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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Tom, und woher kennt sie meinen Namen?
    Als könnte sie Gedanken lesen, streckte sie die Hand aus. „Lilly Toro. ‚San Francisco Chronicle‘.“ Sie hatte den Körper eines Kindes, aber die Stimme einer kettenrauchenden Achtzigjährigen.
    Tom schüttelte ihre Hand, ohne Nikotinspuren auf ihren Fingern entdecken zu können. „Sie sind aber weit von zu Hause weg, Miss Toro.“
    „So wie Sie, Special Agent Piper.“
    Sie sprachen gedämpft, um die anderen um sich herum nicht zu stören, die anscheinend völlig versunken in die Ansprache der Bürgermeisterin waren.
    „Ich sitze absichtlich neben Ihnen“, sprach die junge Frau weiter.
    „Wollen Sie mich um ein Date bitten, Miss Toro?“
    „Nur wenn Sie irgendwo eine Vagina verstecken.“ Ihr Atem roch nach Pfefferminz und Menthol. „Und nennen Sie mich Lilly.“
    „Warum haben Sie sich neben mich gesetzt?“
    Ein käsiger Mann neben Tom unterbrach sein Gekritzel auf einem Stenoblock und warf ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Sorry, Roger“, sagte Lilly.
    „Sorry, Roger“, wiederholte Tom.
    Auf der Bühne brachte Bürgermeisterin Lumley ihre Rede zu Ende und gab das Mikrofon weiter an Pastor Manny Jessup. Sowohl Roscoe Coffey wie auch Bobby Vega waren Mitglieder seiner Kirchengemeinde gewesen. Er holte einmal tief Luft und begann dann zu sprechen.
    Die Gedenkfeier dauerte eine Stunde. Als sie vorbei war, löste sich die Menschenmenge vor dem Gebäude schnell auf. Plastikbecher und Bonbonpapier lagen auf dem Parkplatz verstreut, als ob gerade ein Jahrmarkt die Stadt verlassen hätte.
    „Special Agent Piper …“
    Lilly Toro, über dreißig Zentimeter kleiner als er, holte ihn ein.
    „Ich fürchte, ich bin etwas in Eile, Miss Toro …“
    „Lilly.“
    „Lilly.“ Er zog die Motorradhose über, für den Fall, dass er sein Motorrad zu Schrott fuhr, sich die Knochen brach und aus Versehen auf seine Anzughose blutete. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich habe meine Stellungnahme gestern bei der Pressekonferenz abgegeben.“
    „Okay.“
    Tom schenkte ihr ein mitfühlendes Schulterzucken und stieg auf sein Motorrad. Der Motor startete mit einem Löwenbrüllen. Er tätschelte ihn. Guter Junge.
    „Ich habe mich nur gefragt“, schrie sie über den Lärm hinweg, „ich habe mich nur gefragt, warum Sie nichts über die Schuhschachtel gesagt haben!“
    Tom seufzte. Er hasste undichte Stellen.
    „Vermutlich werden Sie mir nicht verraten, wer Ihr Informant ist?“
    „Nein“, antwortete Lilly. „Aber danke, dass Sie seine Story bestätigt haben. Oder ihre. Oder vielleicht deren …“
    Sie zündete sich eine Marlboro an, blies den Rauch weg von seinem Gesicht und grinste.
    „Okay, also, Miss Toro, dann werde ich Sie wohl fragen müssen, was Ihr Preis für Ihre Diskretion ist. Was will Ihre Zeitung haben, damit sie keine Schuhkartons auf der Titelseite erwähnt?“
    „Eine Exklusivstory.“
    „Ja, sicher.“
    „Nicht über den ganzen Fall. Ich weiß, dass Sie mir die nicht geben können. Ich möchte über Ihr Team berichten.“
    „Über mich.“
    „Wir wollen aus erster Hand erfahren, wie es ist, einen Serienmörder aufzuspüren. Ich will dabei sein. Am Puls .“
    „Mhm. Als ob das jemals geschehen würde.“ Er ließ den Motor aufheulen.
    „Wissen Sie“, schrie sie, „wenn wir die Story erst mal gedruckt haben, haben Sie keine Chance mehr, die echten Spuren von den unechten zu unterscheiden! Ich schätze, das würde Ihnen und Ihren Kollegen das Leben ziemlich schwer machen!“
    Er biss die Zähne zusammen. Noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, war ihm klar, dass sie recht hatte. Noch konnten sie die Spinner und Möchtegernkiller leicht aussieben, doch damit war es vorbei, sobald weitere Informationen an die Öffentlichkeit drangen. Sie würden jede Menge Zeit und Mittel verschwenden, während der echte Mörder weiterhin auf freiem Fuß war.
    Er hasste undichte Stellen wirklich sehr.
    Er stellte den Motor ab.
    „Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer“, murmelte er.
    „Bemühen Sie sich nicht“, entgegnete Lilly. „Die hab ich doch schon längst.“
    „Aber natürlich.“ Wenn er herausfand, welcher Cop/ Hilfsarbeiter/Politiker diese Information an die Presse weitergegeben hatte, dann … „Auf Wiedersehen, Miss Toro.“
    „Special Agent Piper, bitte nennen Sie mich Lilly! Schließlich werden wir uns in nächster Zeit recht häufig sehen.“
    Auf dem Weg ins Krankenhaus hielt Tom bei „Whataburger“ an. Er aß

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