Herr Lehmann: Herr Lehmann
Pluöschvorhöangen, den er ganz gerne mochte, und sprach dort mit der Nachmittagsbedienung, einem Maödchen namens Sabine, aber die kannte Karl kaum und hatte ihn auch nicht gesehen, und weil das alles ja doch nichts brachte, ging er schließlich ohne weitere Ümwege in die
Markthalle und sprach dort mit Heidi. Die bestätigte das, was Erwin erzahlt hatte.
Aber was war denn los, was sollte das denn?" fragte Herr Lehmann, nachdem sie ihm einen Kaffee und einen Ouzo gegeben hatte, etwas, was Herr Lehmann sonst nie bestellte, schon weil es Schnaps war, aber dies war ein außergewöhnlicher Tag, und das griechische Restaurant hatte ihn irgendwie an die Möglichkeit erinnert, Ouzo zu trinken. „Wie kam er denn auf so einen Scheiß?"
„Ich weiß es nicht. Der war ganz komisch drauf, das war ganz schrecklich", sagte sie und setzte sich auf den Hocker, den sie sich immer hinter den Tresen stellte. „Das war, wie wenn man den gar nicht kennt. Wolltest du heute nicht mit Katrin im Osten sein?" wechselte sie plötzlich das Thema.
Bin schon wieder da" , sagte Herr Lehmann. Weißt du vielleicht, wo er hingegangen sein konnte?"
„Keine Ahnung. Was lauft eigentlich so mit dir und Katrin?"
Herr Lehmann sah ihr pröfend ins Gesicht. „Wieso?"
Seid ihr jetzt zusammen?"
Hast du das Katrin auch schon gefragt?"
Ach die . . . " Heidi machte eine wegwerfende Handbewegung. Die redet doch kaum mit mir. Also ich weiß nicht . . . "
„Ich auch nicht", sagte Herr Lehmann. „Ich muß mal eben telefonieren."
Er ging zum Klo und rief bei Katrin an. Es nahm niemand ab. Er sagte auf ihren Anrufbeantworter, was im Osten passiert war, daß mit ihm alles in Ordnung sei, und daß er hoffe, bei ihr sei das genauso, und dann ging er zuräck an den Tresen. Heidi saß versonnen auf ihrem Hocker und starrte durch das gegenöberliegende Fenster in den traben Tag hinaus.
Ich fahre diesen Winter weg" , sagte sie an ihm vorbei in den Raum hinein. „Das tu ich mir nicht mehr an. Nach Bau."
,, Allein?"
Nee, mit zwei anderen Leuten. Ist nicht teuer, wenn man erst mal da ist. Die nehmen mich mit, die haben einen Vertrieb fiir Bali-Klamotten, die sind da dauernd. Vielleicht kann ich auch fur die arbeiten, mal sehen."
„Das ist sicher eine gute Sache", sagte Herr Lehmann, „Bali und so."
Ja. Ich habe keinen Bock mehr auf den Winter hier, ehrlich. Das schafft mich jedesmal."
Ja klar" , sagte Herr Lehmann. Aber wegen Karl: Hast du irgendeine Ahnung, wo der jetzt sein konnte?"
„Nein. Bei dem blicke ich schon lange nicht mehr durch."
„Kommt er dir denn schon langer irgendwie komisch vor? Erwin meint, der dreht ab oder so."
Ach Erwin. Erwin redet auch viel, wenn der Tag lang ist. Karl ist halt Karl. Aber so wie heute, das war schon komisch. Und wie er dann Erwin eine gelangt hat . . . "
,,Mit der Faust?"
„Nein, das war so 'ne richtige Ohrfeige, das hat richtig geklatscht."
Was hat er denn ploätzlich gegen Erwin?"
Ich habe keine Ahnung, wirklich. Das war ziemlich wirr, was er da so geredet hat. Außerdem war er ja auch so besoffen, und gestunken hat der
Hm . . . "
Ich glaube aber, Karl hat eine Freundin irgendwo. Ich weiß nicht, wie die heißt, aber die hat eine Kneipe in 6l."
Herr Lehmann erinnerte sich an den Abend, an dem sie alle zusammen ins Savoy gegangen waren, und an die Frau, die Karl uber den Kopf gestreichelt hatte. Da hätte ich auch gleich drauf kommen konnen, dachte er. Er trank den Ouzo und schuättelte sich.
„Seit wann trinkst du denn so was?" fragte Heidi.
„War nur so 'ne Idee gewesen." Herr Lehmann schuttete den Rest seines Kaffees dem Ouzo hinterher und stand auf.
Schreibst du das auf?"
„Das geht nicht mehr", sagte Heidi.
Wieso geht das nicht mehr?"
„Erwin hat gesagt, auch die Leute, die fur ihn arbeiten, sollen ihren Kram jetzt immer gleich bezahlen. Er kann uns nicht immer alle mit durchfuättern, hat er gesagt. Umsonst gibt's nur noch, wenn man arbeitet."
Seit wann das denn?"
„Hat er vorhin gemeint. Nachdem Karl weg war. Da hat Erwin erst einmal die Zettel von den Leuten durchgeguckt. Deinen auch."
Was soll denn der Scheiß jetzt?"
Heidi zuckte mit den Schultern.
„Ich kann nichts dafur. Mußt du Erwin fragen. Ich weiß aber was!" sagte sie läachelnd.
Was denn?"
„Ich schreib's einfach nicht auf. So einfach ist das."
Du bist in Ordnung, Heidi."
„Schän, daß du das mal merkst."
„Habe ich immer gewußt."
„Um so schäner, daß du's mal sagst."
Ich geh jetzt mal Karl
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