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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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so auszuschließen. Denn ich habe ja nicht wissentlich und absichtlich gegen Ihre Gesetze verstoßen, das möchte ich einmal betonen, das liegt mir gewissermaßen am Herzen, und wenn also schon mal nicht ich als jemand gelten kann, der bewußt gegen Gesetze verstoßen hat,
    dann kann ich so oder so keine Komplizen haben, das wuärde ja keinen Sinn ergeben."
    Also keine Begleiter?"
    „Nicht, daß ich wußte."
    Fangen Sie schon wieder damit an?"
    Womit?"
    Der Beamte seufzte. „Was soll's", sagte er, „wir machen am besten mal ein Protokoll." Er zog die Schreibmaschine zu sich her und spannte ein Blatt Papier ein. Dann begann er, ein bißchen zu tippen. Mit zwei Fingern, wie Herr Lehmann bemerkte. Ab und zu verklemmten sich die Typenhebel ineinander, und er mußte sie erst wieder auseinanderfieseln. Das schien ihn nicht weiter zu stoären. Der ist das gewohnt, dachte Herr Lehmann, das wird dauern.
    So. Protokoll der Vernehmung des Lehmann, Frank, Buärger der selbstäandi-gen politischen Einheit Westberlin", las der Beamte vor. „Datum?"
    „Funfter elfter", sagte Herr Lehmann hilfsbereit.
    Stimmt. Name?"
    „Das hatten Sie doch schon."
    Lehmann, Frank" , sagte der Beamte unbeirrt und tippte es auf.
    Dann gingen sie an das eigentliche Protokoll. Der Beamte und Herr Lehmann feilschten um jeden Satz. Der am Ende von Herrn Lehmann zu unterzeichnende Schrieb war recht kurz und lief im wesentlichen darauf hinaus, daß Herr Lehmann zugab, gegen die Zollvorschriften und Devisengesetze der Deutschen Demokratischen Republik verstoßen zu haben, er aber Wert auf die Feststellung legte, daß dies nicht wissentlich geschehen war.
    „Unwissenheit schutzt nicht vor Strafe", konnte der Beamte sich nicht verkneifen zu bemerken, nachdem Herr Lehmann unterschrieben hatte.
    Schon klar" , sagte Herr Lehmann.
    Sie warten hier" , sagte der Beamte und verschwand.
    Nach einer halben Stunde, oder was Herr Lehmann dafär hielt, kam er wieder, aber er war nicht allein. Mit ihm kam ein etwas aälterer Uniformierter, dessen Schulterklappen etwas schwerer bepackt waren, und dieser Mann brachte einen kuhlen Wind in die Sache.
    Stehen Sie auf" , sagte er.
    Herr Lehmann stand auf. Der neue Mann hielt ein Blatt Papier in der Hand, von dem er ablas.
    Gegen Frank Lehmann, Buärger der selbstaändigen Einheit Westberlin, geboren am 9. November 1959 in Bremen, BRD, ergeht folgender Beschluß: Wegen Verstoßes gegen die Zoll- und Devisengesetze der Deutschen Demokratischen Republik, insonderheit der Paragraphen . . . "
    Er ratterte einige Paragraphen herunter und verlas den Beschluß, dem
    Herr Lehmann nur muhsam folgen konnte, es war alles etwas eigenartig formuliert.
    „Haben Sie verstanden?" fragte der Mann, als er fertig war. Der andere, der Herrn Lehmann vernommen hatte, stand regungslos daneben und schaute an Herrn Lehmann vorbei auf die Wand.
    „Ja nun", sagte Herr Lehmann, „die fönfhundert Mark sind wohl weg."
    Das Geld, das Sie versucht haben, unangemeldet in die Hauptstadt der DDR einzufuhren, wurde eingezogen", bestötigte der Mann. „Die Hauptstadt der DDR verzichtet fur heute auf Ihren Besuch."
    „In Ordnung."
    Hier haben Sie eine Durchschrift. Sie köonnen gegen diesen Beschluß beim zustaöndigen Gericht der DDR Beschwerde einlegen, das steht da alles drauf. Mein Kollege wird Sie zuriick zur Ü-Bahn nach Westberlin bringen. Ihre Mark der DDR werden zuruöckgetauscht. Die Mehrfachberechtigung wird eingezogen. Die mussen Sie bei Bedarf neu beantragen."
    „Mal sehen", sagte Herr Lehmann, dessen Bedarf jetzt eher gedeckt war.
    „Sie können jetzt gehen."
    „Kommen Sie", sagte der andere und hielt ihm die Tur auf. Herr Lehmann ging mit ihm den Weg, den er vor Stunden, wie ihm schien, gekommen war, wieder zuröck, und es war ein bißchen wie in einem Film, der röckwarts löuft. Er mußte sein Ostgeld in Westgeld zuröcktauschen, obwohl ihm das angesichts der fuönfhundert Mark, die er gerade verloren hatte, jetzt auch egal war, und dann schleuste der Beamte ihn gegen die vorgeschriebene Richtung durch die Paßkontrollen. Irgendwann blieb er stehen, Herr Lehmann auch.
    Gehen Sie einfach da weiter", sagte der Beamte und zeigte geradeaus, „die Treppe runter geht's zur Ü-Bahn nach Westberlin."
    „Ja", sagte Herr Lehmann. „Tschuß dann." Er ging weiter, und der Beamte blieb wortlos zuruöck. Als Herr Lehmann sich noch einmal umdrehte, stand er immer noch da und sah ihm nach. Herr Lehmann hob die Hand zum Gruß, aber der andere

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