Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
Kino?”
    “Natürlich ins Kino. Man geht immer ins Kino, wenn man verliebt ist.”
    “Wer hat dir gesagt, daß ich …”
    “Kino. Das ist das einzig Wahre. Kino. Kultur, dunkel, alles klar.”
    “Was ist mit Kino?” wachte Jürgen auf.
    “Ins Kino gehen. Herr Lehmann soll romantischerweise ins Kino gehen.”
    “Im Notausgang gibt es die Lubitsch-Retrospektive”, sagte Jürgen. Ninotschka, Sein oder nicht sein, das waren noch richtige Filme, so Kram.”
    “Das kann man jetzt nicht bringen, das ist zu auffällig”, schrie Erwin.
    Herr Lehmann ignorierte das.
    “Ich kenn die doch gar nicht”, wandte er ein. “Ich kann die doch nicht  infach fragen, ob sie ins Kino will.”
    “Ich hab’s nur gesagt”, wehrte sein bester Freund Karl ab. “Das Glück ist eine warme Pistole.”
    “Ich geh da jetzt hin”, bekräftigte Herr Lehmann seine ursprüngliche Absicht.
    “Ich kümmere mich drum”, sagte sein bester Freund Karl.
    “Sei aber vorsichtig”, schärfte Erwin ihm ein. “Irgendwie unauffällig.”
    “Würde ich nicht bringen”, sagte Jürgen.
    “Ich mach das klar mit dem Kino”, sagte sein bester Freund Karl.
    “Ich hol einfach mal Bier für uns alle”, strickte Herr Lehmann bereits an seiner Agentenlegende und stand auf. Er ging langsam und unauffällig zum Tresen hinüber und hatte schon jetzt das Gefühl, daß alle ihn anstarrten, wobei er sich unangenehm bewußt wurde, wie eng das neue T-Shirt von Erwin saß. Dann setzte er sich auf den Barhocker neben Kristall-Rainer, der eigentlich Kristall-aber-ohne-Zitrone-Rainer hätte heißen müssen, wie er etwas albern dachte, und richtete das Wort an Marko: “Ich brauch noch einmal drei Bier, einen Schnaps für Erwin und Kartoffelchips.”
    Marko sagte irgend etwas über Erwin und seine Vorlieben, aber Herr Lehmann achtete nicht darauf. Er versuchte, mit Kristall-Rainer Blickkontakt aufzunehmen, aber Kristall-Rainer schaute versonnen auf die Flaschen hinter der Theke.
    “Wieso hört der Regen auf, wenn es Blasen schlägt”, versuchte Herr Lehmann das Gespräch zu beginnen. Kristall-Rainer reagierte nicht. Herr Lehmann zog ihn vorsichtig am Ärmel. “Sag doch mal, ehrlich jetzt, wieso hört  der Regen auf, wenn es Blasen schlägt?”
    Kristall-Rainer schaute ihn an. Marko stellte derweil die Getränke auf den Tresen. “Geht auf Erwin”, sagte Herr Lehmann ohne hinzuschauen. Marko sagte irgend etwas über Erwin und seinen Deckel, aber Herr Lehmann kümmerte sich nicht darum. Er schaute Kristall-Rainer in die Augen und war sich nicht sicher, ob der ihn überhaupt wahrnahm. “Scheint ja echt was dran zu sein.”
    Kristall-Rainer grinste, es war etwas Maskenhaftes daran, so als ob er lange überlegt hatte, bevor er sich ausgerechnet für ein Grinsen entschied. “Hat meine Oma immer gesagt.”
    “Ja, die Omas”, sagte Herr Lehmann, die haben immer so Sachen drauf.”
    “Wenn’s Blasen schlägt, dann hört’s bald auf, hat sie immer gesagt.”
    Kristall-Rainer lachte trocken. “Ist doch logisch warum”, fügte er hinzu.
    “Warum denn?”
    “Kannst du dir das nicht denken?” fragte Kristall-Rainer.
    “Nein”, sagte Herr Lehmann und fand die Frage angesichts von Kristall Rainers Zustand etwas frech. Erwin hat recht, dachte er, nicht wegen der Zivilbullengeschichte, aber man sollte ihn nicht unterschätzen.
    “Wenn es lange regnet, dann bilden sich Pfützen”, sagte Kristall-Rainer, und Herr Lehmann fiel auf, daß er nie lallte, obwohl er immer Unmengen von Weizenbier intus haben mußte, und er erwischte sich selbst bei dem völlig abseitigen Gedanken, daß es vielleicht bloß die Zitrone war, die einen zum Lallen brachte. Das, dachte Herr Lehmann, ist der dümmste Gedanke, den ich in den letzten zehn Jahren gehabt habe. Vielleicht aber, blieb er gedanklich auf der schattigen Seite, schüttet er das Weizen immer heimlich weg. Ich darf nicht wie Erwin denken, rief er sich selbst zur Ordnung, sonst bringt das hier nichts.
    “Es kann nicht Blasen schlagen, bevor nicht Pfützen da sind”, fuhr Kristall Rainer fort. Das ist doch logisch. Und wenn es so lange geregnet hat …” er legte eine Kunstpause ein und nahm einen Schluck von seinem Weizenbier, wobei er sich etwas besabberte “… daß es Pfützen gibt, dann hört es eben bald auf.”
    “Ah ja”, sagte Herr Lehmann. Er hatte etwas Ausgefalleneres erwartet.
    “Es kann aber nur Blasen schlagen”, wandte er ein, “wenn richtig dicke Tropfen fallen. Ich meine, wenn es nur

Weitere Kostenlose Bücher