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Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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die schöne Köchin, aß derweil Popcorn, als ob es nie wieder etwas zu essen geben würde, und immerhin war er im Laufe des Abends schon einmal kurz mit ihr ins Gespräch gekommen, wenn auch nur über die Frage, warum zum Teufel es überhaupt salzige Popcorn gab, ein Umstand, der Herrn Lehmann ein ewiges Rätsel bleiben würde, was er ihr auch gesagt hatte, aber sie war anderer Meinung gewesen, und da waren sie nun.
    “Ich hol mal Bier”, rief sein bester Freund Karl herüber, wollt ihr auch noch?”
    “Klar”, rief Herr Lehmann.
    “Könnt ihr mal ruhig sein”, kam es von hinten. Das war Quatsch, denn überall im Kino wurde getuschelt, gejohlt und geraschelt, außerdem stank es nach Hasch und es wurde viel und an den falschen Stellen gelacht. Sogar Hunde waren im Saal. Jetzt gerade sah Herr Lehmann einen, der ihn an den erinnerte, den er vor einigen Wochen auf dem Lausitzer Platz getroffen hatte. Genaueres konnte Herr Lehmann nicht erkennen, es war zu dunkel, und der Hund lief nur kurz einmal von links nach rechts an der Leinwand vorbei, aber er hatte die gleiche Figur wie der Hund vom Lausitzer Platz, einen wurstförmigen Körper mit dünnen Beinen dran, und er bewegte sich auf eine Herrn Lehmann irgendwie vertraute Art. Herr Lehmann wußte nicht, was er davon halten sollte und blickte wieder Katrin an, die sich gerade eine Zigarette anzündete, obwohl sie den Mund noch voller Popcorn hatte. Scheiß auf den Hund, dachte er, und konzentrierte sich wieder darauf, sie anzusehen, bis er so verliebt war, daß es ihm zu viel wurde.
    “Ich komm mit, ich muß sowieso aufs Klo”, sagte er. Aber Karl war schon weg.
    “Ist ja mächtig interessant”, kam es wieder von hinten. Es war eine Frauenstimme. Wahrscheinlich eine Star-Wars-Cineastin, dachte Herr Lehmann verbittert, eine von denen, die auf keinen Fall die Dialoge verpassen wollen. “Halt die Klappe, ich will den Film sehen”, sagte er scharf, stand auf und fand dank der reichlichen Explosionen, die dem Todesstern in diesem Moment den Rest gaben, seinen Weg nach draußen.
    Da wartete schon Karl am Verkaufstresen neben der Kasse. “Beck’s oderSchultheiß?” fragte er und lachte sich schief über diesen guten Witz. Er war in Hochform, er sprühte geradezu vor Energie und wiegte seinen schweren Oberkörper gutgelaunt hin und her, während er mit kleinen Münzen bezahlte. Vor ihm standen drei Tüten Kartoffelchips und drei Flaschen Bier.
    “Was willst du mit den Chips?” fragte Herr Lehmann säuerlich. “Sie hat doch schon Popcorn.”
    “Salzige Popcorn”, sagte sein bester Freund Karl mit erhobenem Zeigefinger. “Kluge Frau hast du dir da ausgesucht, mein Lieber. Die denkt an die Elektrolyte!”
    “Ich hab sie mir nicht ausgesucht. So kann man das nicht sagen.”
    “Ja, das ist wahr, man kann sie sich nicht aussuchen. Sie kommen über einen, die Liebe ist eine Himmelsmacht und so”, sagte Karl und reichte ihm ein Bier.
    “Ich will da nicht wieder rein. Das bringt doch nichts. Warum sind wir nicht in Rumble Fish gegangen, der läuft doch gleich nebenan.”
    “Ach Frank”, sagte Karl, Rumble Fish, das ist doch Käse.”
    “Das ist ein Superfilm”, verteidigte sich Herr Lehmann, ein absoluter Spitzenfilm ist das.”
    “Den hast du schon tausendmal gesehen, Alter. Würde mich wundern, wenn du in den letzten zehn Jahren überhaupt irgendeinen anderen Film als den gesehen hättest. ‘Du bist ein Spitzenlover, Rusty James’”, zitierte sein bester Freund Karl, “auf so was stehst du natürlich, du bist ja auch der Rusty James der Eisenbahnstraße. Aber die Frauen sind nicht so, glaub mir das, die finden das nicht so toll.”
    “Darum geht’s doch gar nicht. Und was sollte der Scheiß mit der Band von Marko und Klaus. Das war das Grottigste, was ich je gesehen habe.”
    “Die waren doch immer schon grottig”, sagte Karl. “Die alte Band von denen war doch auch Kacke. Und die davor auch.”
    “Das ist kein Grund. Das ist doch ein Scheißabend ist das.”
    “Ja, manchmal muß man durch die Hölle gehen. Aber das verstehst du nicht. Du hast es bei den Frauen immer viel zu leicht gehabt.”
    “Das ist doch Teenagerscheiße, außerdem ist das irgendwie peinlich, wenn du als Kuppelmutter auftrittst.”
    “Also, vor mir braucht dir gar nichts peinlich zu sein. Aber okay, okay”, sagte Karl und hob beide Hände, “ich bin schuld. War eine Scheißidee. Hier, nimm erst mal das Bier. Ist halt blöd, die Alte.”
    “Wieso das denn

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