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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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Wohnungstür mit der Hüfte zu und schleppte den Bierkasten in Ennos Zimmer. »Hier. Wenn ihr mich nicht hättet. Sogar schon kalt.« Als er sich umblickte, sah er, dass neue Gesichter hinzugekommen waren, auch ein Typ mit Brille, der wie ein Maulwurf dreinschaute.
    »Das ist Gernot, den hat Tom mitgebracht.«
    »Hi.« Jost raffte Ennos Klamotten von einem Sessel und ließ sich hineinfallen. »Arbeitest du mit Tom zusammen?«
    »Nein, ich bin Musiker. Zur Zeit noch an der Musikhochschule, ich mach nächstes Semester mein Diplom.«
    »Musiker, aha. Also so was in der Art?« Mit der Flasche in der Hand markierte Jost eine Luftgeige.
    »Nein, spielen tu ich Klavier, aber meine Hauptfächer sind Komposition und Dirigieren.«
    »Komp…« Jost prustete los, Bier zernebelte wie Sprühregen in der Luft. »Enno! Hast du gehört? Ein Com-posi-teur!«
    Enno, dicht neben einer blonden Schönheit auf dem Bett sitzend, sah herüber. »Na, dann soll er aber die Finger von dem Cocktail lassen.«
    Gernot zog den Kopf ein wenig ein.
    »War nur ’n Spaß!« Enno beugte sich vor und reichte ihm eine geöffnete Bierflasche, Kondenswasser hatte einen feuchten Film auf dem Glas hinterlassen. »Aber wir hatten hier neulich Besuch von einem angeblichen Com-po-siteur. Der hat sich so volllaufen lassen, dass wir echt Angst gehabt haben, er verreckt uns. Wir haben ihn ins Bett gepackt, und dann hat er bis zum andern Nachmittag Notenaufgeschrieben. Einen ganzen Packen. Keine Ahnung, wo der herkam.«
    »Na, aus Steinhof, woher soll er sonst gewesen sein«, fiel Jost ihm ins Wort. »Der hat total wirres Zeug geredet und zum Schluss erklärt, er sei Mozart! Das war vielleicht ’ne Nummer.«
    »Dann ist er aber der Erste von all den wiederauferstandenen Mozarts im letzten Jahr, der überhaupt Noten schreiben kann.« Der Maulwurf lächelte jetzt schüchtern hinter seiner Brille hervor. »Das hat immerhin Stil!«
    »Phh, wer weiß, was er da hingeschmiert hat.«
    »Na, er wird’s uns bestimmt sagen können.« Enno zeigte mit dem Kinn auf Gernot, erhob sich und kramte in seinem Bücherregal herum.
    »Hast du den Scheiß echt aufgehoben?« Jost schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Mann, du bist wirklich ein Ei!«
    Enno zog einen Packen weißer Blätter aus dem Regal, pustete darauf, dass Staubkörner im Lichtkegel der Stehlampe tanzten, und trat mit Nachdruck nach etwas Schwarzem, das unter das Regal flüchtete. Schließlich gab er die Papiere weiter. »Hier, von deinem Kollegen Mozart. Ich geh mal schaun, ob das Chili schon warm ist.« Auffordernd reichte er der Blonden die Hand und verschwand mit ihr zur Tür hinaus.
    Gernot warf einen Blick auf die beschriebenen Seiten in seinem Schoß, fuhr mit dem Finger darüber. Tatsächlich: Die Notenlinien waren mit Bleistift gezogen, ganz dünn noch zu Beginn jeder Zeile, breiter zu ihrem Ende. Darauf war mit Kugelschreiber geschrieben, manche der Achtel- und Sechzehntelköpfe waren verschmiert. Gernot schmunzelte über die täuschend echte Signatur, verzog sich in den Sessel neben der Stehlampe, vertiefte sich in die Noten, versank in der Musik, hatte nur noch Ohren für diese Komposition, die, obwohl in fast barocker Manier gesetzt, sounverschämt kühn und virtuos klang, dass es wieder in ihm zu nagen begann. Kein Neid, das nicht, nur Resignation. Er spürte, dass solche Werke, von denen es Gott sei Dank nicht viele geben konnte, eines Tages dazu führen würden, dass er doch zurückginge nach Kärnten, in die Gastwirtschaft seines Vaters, um Wein und Schnaps auszuschenken und jeden Samstagabend zuzuhören, wie einer auf dem Hackbrettl die Touristen ergötzte.
    Jemand riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Willst’ nix essen?«
    Gernot sah auf. Rückte seine Brille zurecht, raffte die Noten zusammen und folgte dem anderen in die Küche, wo alle herumstanden und Suppe aus Kaffeetassen oder Müslischalen löffelten. Nach einer Weile tippte der Mann neben ihm, der sich Enno nannte, gegen das Papier.
    »Na, was hat er denn so drauf, unser Mozart?«
    Gernot hob die Schultern. »Nichts, natürlich. War wohl wirklich ein Irrer, ziemlich sinnloses Zeugs.«
    »Aha. Irgendwie schade.« Enno schob sich einen Löffel Chili in den Mund. »Hm, gut.«
    Gernot zog eine Seite hervor. »Der hat sie tatsächlich nicht mehr alle, guck, hat Mozarts Unterschrift druntergesetzt.« Er angelte sich eine geöffnete Weinflasche vom Tisch, suchte nach einem Glas. »Hast du was dagegen, wenn ich das mitnehme, die in meinem

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