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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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wahrscheinlich Volker hieß, wollte ein neues Kristallweizen ohne Zitrone und ein kleiner Junge Silbergeld fur Zigaretten. Herr Lehmann genoß diese Zeit, sie gab ihm Gelegenheit zum Nachdenken. Er träumte ein bißchen von Katrin, der Käochin aus der Markthallenkneipe, und versuchte noch einmal, sich ein gemeinsames Leben mit ihr vorzustellen, aber er kam dabei nicht weit. Es war schwer, sich das Leben mit einer Frau vorzustellen, die sonntags ins Prinzenbad ging und ihn dabei nicht besonders beachtete. Wahrscheinlich findet sie mich bläd, und wer weiß, dachte er, während er die Straße beobachtete, was sie sonst noch fur Macken hat, man will es ja gar nicht wissen, dachte er und nahm einen Lappen, um hinter dem Tresen ein bißchen sauberzumachen.
    Um neun Uhr kam Erwin, sein Chef, und mit ihm die Hektik.
    Kerle, Kerle, Kerle", sagte er und machte sich einen Pfefferminztee mit Milch, eine Angewohnheit, die Herrn Lehmann mehr stoärte als alles andere, und da war noch eine Menge an Erwin, was einen sturen konnte. „Kerle, Kerle, Kerle", wiederholte er und seufzte. Erwin war Schwabe durch und durch und gleichzeitig uäberzeugter Kreuzberger. Er war schon seit ewig hier und hatte sich uäber die Jahre ein kleines Kneipenimperium aufgebaut, das von den Yorckbriicken bis ans Schlesische Tor reichte. Neuerdings experimentierte er sogar mit Kneipen in Schäneberg, aber „da läuft das anders", hatte er Herrn Lehmann einmal gesagt, da ist das nicht so einfach, da muß man irgendwas bieten", und das sagte fär Herrn Lehmann eigentlich alles uber Erwin. Es hieß, er habe vor 15 Jahren als Student mit Hilfe einer kleinen Erbschaft seine erste Kneipe ubernommen, es sei das Einfall gewesen, die Kneipe, in der Herr Lehmann jetzt arbeitete, und dann habe er nach und nach mit Hilfe einer geschickt zusammengesuchten Mannschaft von studentischen Hilfskräften die ärtliche Gastronomie aufgerollt. Manche munkelten, er sei Millionäar, aber sein Lebensstil war der eines Sozialhilfeempfaängers. Jetzt sah er sehr mitgenommen aus, unrasiert und mit fettigen Haaren stand er da, schlurfte seinen Pfefferminztee mit Milch, rieb sich die Tränensäcke und sagte: „Kerle, Kerle, Kerle".
    „Erwin", fragte Herr Lehmann aufmunternd,.„was ist los?"
    „Frag nicht", sagte Erwin.
    Was machst du uäberhaupt hier? Ist Verena krank oder was?"
    „Die spinnen alle. Hat Migräne. Vertragt das Wetter nicht. Als ob ich mit ihr Sex haben wollte."
    Hm", sagte Herr Lehmann, der mit Verena mal Sex gehabt hatte, vorsichtig. „Kann doch sein. Haben viele bei dem Wetter."
    „Ünd ich? Wer fragt mich, ob ich Migräne habe?" Erwin hielt kurz inne, drehte die Musik lauter und senkte zugleich die Stimme. Die Leute nehmen zu viele Drogen, das sag ich dir", sagte er verschwäorerisch.
    „Verena doch nicht."
    „Hast du eine Ahnung", sagte Erwin. „Du wurdest doch nicht merken, daß einer kokst, wenn's ihm aus der Nase staubt. Weißt du, was du bist, Herr Lehmann?"
    Also die Kombination aus Duzen und Herr Lehmann sagen ist wirklich das Übelste, was es gibt", sagte Herr Lehmann, „das gibt's sonst nur bei Drospa an der Kasse."
    „Du bist ein Fossil. Du gehst auf eine Party und denkst, huch, was sind die alle gut drauf. Du hast ja keine Ahnung, was abgeht. Das ist ja schon niedlich, wie du drauf bist."
    „Komm, Erwin, das ist jetzt aber auch Quatsch."
    Was ist das uäberhaupt fuär Musik, die da laäuft? Hast du die eingelegt?"
    Keine Ahnung" , sagte Herr Lehmann, der bis jetzt uäberhaupt nicht darauf geachtet hatte. Es lief eine Bumm-Bumm-Musik ohne Gesang, im Gegensatz zu der sonst hier uäblichen Rockmusik. Herrn Lehmann war das egal, Musik sagte ihm nichts, nach seiner Meinung war sie in Kneipen nur dazu gut, daß die Leute sich in Ruhe anschreien konnten. Ich versteh davon nichts. Das ist noch von Sylvio und Stefan."
    „Ich sag dir, die Schwulen, die sind immer ganz vorne. Das ist Acid House, Herr Lehmann."
    „Frank."
    „Das ist das neue Ding. Ünd da geht was mit Drogen, alter Schwede. Ein Kumpel von mir war letztens auf so 'ner Party in Schöneberg, das geht zwei, drei Tage in einem durch, da liegen die in ihrer Scheiße und ficken."
    Also echt mal, Erwin, das ist nun wirklich Bloädsinn" , sagte Herr Lehmann. „Worauf willst du eigentlich hinaus?"
    Frank!" Erwin hob einen Zeigefinger.
    Moment" , sagte Herr Lehmann, der es eigentlich gar nicht wissen wollte. Draußen wurde es langsam voller, die Leute fanden schon nicht mehr alle Platz an den

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