gerade operiert, es würde Stunden und Stunden dauern, doch dann würden die Ärzte herauskommen und ihr sagen, dass er außer Lebensgefahr war und dass er keinen Besuch haben dürfe, deshalb würde sie sich irgendwie in sein Zimmer schleichen, so wie er in ihres geschlichen war, und er würde in seinem Bett liegen, wie sie in ihrem Bett gelegen hatte, und sie würde sich neben ihn setzen, und er würde schrecklich aussehen, aber leben, und sie würden kleine Scherze machen, weil das die Art war, wie sie mit Tragödien umgingen, sie würden also Scherze machen, und in diesen Scherzen würde eine gewisse Weisheit liegen, sie würden sich gegenseitig das Herz ausschütten, so richtig das Herz ausschütten, sie würde ihm erzählen, was er ihr bedeutete, und er würde ihr sagen, wie viel sie ihm bedeutete, sie würden zusammenarbeiten, um den Attentäter zu schnappen, wer auch immer er war. Esme schlitterte auf den Parkplatz des Krankenhauses und sprintete an einer Reihe von Polizisten vorbei. Irgendjemand erkannte sie, diese blöde Ziege Pamela Gould aus dem Long-Island-Büro, aber zumindest winkte sie Esme an den Polizisten vorbei in eine Nische voller Stühle und Zeitschriften, und dort wusste Esme dann, dass Tom es nicht schaffen würde.
    „Das war Galileo“, krächzte Trumbull.
    Esme nippte an ihrem kalten Kaffee.
    Man musste ihm zugutehalten, dass der Assistant Director gleich ins Krankenhaus gekommen war. Er hatte gerade ein Privatflugzeug bestiegen, um nach Kansas zu fliegen, als er von dem Massaker auf Long Island hörte. Er wies den Piloten an, den Flugplan zu ändern. Als er im Glen-Cove-Krankenhaus ankam, war das hysterische Medieninteresse noch längst nicht abgeklungen, schließlich war hierher die Leiche des Gouverneurs gebracht worden. Trumbull nahm einen Zug von seinem Sauerstoffgerät, das er inzwischen überall mit sich herumtragen musste, und

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