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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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ich angerufen.“
    „Weil ich es mir vorstellen kann?“
    „Hast du den Fall weiterverfolgt?“
    „Ehrlich gesagt: Ich war ziemlich beschäftigt.“
    „Oh?“
    „Ich mache Wahlkampf für Bob Kellerman.“
    „Mmmhmm.“
    „Ich bin eine gute Bürgerin geworden.“
    „Mmmhmm.“
    „Was kann ich für dich tun, Tom?“
    „Dich scheint der Fall nicht mehr so zu interessieren wie anfangs.“
    „Was kann ich sagen? Liebe verblasst.“
    „Er wird wieder zuschlagen.“
    Esme schloss die Augen, öffnete sie dann wieder. „Ganz sicher bist du mit deinem Team mehr als in der Lage, ihn aufzuhalten. Unsere Steuergelder sind bei euch gut angelegt, richtig?“
    „Er hat in Atlanta eine Nachricht hinterlassen.“
    Das Handy in ihrer Hand zitterte. Nein – es war ihre Hand, die zitterte. „Was stand in der Nachricht?“
    „Ich dachte, es interessiert dich nicht?“
    „Was steht in der Nachricht, Tom?“
    „Er hat sie in einer Schuhschachtel hinterlassen. Den Karton haben wir auf dem Dach der Schule gefunden. Lag da einfach rum. Dort haben wir auch die Patronenhülsen seines Gewehrs eingesammelt. Sechzehn.“
    Sechzehn Patronenhülsen. Fünfzehn Tote in Atlanta, den Hund mitgezählt, plus die Sirene des Streifenwagens, die sein erstes Ziel gewesen war. Sechzehn Patronenhülsen. Der Sniper hatte nicht ein einziges Mal danebengeschossen.
    „Wir haben die Schuhschachtel geöffnet und die Nachricht gefunden.“
    „Was stand in der Nachricht?“
    „Ich habe sie gerade eingescannt und dir gemailt. Ruf mich an, wenn du sie gelesen hast.“
    Klick.
    Esme stellte das Handy ihrem Mittelfinger vor, dann stürmte sie zu ihrem Computer und schaltete ihn ein. Die Kinks begannen mit „Waterloo Sunset“, einem der schönsten Rock’-n’-Roll-Songs aller Zeiten. Doch Esme achtete nicht darauf.
    Windows brauchte zwei Minuten, um hochzufahren.
    Scheiß auf dich, Bill Gates! Esme plumpste auf ihren Stuhl und öffnete ihr E-Mail-Konto. Es dauerte noch mal dreißig Sekunden, bis das hochgeladen war. Scheiße, Scheiße, Scheiße!
    Aber was spielte es überhaupt für eine Rolle, ob sie die Nachricht las oder nicht? War doch keine große Sache.
    Endlich. Drei neue Nachrichten. Eine von Amy Lieb, eine von Hallmark (Rafe hatte offenbar die E-Card gelesen, die sie ihm geschickt hatte) und eine von [email protected] .
    Esme klickte darauf. Die Nachricht, die der Sniper in Atlanta hinterlassen hatte, öffnete sich.
    „WENN ES NOCH EINEN GOTT GÄBE, HÄTTE ER MICH AUFGEHALTEN. – GALILEO“
    Esme spürte, wie ihr Adrenalin sich in Eis verwandelte. Das war nicht die weitschweifige, unzusammenhängende Erklärung, die sie erwartet hatte. Dies war … dies war eine ganz klare Aussage. Ja, er hatte sich einen bedeutungsvollen Spitznamen ausgesucht, wie die meisten Wahnsinnigen. Aber welche Schlüsse sollte sie aus so einer Nachricht ziehen?
    Er musste noch eine andere Nachricht in Amarillo hinterlassen haben.
    Bzzzzzzzzz!
    Sie rannte zum Handy.
    „Was war in der zweiten Schuhschachtel?“, rief sie.
    „Was für eine Schuhschachtel?“, fragte Rafe.
    Esme schluckte schwer. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als wäre sie mit der Hand in der Keksdose erwischt worden. „Was für ein Schuhschachtel?“, wiederholte sie unschuldig.
    „Du hast was von einer Schuhschachtel gesagt.“
    „Was gibt’s?“
    „Ich habe gerade deine Hallmark-Karte gelesen. Die, die du mir online geschickt hast.“
    Esme trommelte mit den Fingern auf die Küchentheke. „Hat sie dir gefallen?“
    „Ich musste laut lachen.“
    „Gut.“
    „Wir sehen uns heute Abend um sechs. Zieh was Enges an.“
    „Wie aufregend.“
    „Ich liebe dich.“ Rafe legte auf.
    Esme setzte sich auf den Boden. Warum fühlte sie sich so schuldig? Als sie schwanger wurde, waren sie und Rafe sich schnell einig gewesen, dass ihre bisherige Lebensweise – durch das Land zu pendeln und Gewaltverbrechen aufzuklären – nicht gut für ein Familienleben war. Sie hatte ihren Dienst quittiert und war nach Long Island gezogen. Eine eingefleischte Feministin wie Gloria Steinem wäre damit vielleicht nicht einverstanden gewesen, doch Esme genoss die Zeit, die sie mit ihrer Tochter verlebte, während andere Mütter Kindermädchen engagieren oder ihre Kinder in eine Tagesstätte geben mussten. Ganz sicher bedeuteten ein paar Telefonate mit ihrem ehemaligen Chef nicht, dass sie ihre Familie hinterging. Schließlich hatte Tom sie ja nicht etwa gebeten, nach Amarillo zu fliegen …
    Doch das würde er

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