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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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entwaffnen. Tom schlug Galileo die Waffe aus der Hand. Sie flog davon. Galileo zielte mit dem linken Knie auf Toms Unterleib, aber der FBI-Mann war trainiert und benutzte jetzt sein eigenes Knie, um Galileo auf den Boden zu pressen. Zweiter Schritt: außer Gefecht setzen. Ein Amateur hätte jetzt vielleicht mit den Fäusten auf ihn eingeprügelt, aber auf diese Weise zog man sich im besten Fall blutige Fingerknöchel zu und im schlimmsten eine gebrochene Hand. Stattdessen drückte er den rechten Ellbogen in Galileos Luftröhre und wartete darauf, dass der Dreckskerl ohnmächtig wurde.
    In der Zwischenzeit erhaschte er einen Blick auf Bob Kellermans Leiche, die wenige Meter von ihm entfernt zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Sein Herz zog sich zusammen. Schnell richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf Galileo. Auf den Mann, der Darcy Parr ermordet hatte, der zahllose Männer und Frauen und sogar Kinder abgeschlachtet hatte, der …
    Moment. Was zum Henker hatte Galileo hier überhaupt zu suchen? Sollte er nicht hinter Gittern sein? In diesem Augenblick wusste er es. Er wusste, dass Norm und Daryl und alle anderen tot waren. Er wusste, dass man wahrscheinlich versucht hatte, ihn auf seinem Handy anzurufen.
    Er presste den Ellbogen noch fester auf Galileos Luftröhre. Falls sie zersprang und der Scheißkerl erstickte, nun, so was passierte nun mal. Tom verwandelte seine Trauer und Wut in Gewalt. Er konnte hören, wie Galileo nach Luft rang, aber es war ihm egal. Jemand musste ihn endlich zur Strecke bringen. Und er war so versessen darauf, genau das zu tun, dass er die schwere Geldbörse in Galileos Hand erst bemerkte, als sie gegen seine linke Schulter geschmettert wurde. Seine kaputte Schulter. Die Schulter, in die ihm im Februar in Amarillo geschossen worden war. Sie war wieder einigermaßen in Ordnung, sicher, aber immer noch schmerzanfällig, und als Galileo mit der ganzen Kraft eines verzweifelten Mannes zuschlug, jagte der Schmerz durch seinen Körper wie Klangwellen von einer Stimmgabel. Er zuckte zusammen – und Galileo befreite sich aus seinem Griff. Tom versuchte den Fuß des Mannes zu erwischen, aber Galileo war wendig wie ein gejagtes Kaninchen, zu schnell, viel zu schnell. Galileo streckte sich nach seiner Heckler & Koch, und als Tom endlich auf gleicher Höhe mit ihm war, spürte er, wie die Kugeln in seine Brust drangen, und ignorierte das – er hatte hier einen Job zu erledigen, verdammt noch mal! Doch dann wurde die Welt viel zu schnell dunkel und kalt und still.

27. KAPITEL
    Nach der Spendengala, nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass Sophie schlief und Lester mit dem Fernsehprogramm beschäftigt war, zogen sich Esme und Rafe ins Schlafzimmer zurück und vögelten wie die Teenager. Das Bettlaken verknäulte sich. Der Wecker fiel auf den Teppich. Das Kopfende schlug gegen die Wand.
    Als Esme am nächsten Morgen aufwachte, lag sie auf dem Boden neben dem Wecker. Rafe lag nicht weit von ihr in den olivfarbenen Bettüberwurf gewickelt. Sie fuhr mit dem Zeigefinger den Umriss seines Gesichts nach. Als sie seine Lippen erreichte, konnte sie seinen Atem an ihrer Fingerspitze spüren.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn. Seine Lippen schmeckten noch immer nach Dom Pérignon. Sie glitt mit der linken Hand unter den Bettüberwurf und strich über seinen Bauch – da wachte er auf.
    „Morgen“, flüsterte sie.
    Er lächelte, grinste und runzelte schließlich die Stirn. „Wo …“
    Verdattert richtete er sich auf und sah sich um.
    „Wie sind wir auf dem Boden gelandet?“ „Schwerkraft“, lächelte Esme zurück.
    „Ah.“ Er langte nach dem Wecker. „Wir haben fünf Minuten.“
    Fünf Minuten später wischte Esme sich frischen Schweiß von der Stirn und sah ihrem Mann nach, wie er ins Badezimmer taumelte. Wegen ihrem noch immer schmerzenden Rücken musste sie sich am Bett hochziehen, aber als sie einmal stand, brauchte sie nicht lange, um den rosa Bademantel überzuwerfen und den Tag zu beginnen. Zuerst schaute sie in Sophies Schlafzimmer. Wie zu erwarten, war ihre Tochter bereits wach, lag aber noch im Bett, wo sie mit einigen ihrer Puppen spielte.
    „Morgen, Zuckerschnäuzchen!“
    „Morgen, Mommy!“
    Esme schlüpfte ins Bett ihrer Tochter. Die nächsten zehn Minuten verbrachten sie damit, angemessene Kleidung für Skipper auszusuchen, die ihr erstes Date mit SpongeBob hatte. Sophie selbst trug zu Ehren des Osterfests in der kommenden Woche ihr Bugs-Bunny-Nachthemd.
    Kurz darauf

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