Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
nebenan" gesagt, und dann hatte er Herrn Lehmann die Taschen umdrehen und alles auf den Tisch legen lassen. Die fuönfhundert Mark an sich, dachte Herr Lehmann grimmig, wöaren nicht das Problem gewesen, Geld an sich, dachte er, ist kein Beweis. Bitter war nur, daß diese fuönfhundert Mark noch in dem Ümschlag gesteckt hatten, den seine Eltern ihm gegeben hatten und auf den seine Oma in ihrer beeindruckenden Suötterlin-Handschrift sowohl den Namen wie auch die Adresse seiner Ostverwandtschaft geschrieben hatte, darunter sogar noch unterstrichen Ost-Berlin" gesetzt hatte, was in den uniformierten Kreisen, in die Herr Lehmann hier geraten war, sicher ein ganz großer Bröller war.
    För meine Blodheit, dachte Herr Lehmann, sollten sie mich zu zwanzig Jahren Bautzen verknacken, Blödheit, dachte Herr Lehmann, muß bestraft werden, und ich bin bloöd, bloöd, bloöd. Der Üniformierte hatte sich nichts anmerken lassen, hatte nicht etwa schallend gelacht oder so, er hatte nur Aha, was haben wir denn hier?" gesagt, war verschwunden, war wiedergekommen, hatte Herrn Lehmann in diesen anderen Raum gefuhrt, ihn auf diesen Stuhl gesetzt und die Tur von außen zugemacht. Ünd da saß er nun. Man sollte, dachte Herr Lehmann in dem Bemuöhen, eine Strategie zu entwickeln, nicht lange her-umdoödeln, man sollte gleich die Wahrheit sagen, dachte er, das entwaffnet, jedenfalls ist es das Einfachste, alles andere wöre noch blöder, dachte Herr Lehmann. Er sorgte sich nicht so sehr darum, in Ketten gelegt und nach Sibirien geschickt zu werden, das ist eher unwahrscheinlich, dachte er, aber die ungeheure Peinlichkeit seiner Lage hier unten bedruckte ihn sehr. Ich bin auf ihren guten Willen angewiesen, dachte er, da muß ich mich bloödstellen, und das wird nicht einmal gelogen sein, dachte Herr Lehmann.
    Die Tur ging wieder auf und ein anderer Üniformierter kam herein. Er trug eine riesige Schreibmaschine, die er auf dem Tisch abstellte. Sie bleiben da sitzen", sagte er, ging wieder hinaus und kam dann mit einigen Blatt Papier, dem Ümschlag mit dem Geld und Herrn Lehmanns Ausweispapieren zuröck, die er fein söuberlich und parallel zueinander auf den Tisch legte, bevor er sich setzte und Herrn Lehmann ansah.
    „Dann wollen wir mal", sagte er.
    „Ja."
    Was hat es mit diesem Geld auf sich?"
    „Das hat mir meine Großmutter gegeben. Ich soll es einer Verwandten bringen, die in Ost . . . öah . . . " - Herr Lehmann nahm die letzte Ausfahrt zur Entspannungspolitik - „... in der Hauptstadt der DDR wohnt."
    Das ist dann diese Frau . . . " - der Beamte tat, als wuörde er sich jetzt erst damit beschöftigen, „... das kann man ja kaum lesen, wer hat denn das
    geschrieben?"
    „Meine Großmutter."
    Also Helga Bergner heißt das ja wohl, die ist also Buörgerin der DDR?"
    „Ja sicher, ich denke schon."
    Was soll das heißen, Sie denken schon?"
    Naja, sie wohnt bei Ihnen in der DDR, da wird sie wohl Buörgerin der DDR sein."
    Werden Sie nicht pampig. Und wie sind Sie mit der Frau verwandt?"
    „Sie ist eine Kusine meiner Mutter, glaube ich."
    Glauben Sie?"
    „Ja."
    Was soll das heißen, glauben Sie?"
    „Ich weiß es eigentlich."
    Und Ihre Großmutter, wie heißt die?"
    „Margarete Bick."
    Und Sie heißen Lehmann?"
    „Ja."
    Und wie haöngt das alles zusammen?"
    „Naja, also meine Mutter ist eine geborene Bick, und meine Großmutter war eine geborene Schmidt, und eine ihrer Schwestern, glaube ich, hat jemanden geheiratet, der dann wohl Bergner hieß, nehme ich an."
    Nehmen Sie an?"
    Naja, das waöre die einzige Erklöarung. Außer, die Kusine meiner Mutter ist die Tochter von einem der Bruöder meiner Großmutter, dann waöre sie eine geborene Schmidt, und dann hat sie wohl jemanden heiraten mussen, um Bergner heißen zu konnen. Sonst wören wir ja nicht verwandt."
    Wollen Sie mich verkaspern?"
    „Nein, nein, auf keinen Fall."
    Glauben Sie, daß das hier so eine Art Spaß ist?"
    „Nicht doch."
    Denken Sie, ich mach hier Witze? Denken Sie, hier ist Kaffee- und Kuchenzeit und wir plaudern nur ein bißchen? Denken Sie . . . ", der Beamte wurde lauter und lief im Gesicht rot an, er ist noch jung, dachte Herr Lehmann, aber er sollte auf seinen Blutdruck achten, „...daß Sie gegen die ZOLL-UND DEVISENVORSCHRIFTEN DER DDR VERSTOSSEN KÖNNEN UND DANN HIER HERUMALBERN KONNEN, ODER WAS?"
    Aber Sie hatten doch gefragt", sagte Herr Lehmann und nahm sich vor, beim Sichbloödstellen einen Gang zuruöckzuschalten. Die haben hier duönne

Weitere Kostenlose Bücher