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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Esme.
    Sophie kam in die Küche marschiert. „Fertig!“
    Um zehn Uhr schrieb Esme dem Babysitter Chelsea eine SMS, um den zwar etwas schusseligen, aber doch einigermaßen pflichtbewussten Teenager daran zu erinnern, spätestens um achtzehn Uhr da zu sein. Rafe und Esme hatten für halb sieben im „Il Forno“ einen Tisch reserviert.
    Kaum hatte Esme ihr Handy zurück auf die Küchentheke gelegt, als es vibrierte. War das bereits Chelsea, die heimlich aus dem Unterricht geantwortet hatte? Sie sah auf das Display.
    Tom Piper.
    Ihr Handy vibrierte erneut.
    Wie so ziemlich alle Amerikaner hatte sie von dem Anschlag in Amarillo gelesen. Die Nachrichtensender brachten auch jetzt, drei Tage später, unzählige Interviews und Expertenmeinungen, ganz zu schweigen von wilden Spekulationen. Hing dieser Anschlag mit dem in Atlanta zusammen? Lief ein Serienmörder frei herum? Ganz Amerika klebte am Bildschirm.
    Esme jedoch nicht. Nach ihrer anfänglichen Besessenheit von der Schießerei in Atlanta und nachdem Tom Piper ihr klargemacht hatte, woher sie rührte, hatte ihr Interesse an der Geschichte schnell nachgelassen. Im Grunde war ihr Desinteresse jetzt von derselben Besessenheit. Esme konzentrierte sich lieber auf ihre Sudoku-Rätsel, ihre Bücher (nach der Elvis-Costello-Biografie las sie jetzt einen schmalzigen Liebesroman, den ihr Buchclub ausgewählt hatte) und auf ihre immer für eine Überraschung gute Tochter. Sie hatte sogar begonnen, sich für die Wahlen zu interessieren. Amy Lieb hatte ihre Kampagne für Bob Kellerman auf ganz Oyster Bay ausgeweitet, und nun, da er nominiert worden war, hatte sie ihre Anstrengungen verdoppelt. Sich nicht zu engagieren wäre unamerikanisch gewesen, und eines Tages hatte Esme sich als freiwillige Helferin im KELLERMAN FOR PRE-SIDENT-Hauptquartier eingefunden (Amys Mini-Herrenhaus), zusammen mit anderen Hausfrauen. Sie leckte Umschläge ab, klebte Adressschilder auf und tauschte mit den anderen Klatschgeschichten aus.
    Bzzzzzzzzz!
    Tom Piper, der anrief, um sie den Klauen der Mittelmäßigkeit zu entreißen.
    Bzzzzzzzzz!
    „Soll auf die Mailbox sprechen“, murmelte sie. Sie war zufrieden, verdammt.
    Bzzzzzzzzz!
    Es gab genug Männer und Frauen bei der Polizei, die er viel eher informieren musste als die 38 Jahre alte Esme Stuart aus Oyster Bay, Long Island. Tom hatte wirklich kein Recht, sie anzurufen. Gut, sie hatte ihn letzten Monat angerufen, doch wie Tom ja selbst betont hatte, war sie in dem Moment nicht ganz bei Verstand gewesen. Sie arbeitete nicht mehr. Sie war Hausfrau.
    Bzzzzzzzzz!
    „Mailbox, Himmel noch mal“, knurrte sie. Wie oft musste dieses Ding klingeln bevor …
    Es hörte auf. Endlich. Sie spürte, wie ihre Schultern herabsanken, und ging hinüber zur Stereoanlage, um über musikalische Ablenkung nachzudenken. Joy Division? Zu traurig im Moment. Pavement? Zu laut.
    The Kinks. Ideal für jede Stimmung und jeden Ort. Sie legte die CD ein. Der gute alte Ray Davies.
    Das Handy vibrierte wieder.
    „Jesus, was zur Hölle …?“
    Sie stampfte zurück zum Küchentresen und betrachtete das Display. Eine neue Nachricht auf der Mailbox.
    Eine neue Nachricht.
    Verflucht, Tom!
    Es war Valentinstag, verdammte Scheiße!
    Esme legte ihr Handy in die Schublade (aus den Augen, aus dem Sinn) und warf sich mit ihrem Taschenbuch auf das Sofa. Im Hintergrund lief „Lola“. Sie überlegte, ob sie ein Pfefferminz-Räucherstäbchen anzünden sollte, entschied sich dagegen und zwang sich, weiter im Buch zu lesen.
    Sechs Menschen waren in Amarillo ums Leben gekommen.
    Nein. Nein. Menschen starben jeden Tag. Lies dein Buch!
    Vierzehn in Atlanta, sechs in Amarillo. Jemand musste sich für diese Opfer einsetzen.
    Und das würde auch geschehen. Warum sollte sie das sein? Sie hatte ihren Beitrag für König und Vaterland geleistet, oder vielleicht nicht?
    Noch mehr würden sterben. Dieser Heckenschütze, dieser Sniper hatte ein Ziel.
    Er muss eine Nachricht hinterlassen haben.
    Esme klappte ihren Roman zu.
    „Scheiße“, murmelte sie.
    Dann drehte sie die Lautstärke an der Stereoanlage herunter, ging in die Küche und nahm ihr Handy aus der Schublade. Die Nachricht von Tom hörte sie gar nicht erst ab, sondern wählte direkt seine Nummer.
    „Hier spricht Tom.“
    „Hi, Tom.“
    „Ich habe dich gerade angerufen.“
    „Ich war unter der Dusche.“
    „Mmmhmm.“
    „Wie geht es dir?“
    „Hab zu tun.“
    „Kann ich mir vorstellen.“
    „Ich weiß, dass du das kannst. Deswegen habe

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