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Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern.

Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern.

Titel: Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Tintenteufel. Es hatte einen langen tintenblauen Schwanz mit einer dicken tintenblauen Quaste dran, eine lange tintenblaue Zunge und zwei kleine tintenblaue Hörner am Kopf. Auch sonst war es über und über tintenblau.
    »Nun?«, sprach Herr Klingsor mit strenger Miene. »Was hast du da angerichtet, du dummer Tintenteufel? Gehört sich das etwa? Sofort bringst du alle verklecksten Aufsatzhefte wieder in Ordnung!«
    Aber der Tintenteufel hatte keine Lust dazu. Warum die Hefte wieder in Ordnung bringen, die er doch gerade erst so wunderschön verkleckst hatte?
    »Kommt gar nicht in Frage!«, rief er und drehte Herrn Klingsor eine lange Nase. »Das können Sie selber machen, Herr Lehrer - ich mach das nicht!«
    »Wirklich nicht?«, meinte Herr Klingsor.
    Er richtete seinen strengsten Blick auf den Tintenteufel. Und wer weiß, ob es wirklich bloß an dem strengen Blick lag. Vielleicht hat Herr Klingsor auch sonst noch ein wenig nachgeholfen.

    Es dauerte jedenfalls keine zwei Sekunden, da begann das tintenblaue Männlein an allen Gliedern zu bibbern und zu schlottern, als ob es ihm schrecklich kalt wäre. Dann fing es auch noch an laut zu wimmern und mit den Zähnen zu klappern. Es verdrehte ganz fürchterlich die Augen und wand sich, als hätte es schreckliche Bauchschmerzen.
    »Na?«, fragte Herr Klingsor nach einer Weile. »Willst du nun endlich tun, was ich dir gesagt habe?«
    Da nickte der Tintenteufel zerknirscht mit dem Kopf - und dann leckte er doch tatsächlich mit seiner langen tintenblauen Zunge alle Tintenkleckse in allen Aufsatzheften ratzeputz wieder auf, bis nichts mehr davon zu sehen war.
    »Na also!«, meinte Herr Klingsor. »Warum denn nicht gleich? Und nun mach bitte, dass du von hier verschwindest!«
    »Ganz wie Sie wünschen, bitte schön!«, sagte das blaue Männlein höflich. Es flitzte zur Tür und schlüpfte durchs Schlüsselloch auf den Gang hinaus.
    Weg war es und weg blieb es. Jedenfalls hat sich der dumme Tintenteufel seither in Herrn Klingsors Schulklasse nie mehr sehen lassen.

Mach dir nichts draus, Franzi!
    Eines Morgens brachte Herr Klingsor einen fremden Jungen zum Unterricht mit. Der fremde Junge war blass und ein bisschen ängstlich. Er hatte pechschwarzes Haar und große pechschwarze Augen. Statt eines Hemdes trug er eine bunt bestickte weiße Bluse. Und seine Hosenbeine steckten in richtigen Stiefeln aus weichem Leder.
    »Dies ist der Franzi Molnar.« Mit diesen Worten stellte ihn der Herr Klingsor den Kindern vor. »Er hat bis vor ein paar Tagen in Ungarn gelebt, nun ist er mit seinen Eltern zu uns nach Reichenberg übersiedelt. Von heute an geht er in unsere Klasse. Bitte, seid alle besonders nett zu ihm. Der Franzi kann nämlich leider kaum eine Silbe Deutsch, er versteht bloß Ungarisch.«
    Macht nichts!, werdet ihr denken, schließlich konnte Herr Klingsor doch zaubern. Er brauchte ja bloß mit den Fingern zu schnalzen - und hokus-polcus! hätte der Franzi Deutsch gekonnt.
    Herr Klingsor hätte das freilich tun können, aber Herr Klingsor tat es nicht. Ganz so einfach wollte er's weder dem Franzi Molnar machen noch den Schulkindern in der dritten Klasse.
    Übrigens war es im Anfang vielleicht ganz gut, dass der Franzi kein Deutsch verstand. Als der Herr Klingsor nämlich die Kinder fragte, wohin er den Franzi setzen sollte, da wollte ihn keines neben sich sitzen haben.
    »Und warum nicht?«, wollte Herr Klingsor wissen.
    »Weil er halt fremd ist«, sagte der Hugo Ham-pel, der sonst eher als freundlicher Junge galt. »Und weil man ja mit dem Franzi nicht reden kann, er versteht's ja nicht.«
    Da setzte Herr Klingsor den Franzi Molnar allein in die letzte Bank. Und er sagte zu ihm auf Ungarisch, was ihm nicht schwer fiel, da er ja zaubern konnte: »Mach dir nichts draus, Franzi. Irgendwas wird mir schon einfallen, weißt du ...«
    Der Schultag ist dann zu Ende gegangen wie jeder andere Schultag, auch für den Hugo Hampel.
    Des Nachts aber, wie der Hugo daheim im Bett lag, da hatte er einen Traum. Und ich denke, es dürfte nicht schwer zu erraten sein, wer ihm den Traum geschickt hat.
    Nämlich im Traum hat der Hugo Hampel plötzlich in einer fremden Klasse gestanden, vor lauter Schulkindern, die er noch nie gesehen hatte. Alle waren ganz anders gekleidet, als er es von daheim gewohnt war. Die Jungen trugen bunt bestickte weiße Blusen und Stiefel aus weichem Leder. Stiefel aus weichem Leder trugen auch die Mädchen. Und keines der Kinder sprach eine Silbe Deutsch, denn er war in

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